Musik an sich


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Placebo

Battle for the Sun


Info
Musikrichtung: Darkrock

VÖ: 17.05.2007

(Dreambrother)

Internet:

http://www.placeboworld.co.uk



Psychedelic heißt bunt...

Placebo ist längst Teil der Gegenwartskultur. So viel scheint schon klar, bevor ich mich Battle for the Sun meine erste (komplette) Scheibe der Band höre - aber wenn die FAZ der Band im Feuilleton einen Artikel widmet, dann muß Placebo einfach Kultur sein! Zugegeben: Die dortigen Charakterisierungen als "Nervenzusammenbruchrock" bzw. die nun wirklich nicht netten Ausfälle gegenüber Frontmann Brian Molko ("Mädchenmann", "manisch-depressive Harlekin-Grimasse" usw.) lassen mich für die Scheibe nicht gutes vermuten...
Das vollkommene Gegenteil zu dieser ersten Einschätzung stellt der Auftritt der Band auf dem noch nicht lange vergangenen ROCK-AM-RING dar, auf dem die Band frenetisch abgefeiert wird. Wiederum zugegeben: Ich kann keinen großen Unterschied zwischen alten Songs und denen, die als "neu" apostrophiert werden, erkennen...

Aber damit dann nun endllich auch zum mithin sechsten Album der beiden Londoner Brian Molko und Stefan Olsdal, die sich mit Brian Forrest einen neuen Drummer ins Boot geholt haben. Auch sonst, so erzählt die Bonus-DVD mit dem Making-of des Albums, stellt Battle for the Sun keinen geringen Bruch in der Geschichte der Band dar, sogar einen Neuanfang nach dem Beinahe-Zusammenbruch nach Meds konstatiert Brian Molko.
Was aber ist neu? Battle... wurde eingespielt ohne einen Plattenvertrag in der Tasche, so dass Brian und Stefan eine größere Kreativität und Authentizität für das Album beanspruchen, und sie scheuen sich auch nicht, mit Lust das neue Equipment vor dem aufmerksamen Zuschauer auszubreiten, mit dem ein neuer Placebo-Sound erzeugt werden soll. Auch die Energie des neuen Bandmitgliedes loben die Beiden über den grünen Klee hinaus, dessen Rolle im Video sich jedoch meist darauf beschränkt, wie aufgedreht auf sein Schlagzeug einzuhämmern. Neu - und das soll auch der Titel implizieren - ist die positive Grundstimmung auf Battle for the Sun. "Wir sind ins Licht getreten", meint Molko, "es ist zwar nicht so, dass die Dunkelheit nicht Teil unseres Lebens und Schaffens ist, aber wir haben uns bewußt dafür entschieden, hinaus in die Sonne zu treten". Dementsprechend "colourfull", "optimistic" und "psychedelic" (im Sinne von "bunt") sei das Album geworden. es ist und bleibt halt so: The Show must go on...

Beim ROCK-AM-RING haben Placebo das nicht zeigen können, und auch für den Nicht-Placebo-Fachmann stellt sich jener von Brian Molko beschworene Grundtenor nicht ein. Lyrisch und musikalisch hält sich das Gesamtkunstwerk Battle for the Sun im Rahmen dessen, wofür Placebo seit 1993 bekannt sind und geliebt werden: Düsterer, und durchaus kraftvoller Rock - das wiederum haben sie live schon gezeigt.
In ihren arrangements und auch in der Professionalität unterscheiden sich Placebo aber deutlich von vielen Anderen, die in der gleichen Sparte ihr Glück versuchen, und gelegentlich blitzt - etwa im Einsatz der Belchbläser, etwa in der ein oder anderen Textzeile, dem ein oder anderen Melodiebogen - doch wirklich ein Gefühl durch, das man als "optimistisch" kennzeichnen könnte...

Egal: Fans werden Placebo für dieses Album lieben, und auch Menschen, die gutgemachten und düsteren Rock lieben sollten zumindest ein Ohr riskieren bei Battle for the Sun...



Andreas Matena



Trackliste
1Kitty Litter3:38
2 Ashtray Heart3:32
3 Battle for the Sun5:33
4 For what it´s worth2:48
5 Devil in the Details4:29
6 Bright Lights3:24
7 Speak in Tongues4:06
8 The Never-Ending Why3:24
9 Julien4:43
10 Happy you´re gone3:51
11 Breathe underwater3:44
12 Come undone4:37
13 Kings of Medicine3:14
Besetzung

Brian Molko: vocals, guitars
Steve Forrest: drums
Stefan Olsdal: bass


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