Ohrentod
Zuckerbrot & Peitschenhiebe
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Reformation bedeutet „zurück zu den Wurzeln“, re-form.ieren, die ursprüngliche Form wieder herstellen. Warum ich das erwähne? Weil es im Jahr des 500. Jubiläums der Reformation keinen Artikel geben darf, in dem die Reformation nicht erwähnt wird?
Nein! Hauptgrund ist, dass Ohrentod aus dem Landkreis Wittenberg stammen. Aber das Wort Reformation passt auch zu dem Quintett, das sehr traditionsbewusst einen Deutsch Punk präsentiert, der sich konsequent im weiteren Umfeld der Toten Hosen bewegt. Und wenn ich Wurzeln sage, meine ich natürlich die frühen Hosen (als die noch gar nicht so tot waren) in der Zeit etwa bis Kauf mich!.
Dabei sind Ohrentod alles andere als ein Rip off. Der Hosen-Weg wird oft verlassen, aber man bleibt im fröhlichen Deutsch Punk, wirft mal das Wort Pogo in den Ring oder gibt sich dem Ska hin. Soweit alles nett, gute Unterhaltung eben.
Die Geburtsdaten der fünf Herren sind im Booklet nicht abgedruckt. Urteilt man nach den Texten, müssten die aber noch massiv mit der Pubertät beschäftigt sein – aber das hört bei manch einem Vertreter des männlichen Geschlechts ja nie wirklich auf. Der Sommer-Sand-Sauf-Song „Unser Captain“ ist textlich unterste Schublade und auch die wohl angestrebte Selbstironie in „Klischee“, das beschreibt, wie man den perfekten Punk Song schreibt, ist nicht durchgehend als solche erkennbar.
Textlich haben wir hier Punks ohne jeden (politischen) Anspruch vor uns. (Das widerspricht natürlich der Re-Formation, denn der ursprüngliche Deutsch-Punk war politisch eindeutig engagiert,) Das einzige Stück, bei dem der Gesang mehr als ein weiteres Instrument ist, ist „Gluecklich vergeben“, in dem Ohrentod recht humorvoll die Vorzüge des Single-Daseins beschwören.
Wer Inhalte, Innovationen oder spektakuläre Instrumentalpassagen braucht, gehört eindeutig nicht in die Zielgruppe von Ohrentod. Wen es als Punk-Fan nach guter Unterhaltung gelüstet, dürfte mit Zuckerbrot & Peitschenhiebe aber gut versorgt sein.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Ran an den Speck | 3:26 |
2 |
Falsche Freunde | 3:10 |
3 |
Liebe auf Rezept | 4:14 |
4 |
Klischee | 2:51 |
5 |
Milch und Honig | 3:30 |
6 |
Gefangen | 3:58 |
7 |
Gluecklich vergeben | 2:45 |
8 |
Herbst | 3:03 |
9 |
Pogo im Altersheim | 2:11 |
10 |
Unser Captain | 3:27 |
11 |
Abrechnung (feat. Bam Bambule) | 4:06 |
12 |
Danke! | 3:27 |
13 |
Monochrome | 2:45 |
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Besetzung |
Lippi
People
Schnulleck
Flex
Späti
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