Reich, St. (Lubman, B.)
Music for 18 Musicians
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik Ensemble
VÖ: 15.05.2015
( Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2011 / Best. Nr. HMU 907608)
Gesamtspielzeit: 59:17
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IM FLOW
Steve Reichs Ensemblekomposition Music for 18 Musicians, komponiert 1974-76, markiert einen Höhepunkt der amerikanischen Minmalmusic. Nachdem das Stück mangels allgemein zugänglicher Partitur lange Zeit exklusiv von Reichs eigenem Ensemble aufgeführt wurde, ist es seit der Veröffentlichung einer Druckfassung zu einem regelrechten Repertoirstück mutiert.
Jüngst hat sich das Ensemble Signal unter der Leitung von Brad Lubman an den pulsierenden repetitiven Mustern des Stücks versucht, die bei der richtigen Musizier- und Hörhaltung einen regelrechten Rauszustand auslösen können. Das ganze Werk basiert auf elf diatonischen Akkorden, die am Anfang und Schluss in Gestalt vibrierender Pulses an den Ohren des Hörers vorbeiziehen. Dazwischen entfaltet sich dann in jedem Abschnitt der Komposition ein Akkord in Form von ineinandergreifenden rhythmischen und melodischen Patterns, wobei bestimmte Instrumente oder auch Singstimmen - die allerdings keine Texte, sondern nur quasi-instrumentale Klänge beisteuern - in den Vordergund treten und dem jeweiligen Teil eine bestimmte Farbe verleihen.
Reich verbindet in dem Werk die Tradition asiatischer und afrikanischer Perkussionsmusik mit westlicher Konzeptkunst, wobei er dafür die Traditionen klassischer Musik (Klarinetten, Streicher, Klaviere) und ethnischer Musik (Marimbas, Xyolophone, Maracas) mit Einflüssen aus Jazz und Pop zu einer ganz eigenen Mischung verschmilzt. Man kann auch noch weiter in der Zeit zurückgehen, bis hin zu den frühen mehrstimmigen Notre-Dame-Organa eines Magister Perotinus. Tatsächlich gibt es in der Neueinspielung Stellen, in denen die vokalen Patterns des 12. Jahrhundert wie selbstverständlich transformiert in der Musik des 20. Jahrhundert erscheinen. Das liegt auch daran, dass die Vokalparts der vier Sängerinnen von der Aufnahmetechnik etwas hervorgehoben werden.
Reichs Musik ist freilich um einiges cooler, glatter, um nicht zu sagen technischer und abstrakter als all jene Quellen, die ihre Spuren in Music für 18 Musicians hinterlassen haben. Es ist ein genuines Werk Neuer Musik und in seiner Materialorientierung und strengen, rationalen Haltung steht diese Komposition anderer Neuen Musik dieser Zeit nicht nach. Reichs Musik klingt an der Oberfläche nur wesentlich zugänglicher. Die variierte Wiederholung, geschlossene harmonische Felder und erkennbare melodische Zellen sind eben musikalische Archtypen, die für die meisten Hörer gleichbedeutend mit Musik sind. Man kann mitsummen oder mit dem Fuß wippen - das ist Musik. Selbst wenn die Mechanik der Musik deratig penibel herauspräpariert wird wie in Reichs Kompositionen: Sie geht sofort in die Ohren und packt den Hörer bei den Anklnangsnerven. Und wenn sie dann noch so mustergültig und bei aller Genauigkeit so entspannt swingend wie vom Ensemble Signal präsentiert wird, dann kann man in einen unwiderstehlichen Flow hineingeraten. Umgekehrt gilt: Wer mit der minimalistischen Gleichförmigkeit nichts anfangen kann, dem wird diese Musik ebenso wenig Vergnügen bereiten wie die zerklüftteten seriellen Konstruktionen der westeuropäischen Avantgarde.
Georg Henkel
Besetzung |
Ensemble Signal & Mitglieder von Third Coast Percussion
Brad Lubman: Leitung
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