Colin de Blamont, F. (Tournet, V. – La Chapelle Harmonique)
Les Fêtes Grecques et Romaines
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Info |
Musikrichtung:
Barock / Oper
VÖ: 24.05.2024
(CVS / Naxos / 2 CD / DDD / 2023 / CVS141)
Gesamtspielzeit: 146:54
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DER VOLLENDETE MAINSTREAM
Der damals 33jährige François Colin de Blamont ging bei seinem Opernerstling „Les Fêtes Grecques et Romaines“ 1723 musikalisch auf Nummer sicher: Die Traditionsbezüge zum Gründervater der französischen Barockoper, Jean-Baptiste Lully, sind deutlich hörbar, zugleich werden alle erfolgreichen Neuerungen der Nachfolgegeneration – Destouches, Mouret, Delalande, Campra – assimiliert. Fasslichkeit auf prächtigem Niveau kennzeichnet diese Musik, die zudem mit einer Fülle eingängiger liedhafter Airs und anmutiger Tänze gespickt ist.
Der Erfolg beim Publikum stellte sich denn auch sofort ein und erwies sich als nachhaltig: Bis 1770 stand das Werk immer wieder auf dem Spielplan. Zur Beliebtheit trug sicherlich auch das inhaltliche Konzept bei: Colin de Blamonts Librettist Louis de Fuzelier wählte aus historisch-antiken Stoffen und nicht aus der Mythologie. Berühmte Festlichkeiten der Griechen und Römer stehen im Mittelpunkt, wobei die sportlichen „Olympischen Spiele“, die üppigen „Bacchanalien“ und die karnevalesken „Saturnalien“ jeweils den Hintergrund für eine mehr oder weniger glückliche Liebesgeschichte abgeben. Unter dem aufgebotenen Personal dürfte das dem Bacchus huldigende Paar Marc Antonius und Kleopatra auch heute noch am bekanntesten sein.
Das Genre, die „Ballett-Oper“, war damals noch recht neu und musste sich als gleichberechtigte Gattung neben der monumentalen Musiktragödie beweisen. Dass die drei selbständigen Akte von Colin de Blamont in qualitätvolle Musik gefasst wurden, dürfte zur Beliebtheit viel beigetragen haben: Musikalisch war das Ganze also auf königlichem Niveau, zugleich befreite sich die Oper vom schweren Versailler Repräsentationspomp und nährte die festlich-galanten Fantasien eines unterhaltungssüchtigen Publikums.
Aktuell dürfte das Werk aber vor allem deswegen auf den Spielplan bzw. ins Aufnahmestudio zurückgekehrt sein, weil sich ein Bezug zu den Olympischen Spiele 2024 in Paris herstellen lässt und man so das kulturelle Begleitprogramm mit einer Rarität bereichern kann. Die geschickte und unterhaltsame Machart des Werks erfährt erfreulicherweise nicht nur eine routinierte, sondern eine sehr ansprechende Umsetzung durch „La Chapelle Harmonique“ unter der Leitung von Valentin Tournet.
Mit einer stimmlich wohldisponierten sängerischen Besetzung, die sich in wechselnden Rollen bewährt, sowie einem fein abgerundeten Orchesterklang wird Colin de Blamonts einstiger Hit ebenso akzentuiert wie geschmackvoll zum Leben erweckt. Unter den Solist:innen ragen vor allem Hélène Carpentier und Gwendoline Blondeel heraus, unter dem Herrenensemble finden sich der wie immer emphatisch deklamierende Cyrille Dubois und der sonore David Witczak.
Georg Henkel
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Besetzung |
Helene Carpentier, Marie-Claude Chappuis, Gwendoline Blondeel, Cecile Achille, David Witczak, Cyrille Dubois
La Chapelle Harmonique
Valentin Tournet (Leitung)
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