Kenneth Knudsen / Oliver Hoiness
November Tango
|
|
|
Der dänische Jazzmusiker Kenneth Knudsen, Jahrgang 1946, seines Zeichens als Autodidakt musikalisch gestartet, komponierte im Laufe der Jahre, seit den Sechzigern, Musik für Filme, für das Fernsehen, für Streichquartette und Chöre, und spielte als Keyboarder mit zahlreichen Musikern aus Jazz, Rock und Folk.
In den letzten Jahren widmete er sich verstärkt der elektronischen Klanggestaltung, wie auch hier zusammen mit dem Gitarristen Oliver Hoiness auf deren gemeinsamer Platte November Tango. Die beiden Musiker, unterstützt durch drei weitere auf ausgewählten Songs, schaffen futurisch-avantgardistische Klangflächen, dabei werden nicht durchgehend und vorwiegend rhythmisch orientierte Muster geschaffen wie bei der „Berliner Schule“, jener Stilrichtung der elektronischen Musik, vertreten zum Beispiel durch Klaus Schulze oder Tangerine Dream. Vielmehr verändern sich weitgefasste offene Räume, in denen sich wie schwebend Veränderungen abzeichnen und die Hörerschaft inmitten einer oft unwirklich erscheinenden Umgebung verharren lässt.
So mögen sich Einige fragen, was denn hier wirklich geschieht, welch‘ ein Sinn darin stecken mag in dieser herausfordernden Originalität der Klänge, die wie offen und nicht eingezäunt im Raum schweben. Dabei fügen sich die Soundlandschaften des Gitarristen Hoiness nahtlos ein in die Keyboardwolken. Ein für mich persönliches Highlight ist der Eröffnungstrack, weil sich hier der Jazztrompeter Palle Mikkelborg eingefunden hat und dem “Mysterious Dancer“ noch etwas mehr Mysteriöses verleiht. Schade, den Mann hätte ich gut und gern die ganze Platte über als Mitspieler dabei gehabt!
Auf drei Songs breitet sich der Elektroniker Peter Kyed aus und bringt unter anderem mit dem Sound von Sequencer andere Nuancen ins Spiel, eine eigentlich gute Abwechslung und Ergänzung. Der Schlagzeuger und Perkussionist bringt zweimal die sonst fehlenden rhythmischen Aspekte ein, aber absolut nicht typisch mit dem Einsatz seiner Instrumente. Die Rhythmen werden teilweise Bestandteil und werden oft unterbrochen eingesetzt. Bis zum Schluss verharre ich als Hörer in einer rätselhaften und faszinierenden Welt von Klangfetzen, von Bruchstücken, von Mosaikteilchen, die ich mir alle selber zusammenfügen muss. Ergo ist diese Musik für Hörer, die gern mitmachen möchten, und – das muss ich gestehen, ich wäre gern im Studio dabei gewesen für die eine oder andere Klangidee. Ansonsten – mehr November als Tango, was die Umsetzung des Plattentitels betrifft.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Mysterious Dancer (4:52)
2 Billy Childish (3:40)
3 Dreamtime (5:55)
4 Short Piece / Conversations (3:32)
5 Ze Birdz (5:29)
6 November Tango (4:06)
7 Corrections (5:52)
8 Silver Roundabout (5:48)
|
|
|
|
|
Besetzung |
Kenneth Knudsen (keyboards, piano, electronics and more)
Oliver Hoiness (guitars, percussion and more)
Peter Kyed (electronics, bass drum & hi hat patterns, sequencer - #3, 5, 8)
Ole Streenberg (drums, cymbals - #6, 7)
Palle Mikkelborg (trumpet, flugelhorn - #1)
|
|
|
|