Zeitkratzer
Performs Songs from Kraftwerk 1 & Kraftwerk 2
|
|
|
Reinhold Friedls in verschiedenen Besetzungen auftretende Contemporary-Music-Projekt Zeitkratzer gehört nicht nur mit zu den Gründern dieses Genres, nein es gehört wohl auch zu den aktivsten, was Konzerte und Veröffentlichungen betrifft und genießt in den Kritikerkreisen wohl auch höchstes Ansehen. Auch mich, jemanden der über den Pop und Rock immer tiefer in den unendlichen Weiten der Musik irgendwann einmal auf Zeitkratzer gestoßen ist, war zunächst von ihrem kakophonischen Ansatz, ihrer Power und vor allem ihrer Andersartigkeit beeindruckt. Über die letzten Jahre habe ich dann viele Veröffentlichungen von ihnen zu Gehör bekommen, mit der Feststellung, dass sich der kunstvolle Krach doch mit der Zeit stark abgenutzt hatte und mir nicht mehr so richtig zusagte.
Dementsprechend zweigeteilt war ich, als ich Zeitkratzer performes Songs from Kraftwerk 1 & 2 in die Hände bekam. Denn einerseits passt diese Kombination ungehört, waren Kraftwerks ersten Alben doch fast rein akutisch hergestellte sphärische Krautrockwerke die durchaus einige experimentelle Ansätze der Contemporary Music vorwegnahm.
Andererseits hatte ich durchaus Angst, dass Zeitkratzer die im Original schon nicht einfachen Stücke komplett entstellt. Diese Berfürchtung ist zum Glück überhaupt nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil, Zeitkratzer stellen den melodiösen Teil von “Ruckzuck“, “Strom“ und “Klingklang“ sogar noch weiter in den Fokus als es die Originale taten. So pulsiert erstgenanntes hoch melodiös und wie von einem kleinen klassischen Orchester begleitet voran. Auch hier fließen typische, disharmonische Elmente ein, die sich jedoch in den Kontext des eher poppigen Stückes einbetten. Aus “Spule 4“ machen Blasinstrumente eine experimentelle Brassgeschichte. “Strom“ wird von einer perkussiv gespielten Gitarre mit viel Hall sehr atmosphärisch getragen, die Blasinstrumente darum geben sich sehr postrockmäßig und lassen so ein unheimliches, sehnsuchtsvolles Stück Postrock der etwas anderen Art entstehen.
Das Kernstück des Albums ist jedoch sicherlich “Klingklang“, das mit seinen 17 Minuten die zweite (Vinyl-)Seite fast für sich allein beansprucht. Zunächst geht es etwas disharmonisch mit einigen Klavierklängen, Gongs, Perkussion und anderen Geräuschen los. Diese wirken jedoch nicht dissonant, sondern formen langsam die Atmosphäre des Stückes. Dann setzt der bekannte Beat des Originales, gespielt auf dem Kontrabass, ein und auch die bekannte Flötenmelodie erklingt. Darum spielen Violinen, Gitarren und sanfte Perkussionen und lassen ein kleines psychedelisches Meisterwerk entstehen. Mit diesem Stück ist Zeitkratzer etwas gelungen, was nur wenigen Küntlern gelingt. Sie haben das Original übertroffen.
So kann ich am Ende nur ein überaus positives Fazit ziehen. Dieses Album ist für Zeitkratzer extrem untypisch, aber es ist extrem gut geworden, was die Band hier zum eigenem 20-jährigen Bestehen abliefert. Sehr empfehlenswert!
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Ruckzuck | 7:51 |
2 |
Spule 4 | 6:21 |
3 |
Strom | 6:50 |
4 |
Atem | 3:52 |
5 |
Klingklang | 17:28 |
6 |
Megaherz | 9:28 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Frank Gratowski: Flöte, Klarinette
Elena Kakaliagou: French Horn
Hilary Jeffery: Trombone
Reinhold Friedl: Harmonium, Piano
Didier Ascour: Hitarren
Maurice de Martin: Schlagzeug
Lisa Marie Landgraf: Violine
Burghard Schlothauer: Violine
Elizabeth Coudoux: Violinencello
Ulrich Phillip: Kontrabass
|
|
|
|