Tom Krailing
Flow
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Vielleicht mag es der/die Eine oder Andere ja wissen, dass Tom Krailing aus Frankfurt/Main, in Schaffhausen lebend, mit der 1984 gegründeten Band The Pride arbeitete und unter eigenem Namen als auch seiner Begleitband The Buffalo Ballet in Erscheinung trat. Aber auch an Cosmo Alley mag man sich erinnern.
Wie dem auch sei, mit Flow ist er (fast) allein unterwegs. Das soll wohl dem Umstand der Corona-Pandemie geschuldet sein, dass sich Krailing in sein Northern Lights Studio begab, um sein neues Album weitestgehend solo einzuspielen. Wie er selbst ausführt, sei Flow daher sein "Corona-Album".
Licht und Schatten, soviel vorweg, erlebe ich auf den sieben neuen Songs mit einer noch nicht einmal dreissig minütigen Spieldauer. Und so will ich den Schatten gleich vorweg werfen. Die Untermalung mit den Drum Machines wirkt derart steril und ungelenk, dass der Protagonist Mühe haben wird, das wieder wett zu machen. Klar - es ist eine Produktion im Heimstudio, aber warum war es nicht möglich, ein echtes Schlagzeug dazu zu mixen. Gerade in Corona-Zeiten spielen Bands ihre Parts oft separat ein und mischen sie anschliessend. Doch hier wirkt das so, wie es vorgestellt wird, leider fast wie ein Rückschritt in alte "Casio-Zeiten".
Denn, wie nachzulesen ist, haben dem Protagonisten schliesslich weitere Musiker geholfen, als da sein sollen Hank Shizzoe, Tom Etter, Marc Zimmermann und Philipp Albrecht. Und gleich von Beginn an ist alles Andere ausser des Schlagwerks gut gelungen, sehr harmonisch und mit angenehmen Feeling. Nun, der Gesang ist nicht immer sicher, gelegentlich ein wenig wankend in der Melodienfolge. Doch ist das nicht unbedingt als negativ einzuordnen, denn stimmungsmässig passt das gut in die Atmosphäre, "True love will find you in the end" ist ein feines Beispiel, wie Krailing ein angenehmes Westcoast-Feeling verbreitet.
Und so wandert die Musik zwischen verschiedenen Stilen, ein wenig Pop, ein wenig Westcoast, ein wenig Rock, und mit "Love will tear us apart" von Joy Division geht es gar in die Electro-Pop/New Wave-Richtung längst vergangener Tage. "Hard days gone" beschert uns eine entspannte Stimmung, und mit "Ventura" wird zum Abschied eine vom Synthie geführte Melodie vorgeführt, die im Laufe des Songs dann auch sehr Keyboard-betont verbleibt, im Übrigen rein instrumental eingespielt.
Also - in Anlehnung an den Wohnort des Protagonisten - sicher kein R(h)einfall, aber auch keine meisterliche Leistung. Aber, eben nur, so sehe ich es, weil mit zu viel Synthie gearbeitet wurde und die programmierten Drums leider zu auffällig sind, und im Einklang mit den anderen Instrumenten als Fremdkörper wirken. Denn Songs wie das erwähnte "True love will find you in the end" hätten das Signal sein können für eine Platte, die komplett in diesem Stil eine wohl mehr in sich stimmige hätte werden können.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Lose
2 True love will find you in the end
3 Love will tear us apart
4 Hard days gone
5 30 century man
6 Shooting star
7 Ventura
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Besetzung |
Tom Krailing (all instruments, vocals)
plus guests
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