African Head Charge
Voodoo Of The Godsent
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Welcome back! Nach sechs Jahren Funkstille meldet sich nun African Head Charge mit einem neuen Album beim Dub-Label On-U Sound und läutet damit gleichzeitig das dreißigjährige Jubiläum des Labels ein. (Das letztjährig veröffentlichte Vision of a Psychedelic Africa wurde bereits 2005 eingespielt.) Finanzielle Schwierigkeiten hatten das einst so wichtige Label ja länger zu eingeschränkter Arbeitsweise gezwungen. Doch jetzt scheint man die runde Zahl 30 nutzen zu wollen, um sich mit Neuproduktionen wieder ins Gespräch zu bringen.
Das schafft natürlich auch eine große Erwartungshaltung, galt Produzent Adrian Sherwood über Jahrzehnte als der Wizard am Mischpult schlechthin. Man durfte also gespannt sein. Nun war der afrikanische Perkussionist Bonjo Iyabinghi Noah alias African Head Charge (AHC) schon immer seiner Zeit weit voraus und so wundert es nicht, dass das neue Album nicht unbedingt wie ein Quantensprung wirkt. AHC ist bei seinem Konzept geblieben, westafrikanische Musik und Perkussion mit elektronischer Musik zu verbinden. Und nach wie vor ist er im Sinne einer auf Trance und Psychedelic aufbauenden afrikanischen Musik konkurrenzlos. Inzwischen hat sich sein Sound verbessert. Die Bässe klingen fetter und die Klangqualität überzeugt auch. Ein paar neue Effekte wie getriggerte Chöre im ersten Stück oder Stimmverfremdungen gehen als neue Ideen durch. Der Aufbau der Stücke bedient sich meist folgendem Arrangement: Zu traditioneller afrikanischer Perkussion, die mit dumpfen Schlägen, wummerndem Bass und verhallten Gitarren umspielt werden, mixt man die tief brummenden Vocals des legendären Dub-Poeten Prince Far I, Feldaufnahmen oder Effekte wie rückwärts laufende Trommeln dazu. Viele Rhythmen und Stammesgesänge werden auch geloopt und insgesamt ist die Musik einem Dub-Album näher als afrikanischer Musik. Aber was soll’s. 97% der Jamaikaner sollen angeblich aus Ghana abstammen, dessen Rhythmen Bonjo Iyabinghi Noah verwendet. Er ist ein digitaler Schamane voller mystischer Sounds, der uns weismachen will, Afrika sei ein Raumschiff aus einer fernen Galaxis. Mit verantwortlich für die obskuren Sounds sind der altbekannte On-U Sound-Gitarrist Skip McDonald oder der Effektespezialist Crocodile. Im Vergleich zu Alben der späten 1990er Jahre, die manchmal melodiöser ausfielen, ist AHC jetzt wieder stärker zu seinem früheren Konzept zurückgekehrt, auf einem aus vielen Elementen gewobenen Rhythmusteppich Klangcollagen zu veranstalten. Zum bekifft werden, auch ohne sich was einzupfeifen, langt es allemal.
Die besten On-U Sound-Alben werden im Zuge der Wiederbelebung des Labels übrigens jetzt wiederveröffentlicht wie die erste LP des Labels von den New Age Steppers. Auch AHC’s schwer zu findendes Album Off The Beaten Track wird dabei sein wie Neu-Abmischungen legendärer Lee Perry-Alben. In der schnelllebigen Dub- und Club-Szene wird es On-U schwer haben, die alte Position wiederzuerlangen, doch hat die On-U Sound-Crew es immer wieder mal verstanden, Neues auszuprobieren.
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste |
1 | In „I“ Head | 4:03 |
2 |
The Best Way | 4:15 |
3 |
Take Heed … and Smoke Up Your Collyweed | 4:17 |
4 |
Stoned Age Man | 3:31 |
5 |
African Bredda | 3:28 |
6 |
Mysterious Happenings | 3:55 |
7 |
This And That And The Other | 3:12 |
8 |
Undulating | 4:25 |
9 |
Timpanya | 3:29 |
10 |
Badman Plan | 3:06 |
11 |
Dobbyn Joins The Headcharge 2:27 |
12 |
God Willing | 2:10 |
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Besetzung |
Bonjo Iyabinghi Noah – perc, voc
Crocodile – effects, loops, samples, progr
George Oban – bg
Skip McDonald - e-g, kb
Jazzwad – drum rhythms
Adamski – analog synth.
Prince Far I – vox samples
Crispy Horns
Adrian Sherwood - producer
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