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Reviews
Diverse 20. Jahrhundert (Rattle)

Musik im 20. Jahrhundert I – Tanz auf dem Vulkan


Info
Musikrichtung: Neue Musik Dokumentation

VÖ: 12.05.2005

Arthouse Musik / Naxos
DVD (AD 1998) / Best. Nr. 102 032


Gesamtspielzeit: 110:00



STREIFLICHTER ÜBER DIE MUSIKALISCHE MODERNE

Sechs Teile soll die DVD-Serie Musik des 20. Jahrhunderts umfassen, die bis zum Herbst 2005 bei Arthouse Musik erscheinen wird. Es handelt sich eigentlich um eine Fernseh-Produktion, die 1996 für diverse Sendeanstalten in Europa und vor allem den USA entstand und die jetzt mit deutschem Audiokommentar bzw. untertitelt wiederveröffentlicht wird. Abgesehen davon, dass Bild und Ton nicht den DVD-üblichen Standard erreichen, ist die Serie ein brauchbarer Digest für die Musik des vergangenen Jahrhunderts.

Kompetenter „Reiseführer“ durch die wechselhaften Klangwelten des vergangenen Jahrhunderts ist Simon Rattle, der damals noch Leiter des City of Birmingham Symphony Orchestra gewesen ist und mit dieser Formation und diversen Solisten auch die Tonbeispiele für diese Reihe beisteuert.
Das Projekt wendet sich an Neugierige, die ihren musikalischen Horizont erweitern wollen, eignet sich aber auch für den Musikunterricht: Das Konzept ist einfach und auf leichtes, unmittelbares Verständnis angelegt. Über eine instruktive Collage aus Zeitdokumenten, Filmausschnitten und illustrativen Kunstwerken, die von kurzen, klaviergestützten Kommentaren Rattles unterbrochen werden, erschließen sich die mehr oder weniger umfangreichen Tonbeispiele quasi beim Hingucken. Ausgewählte Stücke gibt es zudem noch als Audio-Extra, die 1. DVD z. B. enthält Schönbergs „Verklärte Nacht“ und Bergs „Violinkonzert“. (Weberns knappe Orchesterstücke op. 10 hätten diesen Teil schön abgerundet – schade, dass sie nicht mitaufgenommen wurden!)

Jede DVD setzt einen bestimmten Schwerpunkt. So stößt Nr. 1 das Tor ins 20. Jahrhundert auf, indem es den Wandel der Musik von der Spätromantik bis zur Zeit zwischen den Weltkriegen nachzeichnet; Nr. 2 und 3 konzentrieren sich auf Rhythmus und Klangfarbe, es folgen Beiträge zur Musik während und nach des II. Weltkrieges, die Musik Amerikas sowie Tendenzen aus jüngerer Zeit. Zwar war es nicht möglich, sämtliche Aspekte zu berücksichtigen. Der Fokus liegt vielmehr auf den zentralen Akteuren und wichtigen „Außenseitern“, vor allem auf den modernen Klassikern: Schönberg, Berg, Webern, Britten, Stravinsky, Debussy und Ravel, Strauss und Mahler, Schostakovitsch, Bartok und Varése. Für Entwicklungen ab 1950 stehen Stockhausen, Maderna, Ligeti, Lutoslawski und Boulez, der immerhin mit drei Werken in unterschiedlichen Kontexten vertreten ist. Die Amerika-Edition widmet sich Gershwin, Ives, Cage, Feldman, Riley und Copland, weiter Weill und Bernstein (Reich wird bereits unter Ryhtmus verhandelt). Jüngere Tendenzen werden durch Berio, Henze, Kurtág, Birtwistle, Turnage, Knussen und Gubaidulina angemessen repräsentiert. Vorlieben des Dirigenten haben gewiss eine Rolle gespielt, dennoch ist das Panorama insgesamt eindrucksvoll und eröffnet wichtige Perspektiven, in die sich auch nicht vertreten Komponisten – was z. B. ist mit Penderecki? – einordnen lassen.



Georg Henkel



Trackliste
Ausschnitte aus Werken von Wagner (Ouvertüre zu Tristan und Isolde), Schönberg (Verklärte Nacht, Fünf Orchesterstücke op. 16), Berg (Violinkonzert), Webern (Fünf Stücke für Orchester op. 10), Mahler (Sinfonie Nr. 7), Strauss (Elektra)

50:00 (Dokumentation)
60:00 (Audiotracks)
Besetzung

Felicity Palmer, Mezzosopran
Gidon Kremer, Violine
City of Birmingham Symphony Orchestra
Ltg. Simon Rattle


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