Keep-it-true XX: Zum Jubiläum wagt man sich auf den Pass der Spinne
Endlich wieder letztes Aprilwochenende, endlich wieder Keep It True. Dieses international hoch angesehene Festival ist für den Wahrheitsmetall-Fan wie Weihnachten und Ostern zusammen und die Vorfreude entsprechend groß. Kein Wunder, gibt es doch Bands und besondere Auftritte zu sehen, die man sonst nie zu sehen bekommt. Und das jetzt schon zum 20. Mal. Jubiläumsausgabe. Die Neugierde wurde bereits letztes Jahr mit der Ankündigung eines „Big Epic Headliners“ geschürt. Dass es sich dabei um die kultisch verehrten Cirith Ungol handeln wird, war aber bereits damals ein offenes Geheimnis. Drei der Mitglieder dieser Band waren schließlich nicht umsonst für eine Autogrammstunde über den großen Teich herüber geflogen... Die diesjährige Ausgabe des KITs hatte aber natürlich noch mehr zu bieten, als diesen herbeigesehnten Gig. Und davon berichten wir euch nun. Glücklicherweise hat sich nicht allzu viel im Vergleich zu den letzten Jahren verändert. Das Keep It True bleibt auch in der 20. Ausgabe das so lieb gewonnene Festival. Allerdings nahm man eine gute Änderung vor, was den Einlass betraf. Dieser war wieder gang klassisch am alten Haupteingang und nicht mehr am aus der Halle verbannten Metalmarkt-Zelt, zu dem dieses Mal jedermann auch ohne Ticket Zutritt hatte. Der erste Tag gestaltete sich trotzdem reichlich chaotisch. Denn jeder wollte sich am Merchandising-Stand sein Ticket fürs nächste Jahr sichern, so dass bald nichts mehr vorwärts ging. Am Ende gingen (mal wieder) zahlreiche Wartende leer aus. Schade, aber man gelobt nochmals Besserung fürs nächste Jahr. Für die erste Band des Wochenendes muss es dieses Mal komisch gewesen sein, das Ganze zu eröffnen. Denn sie spielte nicht einfach für ein ausgelassenes Publikum, das sein erstes Bierchen genoss, sondern „nur“ für eine Schlange von Leuten, die gespannt darauf war, ob sie noch ein Ticket bekommt. Die Amis SATAN'S HOLLOW machten allerdings das Beste daraus und holzten einfach darauf los. Die ersten Reihen füllten sich aber alsbald mit freudigen Gesichtern. Diese hatten Spaß am straighten Metal der Band mit Sängerin. Mucke ohne große Mätzchen, straight und Bullshit-frei. Zwar kein bisschen besonders, aber für den Anfang passt das schon mal. An den Rampensauqaulitäten muss man noch arbeiten. Aber Sängerin Mandy gab zumindest engagiert die angepisste Frontfrau. Passte zur Mucke. Wo Satan's Hollow das Quäntchen Eigenständigkeit fehlt, kann bei den Briten WYTCH HAZEL davon nicht die Rede sein. Das geht beim Outfit schon los. Robin Hood lässt grüßen. Aber hey, das passte verdammt zum archaisch anmutenden, aber verdammt melodischen Sound der Truppe, die heute nur zu dritt, ohne Bassisten auftrat. Hat man aber gar nicht so groß vermisst. Die Band lebt so oder so von ihren ineinander greifenden Gitarrenmelodien. Musikalisch war das für KIT-Verhältnisse ziemlich seicht. Kein Metal, sondern toller Rocksound im Fahrwasser von Thin Lizzy, Jethro Tull und den am nächsten Abend auftretenden Ashbury. Ihr im letzten Jahr veröffentlichtes Debütalbum Prelude war schon toll und man durfte sich auf die Liveaufführung freuen. So richtig gelöst schien die Band um Sänger und Gitarrist Cornelius Corkery nicht zu sein. Dafür spielen sie wohl zu wenig. Aber die Songs sprachen für sich sich und die sind ja wirklich toll. So ein bisschen Magie konnten Wytch Hazel allein damit halt schon verbreiten. Davon ließ sich das Publikum im vorderen Bereich (der Rezensent natürlich mit eingeschlossen) ziemlich schnell mitreißen. Und alsbald wurde auch die Band lockerer. Tolle Livepremiere in Deutschland. Mit noch etwas mehr Spielpraxis entsteht hier etwas sehr feines und die Band löst das, was sie auf Platte verspricht, wirklich ein. Sympathisch sind die Jungs allemal! Uuhhhh, jetzt wird’s schwierig... Eigentlich ist MAJESTY ja nicht gerade eine Band, die man als Besucher dieses Festivals gut finden kann/darf. Zu viel Kitsch, viel zu viel Bierzelt. Aber andererseits ist diese Band fest von Anfang an mit diesem Festival verbunden. Und zwar nicht nur, da man in der Anfangszeit hier regelmäßig spielte, sondern weil Sänger Tarek Maghary zusammen mit Oliver Weinsheimer das Keep It True ins Leben gerufen hat und nach wie vor mit organisiert. Deshalb: vollen Respekt! Deswegen kann man doch durchaus mal wieder selbst den eigenen Hintern auf die Bühne schwingen. Und wenn man ehrlich ist und das Hirn einfach mal abschaltete, war das doch eine ziemliche Spaßpille. Vor allem mit der einen oder anderen Gerstenkaltschale in der Birne. Die Show war ganz nach dem Motto „Manowar für Arme“, hatte aber natürlich zahlreiche Party-erprobte Hymnen mit an Bord. Diese wurden dann doch dankbar aufgesaugt - natürlich ganz hip ironisch, eh klar, ja ja... Wurscht, „Metal To The Metalheads“, „Hail To Majesty“, „Keep It True“, Mitgröhlnummern galore. Die neueren Nummern, die mehr nach Sabaton als nach Manowar klingen konnte man auch ignorieren. Zwischendurch begrüßte man den „Godfather of KIT“, Herrn Oli Weinsheimer, auf der Bühne, der einen Song seiner alten Band Shadows Of Iga zum Besten gab. So richtig wohl schien er sich nicht zu fühlen. Doch die Huldigung des Publikums, tat ihm sichtbar gut. Und allein dieser Moment war schon Grund genug auf die Bühne zu steigen. Für Oli und für Tarek! Nach soviel Melodieseligkeit konnte ein Schlag in die Fresse zwischendurch auch nicht schaden. Dafür zuständig: die reformierten ATROPHY aus Arizona. Zwei Alben hat man 1988 und 1990 veröffentlicht. Und drei Fünftel der Musiker von damals standen nun auf der Bühne. Unter anderem auch Original-Sänger Brian Zimmermann. Und der ist immer noch gut bei Stimme. Angenehm angepisst und voller ehrlicher Wut. Das passt. Selbst wenn er alles andere als eine Rampensau ist. Gilt auch für den Rest der Band, die entweder einen Schluck zu viel aus der Coolness-Flasche genommen hat oder der einfach ein wenig die Spielpraxis fehlt. War trotzdem ein ordentliches Gitarrengewitter. Glorios war die Rückkehr allerdings nicht. Dafür wirkt das Ganze teilweise etwas unkoordiniert. Das störte die Fans aber kaum. Die freuten sich einfach darüber man Knaller wie „Preacher, Preacher“ oder das abschließende „Beer Bong“ zu hören. Und das ist doch mal was. Q5 haben schon eine gute Zeit im Billing erwischt. Es ist später Nachmittag und das Publikum hat verdammt nochmal Bock zu rocken! Da kommt die Band, die einst von Floyd Rose (dem Erfinder des gleichnamigen Tremelo-Systems) gegründete Band mit ihrem Sound zwischen breitbeinigem 80er-Hardrock und US-Power-Metal gerade recht. Gerade auf dem Debütalbum Steel The Light findet man einige Stimmungskanonen. Aber auch sonst hat die Band - u.a auch unter dem Namen Nightshade - anscheinend ein paar gute Songs mehr aufgenommen. Und das Quintett hat so richtig Bock einige davon rauszuhauen. Mit zahlreichen coolen Posen untermalt spielen sich Q5 ziemlich engagiert und mit viel Spaß in den Backen durchs Programm. Sänger Jonathan Scott K. ist ein lässiger Frontmann und auch sonst gibt man sich amitypisch wenig bescheiden und umso selbstbewusster. Das steckt an. Ziemlich schnell wippt jeder in der Halle freudig mit. Und spätestens als das sehnsüchtig erwartete und an diesem Tag überraschend brachial dargebotene „Steel The Light“ erklingt, merkt man doch, dass man an dem Auftritt, bei dem sogar die durchschnittlichen Songs aufgrund der Performance gepasst haben, großen Spaß gehabt hat. Jawohl, nach 2013 darf das truemetallische One-Hit-Wonder MEDIEVAL STEEL nochmals ran. Als die Band ihren Titelsong spielte, war das einer der ganz großen Momente der KIT-Geschichte. Ganz klar, dass man das wiederholen möchte. Aber irgendwie ist es schon blöd, wenn ein Song das Ganze Oeuvre einer Band überstrahlt. Dabei muss man anerkennen, dass die Band um das letzte verbliebene Original-Mitglieder, Sänger Bobby Franklin, einen angenehmen Auftritt voller altmodischem US-Metals bot. So richtig aus den Latschen kippte man dabei zwar nicht, aber das Ganze kam doch reichlich sympathisch rüber und irgendwann war es egal, ob die Songs von der legendären EP, Demotagen der 80er oder der Comback-Scheibe Dark Castle aus dem Jahr 2014 stammte. Das lief schon gut rein. Ganz klar, hat aber trotzdem jeder auf diesen einen, bestimmten Song gewartet. Und als sich dieser mit seinem bekannten Gitarrenintro ankündigte, konnte man gar nicht so schnell schauen, wie selbst die komplette Tribüne auf den Beien stand und lauthals mitgröhlte. Gänsehaut, verdammt. Alleine dafür hat das Ganze gelohnt. Wobei es für eine Band natürlich gleichermaßen erfüllend und frustrierend sein muss, auf diese Art und Weise gefeiert zu werden. Dieses Gefühl dürften OMEN nicht kennen. Denn da sind schon ein paar Nummern mehr, für die man dieses Quartett feiert. Aber natürlich steht bei den Fans auch die Frühphase hoch im Kurs. Und womit? Zu Recht! Die ersten drei Alben der Truppe um Gitarrist Kenny Powell sind eine wahr Fundgrube des echten Stahls. So ist es auch kein Wunder, dass das Stimmungsbarometer ziemlich schnell wieder nach oben ausschlägt. „Death Rider“, „Last Rites“, „The Axeman“ - das ist doch mal eine Eröffnungstriple. Der zurückgekehrte Sänger Kevin Goocher ist zwar nicht so eine Rampensau wie sein Vorgänger George Call. Doch stimmlich kommt er dem legendären J.D. Kimball recht nahe, was ja mal was Gutes ist. Er und der mal wieder oberkörperfrei auftretende Powell sind die Aktivposten auf der Bühne. Neu-Bassist Roger Sisson wirkt eher, als hätte er sich eher aus Zufall auf die Bühne verirrt. Da vermisst man doch etwas den langjährig dabei gewesenen Andy Haas. Aber egal. Der Fan bekam, nach was er dürstete. Und das waren eben unsterbliche Songs wie „Warning Of Danger“, „Ruby Eyes (Of The Serpent)“ oder „Battly Cry“. Die neuen Songs „Up From The Deep“ und „Hammer Damage“ blieben erwartungsgemäß blass und verzichtbar. Sorry. Das liegt sicher nicht am „früher war alles besser“-Syndrom. Die Dinger sind einfach langweilig. Letztlich bekam man aber genau das Erwartete. Keinen Überknaller, aber eine unterhaltsam aufspielende Band mit einem ganzen Batzen Underground-Klassikern. Hatte man in der Form hier schön öfter. Aber warum auch nicht ein weiteres Mal? Exklusiver wurde es dann im Anschluss. DEMOLITION HAMMER verkündeten im letzten Jahr ihre Rückkehr und nun steht die New Yorker Band auf der Bühne. Auf Platte bietet das Quartett feines Asi-Thrash Güteklasse 1 A. Nicht filigran, dafür mit umso mehr Durchschlagskraft versehen. Diese Mucke lebt vor allem von der Performance und da durfte man sich im Vorfeld berechtigt fragen, ob es die angegrauten Herren nach einem Vierteljahrhundert noch draufhaben. Diese Sorge löste sich umgehend in Luft auf, also die Truppe loslegte. Wie von einer Stampede wurde das Publikum von Demolition Hammer überrumpelt. Die Band klang so kaputt und angepisst wie anno dazumal. Ein Musik gewordener Mittelfinger. Unglaublich, als sei kein Tag vergangen. Die quittierten das mit gleich mehreren Moshpits vor der Bühne. Das Stageacting war eher statisch. Aber auch egal. Rumhampeln funktioniert bei dieser Mucke halt nicht, ohne dass man seine Einsätze versemmelt. Trotzdem ließ es sich vor allem Gitarrist James Reilly nicht nehmen sich in die wildesten Posen zu werfen. Und Sänger/Bassist Steve Reynolds beeindruckte mit seinen Ansagen damit, wie viele „fucks“ man wirklich in einem Satz unterbringen kann. Hier kann eine Alex Laiho noch was lernen. Vor allem wie man trotzdem authentisch rüberkommt. Denn dem Mann nimmt man das spuckende, schimpfende Urviech einfach ab. Die Begeisterung war grenzenlos, auch wenn die Mucke mit der Zeit doch etwas eintönig wirkte. Sei's drum, geil dass die Band hier war. Man fühlte sich nach dieser Stunde wirklich wie nach einer „.44 Caliber Brain Surgery“ - im positiven Sinne. Highlight-Alarm! Nach solch einer Zerstörung ist es für die darauf folgende Band natürlich nicht einfach den Stimmungspegel zu halten. Ist ja aber auch nicht schlimm. Besonders wenn man was Besonderes für Eingeweihte bot. Das war bei MANILLA ROAD der Fall. Mark Shelton reaktivierte für diesen Auftritt seinen alten Schlagzeugkumpel Randy „Thrasher“ Foxe und man bestritt die erste Hälfte es Auftritts mit ihm. Das alleine ist doch schon ein Unterschied den Auftritt in den früheren Jahren an gleicher Stelle (bei Ausgabe Nr. II und X). Zu hören gab es mit Herrn Foxe natürlich Songs aus seiner Schaffensperiode zwischen 1985 und 1990, wobei der Fokus überwiegend auf dem feinen Album Mystification lag. Und was soll man sagen, der Thrasher holzt immer noch genauso stark und eigenwillig wie damals seine teils vertrackten Patterns raus. Er sieht vielleicht recht angestrengt dabei aus, aber jeder Hieb sitzt. Es ist eine wahre Freude Nummern wie „Astronomica“, „Haunted Place“ oder „Into The Courts Of Chaos“ zu hören, auch wenn es teilweise arg schleppend klingt, die Stimmung dementsprechend bedeckter ist. Aber für ausgelassene Partylaune ist die zweite Hälfte des Auftritts da. Unter lautem Applaus wird der ehemalige Schlagzeuger verabschiedet und sein aktueller Nachfolger Neudi nimmt an seiner Stelle Platz. Und damit erreicht die Band eine ganz andere Wucht. Liegt vielleicht auch am Songmaterial. Denn man verlässt sich überwiegend auf eingängiges und schmissiges Material von Crystal Logic. Gerade der Titeltrack wird überraschend hart und mitreißend rausgehauen. Nix mehr von wegen „Hippie-Metal“ und so. Gemeinsam mit „Necropolis“ ist diese Nummer aber auch ein wahrer Stimmungsbringer. Wer die erste Hälfte somit als etwas zu langatmig befand, der wird nun beglückt. Mit dem großen „Masque Of The Red Death“ endet dieses Konzert nach knapp zwei Stunden. Eine würdige Headliner-Show, wenn sich auch die Reihen mit zunehmender Spielzeit beständig lichteten. Vielleicht wollte der eine oder andere auch nur Kräfte für den großen Headliner am nächsten Tag sparen... Am nächsten Tag standen zur Mittagszeit aber schon wieder recht viele Metaller Gewehr bei Fuß, als die erste Band den zweiten Festivaltag einleitete. Tja, es hatte sich auch so eine kleine Underground-Hype-Sensation angesagt: ETERNAL CHAMPION. Auch wieder so ein Ding, das man nur versteht, wenn man tief in dieser Szene drinsteckt. Denn der altmodische, wenig kreativ wirkende Sound und die Manowar-Gedächtnis-Artworks schrecken doch etwas ab. Trotzdem muss man anerkennen, dass hier eine engagierte Band auf der Bühne stand. Vor allem natürlich Sänger Jason Tarpey, der am Ende des Sets ohne Shirt auf der Bühne steht mit Trinkhorn und Schwert das eine oder andere Show-Gimmick aus dem Hut zaubert. „I Am The Hammer“ ist der Abschluss des Auftritts und der quasi Hit der Truppe wurde von den ersten Reihen lautstark mitgesungen. Nach 35 Minuten ist der Spuk dann auch schon zu Ende. Viel mehr Mucke gibt’s von der Band halt auch einfach nicht. Auf Platte fand ich VISIGOTH mit ihrer Mischung aus altmodischem US-Metal, Hardrock und doomigen Stimmungen bisher auch nicht gerade uneingeschränkt spannend. Aber ich muss sagen: live hat das schon ziemlich gekickt! Das liegt in erster Linie an Frontmann Jake Rogers, der den Songs der Band auf der Bühne viel Leben einhauchte und wie ein Rob Holfard auf LSD wirkte. Er untermalte den noch so trashigsten Text mit ausladenden Gesten und die Songs entwickelten sich in diesem Setting zu richtigen Hymnen. Ein Hauch von Epik und viel Rock'n'Roll-Feeling, das hat an diesem frühen Nachmittag wunderbar funktioniert. Die Stimmung war auch gut, so dass man durchaus von einer unterhaltsamen Sache sprechen kann. Danach wurde es wieder ziemlich speziell. 1985 veröffentlichte die Band Glacier eine EP, die unter Truemetal-Spezialisten immer noch hoch geschätzt wird. Wer diese Songs schon immer mal live hören wollte, kam nun in den Genuss dessen. Denn DEVIL IN DISGUISE war ein Tribut an eben jene Glacier und den im letzten Jahr verstorbenen Gitarrist und Kopf der Band, Sam Easley. Auf der Bühne stand Originalsänger Mike Podrybau mit vier (wohl unbekannten) Begleitmusikern. Die fehlende Livepraxis merkte man dem Herrn an, gerade während der Ansagen wirkte er extrem eingeschüchtert. Doch stimmlich war das gut und es machte echt Spaß diese melodischen US-Power-Oldies mal live zu hören. Die Auswahl der Nummern war aufgrund des begrenzten Katalogs ja nicht so schwer und jeder dürfte sein persönliches Glacier-Highlight gehört haben. Die Gitarrenmelodien waren sehr fein und man wünschte sich, dass es doch mehr Material von der Band gegeben hätte. Ist aber nicht der Fall und so rollte die Truppe auch ziemlich schnell über die Ziellinie und man nutzte seine Spielzeit kaum aus. Etwas Besonderes war es auf jeden Fall. Etwas das man in dieser Form nur auf dem KIT geboten bekommt. Speziell ging es dann auch im Anschluss weiter. TRAITOR'S GATE sind altgediente NWOBHM-Recken, die 1985 eine gute EP veröffentlichten und dann von der Bildfläche verschwanden. Anno 2017 waren sogar noch 3/4 der Musiker von damals dabei. Nur Sänger Sy Davies ist neu. Jener war auch der engagierteste Musiker auf der Bühne. Der Rest der Truppe wirkte recht hüftsteif und zurückhaltend. So klang auch die Musik, die den Zauber von damals keineswegs entfalten konnte, selbst wenn so ein paar Hook-Monster wie das abschließende „Devil Takes The High Road“ mit an Bord waren. So richtig Stimmung kam keine auf und Traitor's Gate waren für viele doch eher eine Pausenband. Leider konnte man dem auch nicht allzu viel entgegen setzen. Dafür klang alles doch viel zu bieder. Nur „nice to see“, als wirklich spannend. Das Kontrastprogramm folgte auf dem Fuße. Vor ein paar KITs waren NIGHT DEMON noch ein Geheimtipp, mittlerweile so etwas wie die Band der Stunde in Sachen Traditionsstahl. Auf Platte ja recht nett, wirkt die Band vor allem live, was da Trio heute wie viel Nachdruck der Schau stellte. Wie eine Stalinorgel hauten Night Demon Song für Song raus. Keine Verschnaufpause, wenig Ansagen. Alles ging Schlag auf Schlag. Unglaublich wie einen die Herren um Sänger/Bassist Jarvis Leatherby mitreißt. Neu-Gitarrist Armand John Anthony fügt sich mehr als nur gut in die Band ein und ist der optimale Gegenpart zum komplett austickenden Jarvis. Dieser bangt sich pausenlos durch seine Songs und singt mit dermaßen viel Einsatz, dass man schon fast Angst hat, er würde gleich vor lauter Euphorie platzen. Kein Wunder, dass hier pausenlos die Fäuste in die Luft gereckt wurden. Wer hier nicht mitging, musste entweder taub oder tot sein. So soviel Herzblut fließt muss man einfach begeistert mitgehen. Nebenbei war das Geschehen auf der Bühne auch noch sehr unterhaltsam anzuschauen. Mehr Einsatz und ja, Metal, geht wohl nicht. Der Abschluss mit der düsteren Ballade „Darkness Remains“ war überraschend, wo doch vorher Speed ohne Ende herrschte. Trotzdem waren Night Demon Zugabenrufe gewiss. Als letzte Nummer hauten die Amis Iron Maidens „Wasted Years“ raus. Hier war die das Publikum sogar noch lauter als die Band selbst. Geiler Abschluss. So hält man sich in Erinnerung! Night Demon leiteten den Highlight-Reigen ein, ATLANTEAN KODEX setzten ihn fort. Allerdings mit einer ganz anderen Gewichtung. Statt Power ohne Ende gab es hier große und hymnische Melodien im meist schleppenden Gewand. Epic as epic can be. 50 Minuten Zeit hatten die Kult-Bayern. Nicht allzu viel, wenn man bedenkt, wie lang die Songs der Band sind. Der blieb also gar nichts anderes übrig, als einfach ein kompaktes Best-Of-Programm zu spielen. „Pilgrim“, „Sol Invictus“, „Heresiach“, „Twelve Stars And An Azure Gown“ - sehr groß. Mittlerweile sind Atlantean Kodex wirklich zu einer selbstsicheren und tighten Band geworden. Sänger Markus Becker scheint sich sogar in seiner Rolle als Frontmann richtig wohl zu fühlen. Wobei das bei den Reaktionen, die die Band hervorruft, auch gar nicht so schwer sein dürfte. Stellenweise kam man sich sogar schon fast wie bei den Fischerchören zu Königshofen vor. Natürlich spaltet die Band die Szene auch, so dass nur richtige Hardcore-Fans in der Halle waren. Diese waren aber nicht gerade wenige. Und jene bekamen mit einfachen Mitteln jede Menge Magie um die Ohren zu blasen. Das nächste Mal bitte noch ein wenig höher im Billing. Mit mehr Spielzeit. Und ein paar neuen Songs. Diese sind aber (nach eigener Angabe) gerade in Arbeit. Da freuen wir uns drauf! Und nun kommt an dieser Stelle ein Schnitt. Aus privaten Gründen musste der hauptamtliche Redakteur leider die Segel streichen (deswegen auch keine Fotos mehr), so dass nun ein (der Redaktion namentlich bekannter) Ersatz einsprang und vom Rest des Festivals Bericht erstattet. Here we go: 2011 war LEATHER LEONE, die ehemalige Sängerin der Band Chastain, schon mal in Königshofen zu Gast. War damals ganz okay, aber lange nicht so mitreißend, wie erhofft. Das war dieses Mal anders. Die Band unter dem Banner Sledge Leather ging ja auch eher lässig rockend zu Werke, während die Soloband von Frau Leather heute den Hammer ordentlich kreisen ließ. Verdammt gut eingespielt und ziemlich heavy klang das Ganze. Die eigenen Erwartungen wurden weit übertrumpft. Es folgte ein Knallersong auf den nächsten. Mit Ausnahme von ein paar aktuellen Solo-Kostproben gab es nur Nummern von den ersten vier Chaistain-Alben. Und da Leone nicht nur optisch, sondern vor allem auch stimmlich noch super in Form ist und auch die Performance der restlichen Band astrein war, gleich der Auftritt einem richtigen Triumphzug. Es wurde ordentlich Adrenalin versprüht und es war kein Wunder, dass die Stimmung prächtig war. Ach, wer es wissen möchte. Hier noch ein paar der Nummern, die gespielt wurden: „Rule Of The Wastland“, „Chains Of Love“, „Angel Of Mercy“, „Paradise“, „The 7th Of Never“. ASHBURY! Nach dem vorherigen Energieriegel folgte jetzt eine ganze Packung Magie. Eigentlich ist es schon fast unheimlich, welch Kult sich um die Davies-Brüder entwickelt hat. Aber hey, wer die beiden reiferen Herren schon einmal live gesehen hatte, kann das doch sehr einfach nachvollziehen. Dabei spielt die Band gar keinen Metal, sondern melodischen Rock im Fahrwasser von Wishbone Ash und Jethro Tull. Vom Spirit her passt das Ganze aber doch erstaunlich gut in den Metalkontext. Deswegen auch dieser äußerst prominente Platz im Programm. Im Mittelpunkt der Aufführung stand natürlich ihr Wunder-Debüt Endless Skies (außer einem nicht ganz so speziellen Nachfolger gibt es ja leider auch nicht mehr...). Das reichte aber auch. Jeder Ton davon ist toll und toll ist es auch mit wie viel Liebe und Spielfreude Ashbury ihre Songs zocken. Die beiden neuen, gespielten Titel konnten da leider nicht mithalten. War aber auch egal. Der tollen Stimmung und der feinen Atmosphäre tat das keinen Abbruch. Immer wieder faszinierend, wie sich die Band als Insel der Ruhe in einem so lauten Festival platzieren und es mit einfach Mitteln schaffen eines der ganz großen Highlights zu schaffen. Dass das geht, hätten Rob und Randy Davies bis vor ein paar Jahren wohl selbst nicht geglaubt! Die melodischen US-Metal-Heroen FIFTH ANGEL hatten bisher nur ein Konzert in Europa gespielt. Und das war vor sieben Jahren auf diesem Festival. Jetzt folgt der zweite. Und die Besetzung ist komischerweise sogar dieselbe. Denn mit Ausnahme von Sänger Ted Pilot (sein Platz nahm abermals Peter Orullian ein), sollte das Lineup des zweiten Albums Time Will Tell auf der Bühne stehen. Doch Schlagzeuger Ken Mary zog sich im Vorfeld eine Verletzung zu, so dass wieder Q5-Drummer Jeffrey A. McCormack einsprang. Songs für ein 75-minütiges Programm auszuwählen ist für Fifth Angel natürlich bei gerade mal zwei Platten in der Hinterhand nicht besonders schwierig. Und das darauf auch fast ausschließlich hymnenhafte Knaller zu finden sind, war Unterhaltung auch dieses Mal wieder garantiert. Die Band erwies sich dabei noch erstaunlich gut eingespielt und man konnte kaum glauben, dass man praktisch keine Livepraxis zusammen hat. Kein Wunder, dass der Funke da recht schnell übersprang. Schlag auf Schlag folgte eine feine Song auf den nächsten. „Call Out The Warning“, „In The Fallout“, „Wings Of Destiny“, „Cry Out The Fools“, „Time Will Tell“. Da braucht man nix mehr zu sagen. Die Setliste war eigentlich 1:1 die gleiche wie 2010. Interessierte aber auch keinen. Den Rausschmeißer durfte auch wieder UFOs „Lights Out“ machen. Zurück ließ man zahlreiche glückliche Gesichter. Tja, und da war er nun gekommen. Der Moment auf den so viele Fans Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte gewartet hatten. CIRITH UNGOL sollten eine europäische Bühne betreten! Für den Berichterstatter wird es damit schwierig. Denn er kann den Ungerground-Hype um diese Truppe nicht nachvollziehen und ihm krümmen sich die Zehennägel, wenn Sänger Tim Baker seinen Mund aufmacht unmelodische Gesangslinien in die Welt hinaus kreischt. Aber stellen wir mal persönliche Befindlichkeiten hinten an. Denn dieser denkwürdige Moment rief bei ziemlich Vielen an diesem Abend unglaubliche (positive) Emotionen hervor. Und irgendwie freute man sich doch, an dem Ganzen teilhaben zu dürfen. Die Bühne war stilecht mit den Skeletten des Bandlogos dekoriert und als die Band, die sich mit Night Demons Jarvis am Bass verstärkt hatte (der als Bandmanager mitverantwortlich am Zustandekommen des Ganzen ist), mit dem Song „I'm Alive“ (gutes Motto übrigens) die Bühne enterte, brandete ihr eine Welle der Freude entgegen. Cirith Ungol klangen tatsächlich genauso kauzig, wie es die alten Platten versprechen und Tim Baker singt heute noch genauso schräg und eigenwillig wie vor 30 Jahren. Und zwar ganz genau so. Er scheint keinen Tag gealtert. Performancetechnich war das natürlich kein großes Kino, sondern eher Stehfußball. Alles andere hätte auch dem epischen Grundton der Musik widersprochen. Die Freude hier spielen zu können, sah man aber zumindest dem Frontmann (und auch Herrn Leatherby) deutlich an. Am Ende klang das Ganze aber angenehm unperfekt und ungehobelt. Und von diversen technischen Problemen ließ man sich nicht aus dem Konzept bringen. Soviel Professionalität legte die Band dann doch wieder an den Tag. Am Ende lebte das Ganze aber doch mehr von der kultischen Verehrung der Fans, als von der Musik selbst. Und das sind dann auch wieder die Momente, für die man dieses Festival so liebt. Da stellt man seinen persönlichen Geschmack auch mal hinten an und lässt sich von der begeisterten Masse treiben. Und in Sachen Kultfaktor kann gegen den „King Of The Dead“ natürlich so schnell keine andere Band anstinken! Da fragt man sich am Ende wohl, was da in den kommenden Jahren noch kommen soll. Eigentlich könnten Oli und Tarek jetzt ihren Laden zusperren. Denn mit Cirith Ungol spielte die Band, an denen man am längsten rumdokterte (seit 2003!), bis man sie endlich überzeugen konnte, hier zu spielen. Dementsprechend war das Ankündigungsplakat für Keep It True Nr. 21 im nächsten Jahr auch eher spärlich besetzt. Raven (spezielle „erste drei Alben“-Show“), Hittman, Winterhawk, Saracen, Blaspheme, Cerebus, Taist Of Iron und Stälker waren die einzigen angekündigten Bands. Je zwei Headliner und Co-Headliner (und damit die richtig fetten Dinger) stehen noch aus. Aber da kommt sicher noch was Würdiges. Denn für eine Überraschung war man bei diesem Festival immer gut. Man sah Herrn Weinsheimer mit den Musikern der Schweden-Legende Heavy Load über das Gelände flanieren. Wenn das mal nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl ist... In diesem Sinne: Bis nächstes Jahr. Wir sind schon jetzt heiß drauf! P.S.: Wer an Setlisten der einzelnen Auftritte interessiert ist, der wird über diesen Link zu Setlist.fm fündig: http://www.setlist.fm/search?query=keep+it+true+xx. Mario Karl |
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