Mozart, W. A. (Mackerras)
Sinfonien Nr. 29, 31, 32, 36, 36 / Sinfonien Nr. 38-41
FRISCHZELLENKUR
Dass die Beschäftigung mit der Musik und speziell mit jener Mozarts jung hält, ist kein Geheimnis und vielleicht auch der Grund dafür, dass viele Dirigenten noch im hohen Alter ihrem Beruf erfolgreich und mit erstaunlichen Kraftreserven nachgehen. Dennoch aber überrascht Sir Charles Mackerras, Jahrgang 1925, mit seinen Einspielungen später Mozart-Sinfonien, von denen soeben der zweite Teil mit den Sinfonien Nr. 29, 31 (Pariser Sinfonie), 32, 35 (Haffner) und 36 (Linzer) erschienen ist. Ein solches Maß an jugendlicher Frische, an Elan und Esprit ist im eigentlichen Wortsinne nahezu „unerhört“. Dass das Scottish Chamber Orchestra kein Ensemble der historischen Aufführungspraxis ist, erweist sich dabei durchaus nicht als Manko. Historisch informiert spielt man natürlich inzwischen auch hier und der (von der Tontechnik sensationell plastisch eingefangene) Gesamtklang ist etwas gerundeter, bass- und mittenbetonter. Gleichzeitig sorgt die schlanke Besetzung dafür, dass die so wichtigen Bläserstimmen bestens als charakteristische Farbtupfer hervorleuchten. Mackerras denkt die Sinfonien dabei ganz klar von Mozarts Opern her, lässt die einzelnen Phrasen sprechen und baut eine binnendramatische Struktur von teils dialogischem, teils ensemblehaftem Charakter auf.
Trotz durchweg zügiger Tempi ist sein Mozart dabei voller Charme und Verspieltheit, was gerade bei den nun neu vorgelegten Sinfonien von Vorteil ist. Die stets heikle Nr. 29 könnte man allerdings durchaus noch mit einer Prise mehr Humor darbieten; bei ihr nähert sich schließlich die ein und andere Wendung an den Musikalischen Spaß an. Die Pariser (hier lässt Mackerras die beiden Alternativen des zweiten Satzes eigenwilliger Weise hintereinander spielen) und die Linzer Sinfonie sind dafür in einer auf das Prächtigste gelungenen Art zu hören – ein dynamischer, nicht enden wollender Wirbel überschäumender Ideen. Die Haffner wird im Schlusssatz extrem beschleunigt, die raketengleich nach oben steigenden Läufe des Orchesters bekommen dadurch einen leichten Zug ins Aberwitzige.
Eine würdige Nachfolgepoduktion zu der preisgekrönten ersten SACD also, auf welcher erstaunlich innovativ die letzten vier Sinfonien präsentiert wurden. Hier hat Mackerras bereits Maßstäbe gesetzt. Die g-moll-Sinfonie ist selten so konsequent in ihren harmonischen Unwahrscheinlichkeiten und Kühnheiten präsentiert worden, die Jupiter-Sinfonie wird strahlend kraft- und prachtvoll, zugleich aber bemerkenswert scharfkantig interpretiert.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
CKD 350
Sinfonien Nr. 29, 31, 32, 36, 36
117:00
CKD 308
Sinfonien Nr. 38-41
139:00
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Besetzung |
Scottish Chamber Orchestra
Sir Charles Mackerras: Leitung
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