Judas Priest
Firepower
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Ich hatte noch nicht einen Ton vom neuen Priest-Album gehört, da fiel mir bereits auf: Keiner meckert! Wirklich keiner!! Das gab es bei keinem Release seit der Reunion; sogar beim anerkannten Klassiker Painkiller waren Kommentare wie „Zu heavy!“, „Zu trendy-modern!“ oder „Die Band verleugnet ihre Hardrock-Wurzeln!“ zu lesen. Und jetzt bei Firepower? Nichts!
Dafür gibt es einen guten Grund, sogar den besten überhaupt: Das Ding ist von vorne bis hinten bärenstark!
Zuerst war ich zwar ein wenig enttäuscht, weil sich unter den 14 Stücken kein durchweg schneller Nackenbrecher befindet; auch eine Übernummer wie „Painkiller" oder „The Sentinel" ist nicht dabei. Zwei Schwächen, die keine sind, weil ich beide mittlerweile positiv sehe. So wie es ist, wirkt das Album wie aus einem Guss. Es fallen einem auch viel mehr Feinheiten auf. Ich behaupte mal keck: Die Gitarrenfills sind die besten, die Priest je hatten!
Das dürfte Andy Sneap zu verdanken sein, auch wenn die Äxte nicht mit der gnadenlosen Schärfe das Trommelfell durchschneiden, wie sie etwa die Songs auf Screaming For Vengeance bis heute behalten haben. Firepower rangiert eine Stufe darunter, aber immerhin!
Judas Priests 19. ist vor allem Rob Halfords Album. Und das, obwohl der Metal God in den 58 Minuten keinen einzigen seiner markanten Schreie untergebracht hat (der ganz am Anfang ist kein „richtiger“!). Er hätte es bestimmt gekonnt, aber es war schlicht nicht nötig! Stattdessen singt er trotz der Vielzahl an Takes, die von jedem Song erstellt wurden, so entspannt wie nie, absolut souverän. Er phrasiert viele Worte, gar ganze Zeilen regelrecht genüsslich!
Die beeindruckende Gesangsleistung zeigt, was für eine glänzende Idee es war, Stammproduzent Tom Allom zurückzuholen. Wenn man sich das Ergebnis anhört, hat dieser brillante Einfall die hohe Qualität von Firepower erst ermöglicht.
Ich finde auch nicht, dass es zu viele Songs sind. In meinen Ohren lässt die Scheibe in der zweiten Hälfte nicht nach. Bei Defenders Of The Faith war das so – hier passiert das nicht!
Und falls doch mal ein Track nicht als Ganzes begeistert, so enthält er zumindest Parts, die begeistern: etwa Scott Travis´ mörderisches Drummnig bei „Traitors Gate", die raffinierte Tempoverschärfung im atmosphärischen Stampfer „Children of the Sun" oder der gesprochene Teil in meinem Favoriten „Spectre".
Ein weiteres Highlight ist „Never the Heroes", das so episch wirkt, obwohl es kaum über vier Minuten lang ist.
Hier wie auf der ganzen Scheibe verbinden sich Routine und neu erwachte Leidenschaft zu einem mitreißenden Heavy Metal-Erlebnis. Anders kriegt man die blitzende Eleganz eines „Rising from Ruins" gar nicht hin!
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Firepower dem Klassiker Painkiller erstaunlich ähnelt. Diese Verwandtschaft bemerkt man zunächst nicht, weil das neue Werk keine Naturgewalt wie Painkiller ist. Firepower ist nicht so brachial, sondern gediegener, geschmeidig und feingliedrig. Halt, jetzt habe ich´s: Ein melodiöser kleiner Bruder! Vergleicht mal die beiden Titelsongs miteinander...
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | Firepower | 3:27 |
2 |
Lightning Strike | 3:29 |
3 |
Evil Never Dies | 4:23 |
4 |
Never The Heroes | 4:24 |
5 |
Necromancer | 3:33 |
6 |
Children Of The Sun | 4:00 |
7 |
Guardians | 1:06 |
8 |
Rising From Ruins | 5:23 |
9 |
Flame Thrower | 4:34 |
10 |
Spectre | 4:25 |
11 |
Traitors Gate | 5:43 |
12 |
No Surrender | 2:54 |
13 |
Lone Wolf | 5:09 |
14 |
Sea Of Red | 5:51 |
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Besetzung |
Rob Halford (Vocals)
Glenn Tipton (Guitars)
Richie Faulkner (Guitars)
Ian Hill (Bass)
Scott Travis (Drums)
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