Musik an sich


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Mattheson, J. (Willens)

Der liebreiche und geduldige David


Info
Musikrichtung: Barock Oratorium

VÖ: 27.04.2009

(cpo / jpc / CD / DDD / 2007 / Best. Nr. 777 360-2)

Gesamtspielzeit: 60:50

Internet:

Die Kölner Akademie



GLÜCKSFALL

Im fernen Eriwan (Armenien) wurde 1998 der als kriegsverschollen geltende Nachlass des Hamburger Barockkomponisten Johann Mattheson (1681-1764) wieder aufgefunden. Was nach staubtrockener Archivnachricht klingt, wird für den Barockfan als Glücksfall der Geschichte erfahrbar, wenn nun nach und nach die Wiederentdeckungen zum Klingen gebracht werden. Beglückend zu nennen ist dann auch diese Einspielung des aus dem Jahre 1723 stammenden Oratoriums "Der liebreiche und geduldige David".
Der altbackene Titel täuscht: Matthesons musikalische Liebe galt nämlich insbesondere der Oper - und daraus macht er auch in diesem Oratorium keinen Hehl. Nicht, dass es unfromm zuginge in der alttestamentarischen Geschichte um König David und dessen abtrünnigen Sohn Absalom, der den Vater samt der Israeliten zunächst in die Flucht schlägt, schließlich aber beim Gegenangriff trotz allen Flehens Davids, Absalom zu schonen, umkommt. Aber wie Mattheson die Balance hält zwischen andachtsvoller Kirchenmusik und dramatischer Geschehensschilderung ist über die Maßen bemerkenswert und abwechslungsreich: Von der effektvollen Koloraturarie bis zu betrachtenden Chorälen, vom Klagechor bis zum markigen Schlachten-Ruf bleibt kein Mittel ungenutzt. Zu den Höhepunkten dürfen sicherlich der in f-moll gehaltene Chor der fliehenden Israeliten "Spiegelt euch an unsern Thränen" mit seinen Seufzerfiguren und die ergreifende Arie des David gezählt werden, in welcher dieser um seinen gefallenen Sohn trauert ("Ach Absalom! Mein Sohn!").

Christian Hilz zeichnet den David mit stets sicherer, voller aber nicht zu schwarzer Bassstimme als einen im Glauben ruhenden Menschen. Die betrachtenden Momente in die Erzählung einfließen zu lassen, ist die Aufgabe der Meditatio. Diese wird durch Nicki Kennedy verkörpert, deren glockenhellem Sopran es allerdings in den hohen Lagen an Körperlichkeit fehlt. Auch weist ihre Stimme in diesen Momenten ein deutliches Flackern auf. Besondere Erwähnung verdient die Leistung von Max Ciolek in der anspruchsvollen Nebenrolle des Ithai.
Die Kölner Akademie unter Leitung von Michael Alexander Willens setzt Matthesons delikate Instrumentalbegleitung spielfreudig, schlank und elegant um. Der Chor agiert mit zupackender Präzision.

Diesem hohen Niveau wird das Booklet leider nicht ganz gerecht, denn im Abdruck des Librettos wimmelt es von - teils vollkommen sinnentstellenden - Fehlern.



Sven Kerkhoff



Besetzung

Chor der Kölner Akademie
Die Kölner Akademie

Michael Alexander Willens: Leitung


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