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Reviews
Gluck, Ch.W. (Brown)

Orphée et Euridice


Info
Musikrichtung: Oper

VÖ: 07.02.2005

Naxos / Naxos (2 CD (AD: 2002) / Best.nr. 8.660185-86)

Gesamtspielzeit: 85:43

Internet:

Naxos

Opera Lafayette



FRANZÖSISCH

Nachdem lange Zeit die von Hector Berlioz entwickelte Fassung dieser Oper Bühne und Katalog beherrschte, hat man sich zuletzt mehr und mehr der italienischsprachigen Wiener Urfassung von 1762, sowie der französischen Fassung von 1774 gewidmet. Letztere liegt auch dieser Aufnahme zugrunde. Die Pariser Fassung zeichnet sich durch einige zusätzliche Ballette und v.a. durch das Umschreiben der ursprünglich als Kastratenpartie angelegten Titelrolle für einen Tenor aus.
Es bedarf für eine adäquate Umsetzung also in erster Linie eines glänzend disponierten Hohen Tenors. Womit wir auch schon beim hervorstechenden Qualitätsmerkmal der Einspielung wären: Jean-Paul Fouchécourt brilliert als Orpheus. Er verzichtet auf unnötigen Druck, rundet die Töne schmeichelhaft ab und gelangt selbst in den Koloraturen der Arie "L´espoir renait dans mon ame" zu klangschöner Ausdruckskraft. Dabei verleiht die Tenorbesetzung dieser 1774er-Fassung der Oper ohnedies ein anderes, durchaus sanfteres Gepräge: weil mit jenem Stimmtyp in den höheren Lagen keine Schärfen verbunden sind, mischt sich der notwendig verhaltenere Ton besser mit den Orchesterklängen. Orpheus´ Stimme wird dadurch selbst zum Instrument.
In der Rolle der Euridice zeigt sich Catherine Dubosc als starke, selbstbewußte Frau, die mit ihrem Geliebten stimmlich durchaus mitzuhalten versteht. Einen angemessen leichtfüssigen Amor präsentiert Suzie LeBlanc mit ihrer schlanken, geläufigen Sopranstimme.

Der Ton, den Ryan Brown mit seinem Ensemble (Opera Lafayette Orchestra & Chorus) anschlägt, rückt Glucks sog. Reformoper eher in die Nähe des französischen Rokoko. Man hört hier meistenteils mehr die Anklänge an ein Musiktheater im Stile Rameaus, als vorausschauende Verweise auf das Musikdrama des 19. Jahrhunderts. Dabei intoniert das auf historischen Instrumenten spielende Orchester, obwohl nicht einmal schmal besetzt, eher kammermusikalisch delikat.
Jedoch: So angenehm, der stete Wohklang für das Ohr auch sein mag, so sehr vermißt man v.a. ab der 2. Szene des zweiten Aktes doch das dramatische Gespür. Dabei ist zunächst kritisch anzumerken, dass Tempo und Artikulation des Chors der Seligen Geister ("Cet sile, aimable et tranquille") unsenibel gewählt sind. Überhastet wirkt hier der Einstieg und spieluhrengleich automatenhaft der Gesang. Von Seeligkeit ist da wenig zu spüren. Später dann bei der Begenung zwischen Orpheus und Eurydike nimmt man ihr das Entsetzen über die scheinbare Kälte ihres Geliebten ("Fortune ennemie, quelle barbarie!") nicht ab, so harmlos-unverbindlich kommt die Passage daher. Und selbst in Orpheus legendärer Arie ("J´ai perdu mon Euridice" / "Ach, ich ahbe sie verloren") mag man schwerlich mitfühlen. Auch sie wird herrlich klar und rein gesungen, aber unter Ryan Brown so phrasiert, dass kein Hauch von Schmerz hörbar ist.

So hinterläßt die (klangtechnisch makellose) Doppel-CD einen gemischten Eindruck, kann doch der interpretatorische Grundansatz nicht im selben Maße überzeugen, wie das herausragende Team der Sänger.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Orphée: Jean-Paul Fouchécourt
Euridice: Catherine Dubosc
Amor: Suzie LeBlanc

Opera Lafayette Orchestra and Chorus

Ltg. Ryan Brown


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