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Reviews
Lehár, F. (Welser-Möst)

Die Lustige Witwe (DVD)


Info
Musikrichtung: Operette

VÖ: 12.05.2005

Arthaus Musik / Naxos (DVD (AD: 2004, live) / Best.nr. 100451)

Gesamtspielzeit: 125:00

Internet:

Arthaus Musik



EIN FEST FÜR DIE SINNE

Schon bei der Uraufführung 1905 war der "Lustigen Witwe" überwältigender Erfolg beschieden und bis heute gehört sie zu den beliebtesten Operetten - an der auch das renommierte Züricher Opernhaus nicht vorbeikommt. Hier aber hat man sich bei der Inszenierung von Helmut Lohner nicht allein auf die zugkräftige Musik zu verlassen. Nein: In einem Rausch opulenter Bühnenbilder, üppiger Kostüme und bester Laune ersteht hier die Dekadenz des beginnenden 20. Jahrhunderts wieder auf, farbenprächtig, klangsinnlich, mit überschäumender Lebensfreude. Pariser Amüsierlokal und amerikanische Bühnenshow scheinen da nicht weit voneinander entfernt zu sein.
Dabei agieren Solisten von Weltrang und mit profunder Opernerfahrung. So ist etwa Rodney Gilfry ein erfrischend anderer Graf Danila, als man ihm sonst oft begegnet. Statt eines übersatten, arbeitsscheuen Lebemannes sehen wir hier einen jungen Mann, dem die verkommene Fest- und Tanzgesellschaft erkennbar zum Halse heraushängt und der ihre Verlogenheit nicht mitmachen mag. Gilfrey singt sich dabei im Laufe der Aufführung mehr und mehr frei, und seine volle, kraftstrotzende Stimme ist für die polternden Auftritte ebenso geeignet, wie für das säuselnde "Lippen schweigen"-Duett. Da verzeiht man ihm gern, dass es bei der Artikulation des deutschen Textes manchmal ein paar Schwächen zu verzeichnen gibt.
In der Titelrolle glänzt Dagmar Schellenberger, die eine kokette, scharfzüngige Gräfin präsentiert und dabei die Klippen dieser keineswegs leichten Partie sicher und scheinbar unbekümmert umschifft. Die Witwe wird mit ihr zu einer selbstbewußten, attraktiven jungen Frau.
Herrlich frivol ist Ute Gfrerer als Valencienne. Neben einem geradezu waffenscheinpflichtigen Dekolleté ("Ich bin eine anständ´ge Frau"...) zeichnet sie eine schlanke, helltönende Stimme und ein beachtliches komödiantisches Talent aus.
Auch in den weiteren Rollen gibt es keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen, wenngleich man Herbert Prikopas aufdringlich wienerischen Njegus nicht unbedingt lieben muß.

Franz Welser-Möst gibt dem ganzen am Dirigentenpult gehörig viel Drive und weiß vor allem in den großen Festszenen geschickt, aber ohne Übertreibung mit dem Anziehen von Tempo und Dynamik zu spielen. So wird in diesen Momenten alles zu einem mitreißenden musikalischen Wirbel.
Unter dieser kundigen Leitung laufen auch Chor und Orchester zur Höchstform auf.
Die Bildregie ist perfekt auf das Bühnengeschehen abgestimmt, der Klang der Aufnahme läßt nichts zu wünschen übrig.
Diese "Lustige Witwe" lebt so ganz aus sich selbst heraus, verzichtet auf Regietheater-Zutaten und will nicht mehr sein, als allerbeste Unterhaltung. Und das ist sie wahrhaftig - mal entspannt, mal entfesselt!



Sven Kerkhoff



Besetzung

Dagmar Schellenberger - Hanna Glawari
Rodney Gilfry - Graf Danilo
Rudolf A. Hartmann - Baron Mirko
Ute Gfrerer - Valencienne
Piotr Beczala - Camille de Rossilon
Herbert Prikopa - Njegus
Boguslaw Bidzinski - Vicomte de Cascada

Chor und Orchester des Opernhauses Zürich

Ltg. Franz Welser-Möst


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