Oceana
Love Supply
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Natürlich habe ich Vorurteile! Die sind ja auch manchmal ziemlich hilfreich.
Als ich die Love Supply-Promo aus dem Umschlag zog, schaltete mein Vorurteils-Relais sofort: Teenie-Soul, MTV, US-Scheiß; ergo: diese Review zu schreiben, ist mal wieder mehr Arbeit, als Vergnügen.
Es gehört zu den schönen Momenten im Leben, wenn negative Vorurteile ent-täuscht werden. Oceana schafft das mit einem Song, der in den Olymp der Allzeit-Pop-Faves gehört. „Pussycat on a Leash” hat alles was ein geniales Pop-Kleinkunstwerk braucht. Die Stimme von Ocena changiert verführerisch zwischen naiver Unschuld und Femme fatale und hat dabei himmlisch viel Soul in der Kehle. Die Nummer swingt völlig relaxed bis in die Fingerspitzen hinein. Dazu gibt es einen groovenden Refrain. Gekonnt gesetzte Breaks leiten zu immer wieder neuen Atmosphären und geben dem knapp 4-Minüter geradezu progressive Dimensionen.
Grandios! – ohne irgendeinen Abstrich!
Aber: „Pussycat on a Leash” ist für mindestens Zweidrittel der Punkte verantwortlich, die dieses Album erhält. Leider ist der Sturz im Vergleich zum Opener häufig sehr tief. Das folgende „Cry cry“ ist zum Beispiel bestens geeignet, die oben genannten Vorurteile zu bedienen. Es ist fast nicht zu glauben, dass diese durchschnittliche, völlig Charismen-freie auch den Opener eingesungen haben soll. Der Titelsong zieht dann so etwas wie die Quersumme aus beiden Stücken,
Vielleicht hätte man „Pussycat on a Leash” nicht gleich an den Anfang setzen sollen. Aber die Erwartung, dass Oceana dieses Niveau über die ganze Dreiviertelstunde halten könnte, dürfte wohl sowieso niemand haben.
One-Hit-Wonder oder mehr? So ganz traue ich mir die Antwort nicht zu. Denn es gibt einige Lichtblicke, die weiteres Potenzial erahnen lassen. „Fucked up Situation”, die eindeutige Nummer 2 des Albums, ist ein schöner Reggae mit einer Melodie, die die wieder schwächere Stimme gut trägt und Anklänge an die Stereo MCs hat – gemixt mit einem 60ies Sound.
„Lala“ ist eine Art Kleinmädchen-Version von „Mambo Nr. 5“. „As sweet as you“ schielt etwas in Richtung Las Vegas und die unschuldige kleine Pop-Nummer „Upside down“ (kein Diana Ross-Cover) zeigt wieder eine größere Variabilität der Stimme.
Ganz spannend ist auch „Until I see your Face”. Das mit zierlich zärtlicher Stimme vorgetragene Stück schmückt sich mit einer Saxofon-Melodie, die ihm – großzügig betrachtet – den Weg auf eine der jüngsten Supertramp(!)-Scheiben hätte verschaffen können, hier aber sehr soul-poppig überbaut wurde.
Bin gespannt, aber skeptisch, was wir von Oceana noch erwarten können. Auf meinem Schreibtisch liegt noch die Single-Auskopplung, die ich in der nächsten Ausgabe besprechen werde. Das Label hat sich dabei für „Cry cry“ entschieden – und das spricht für eine Perspektive, die wirklich zum Weinen ist.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Pussycat on a Leash | 3:39 |
2 |
Cry cry | 3:15 |
3 |
Love Supply | 3:34 |
4 |
Fucked up Situation | 4:15 |
5 |
He says | 3:36 |
6 |
Bad Boy (feat. Boundzound) | 3:26 |
7 |
All genetic (feat. Kami Jones) | 3:15 |
8 |
Lala | 3:17 |
9 |
Until I see your Face | 3:32 |
10 |
As sweet as you | 2:38 |
11 |
Upside down | 3:05 |
12 |
Baby hold on | 3:32 |
13 |
You need a Hug | 3:55 |
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