Hertel, J. Chr. / Hertel, J. W. (Bauer)
Trompetenkonzerte
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Info |
Musikrichtung:
Barock / Frühklassik
VÖ: 04.04.2008
MDG / Codaex (SACD hybrid (AD: 2007) / Best.nr. MDG 901 1499-6)
Gesamtspielzeit: 62:21
Internet:
MDG
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GLANZ IM WANDEL DER ZEIT
Welchen Sprung die musikalische Entwicklung in nur einer Generation durchmachte, lässt sich kaum irgendwo besser ablesen als an diesen Kompositionen von Johann Christian Hertel (1697-1754) und seinem Sohn Johann Wilhelm Hertel (1727-1789):
Beim Vater, der in den Diensten des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz stand, zeigen sich Pauken und Trompeten noch ganz als Instrumente, deren Verwendung den Fürsten und Königen vorbehalten war. Ihr kriegerisch-herrschaftlicher Glanz diente vor allem dazu, den Landesherrn und seine Auftritte ins beste Licht zu rücken.
Insoweit dürfte der Herzog mit seinem Hofmusikus mehr als zufrieden gewesen sei. Beide Sinfoniae in D-Dur für drei Trompeten, Pauken, zwei Violinen, Viola und Basso Continuo sind in erster Linie Repräsentations- und Festmusiken. Der Eingangssatz der ersten hier präsentierten Sinfonia gefällt mit einem kaskadenartigen Thema, das bei hohem Tempo den Trompetern einiges abverlangt. Die Musik drängt stringent vorwärts, verbreitet mitreißenden Schwung und festlichen Wirbel. Auf einen eingeschobenen Mittelsatz, der den Streichern vorbehalten bleibt, folgt ein agiler Schlußsatz. Die zweite der eingespielten Sinfonien greift demgegenüber verstärkt zu dramatischen Mitteln und Kontrasten, die der in den Barockopern üblichen Eingangssinfonia entlehnt seien mögen.
Ganz anders setzt der Sohn Johann Wilhelm die Trompete ein: Bei ihm soll sie nicht mehr allein für Pomp sorgen, sondern selbst als Virtuoseninstrument hervortreten und überdies zu vielfältigeren Emotionen bewegen. Empfindsame, teilweise volkstümlich schlichte Themen münden in eine konzertante Entfaltung des Soloinstruments mit Freiheiten, wie sie dem Barockstil des Vaters fremd waren.
Die Bekanntschaft von Hertel jun. mit den Zeitgenossen Graun und C.P.E. Bach ist unüberhörbar. Wenngleich die Concerti dem Zeitgeschmack folgen, weisen sie doch manch originelles Detail auf, so zum Beispiel den abrupten Schluß des Concertos Nr. 2. Ihr hervorstechendstes Merkmal ist aber die Betonung der Sanglichkeit des Soloparts. Womöglich ist dies ein Hinweis darauf, dass Johann Wilhelm Hertel sich, wie er selbst sagte, als "Sing-Componist" verstand. Besonders charmant und interessant ist das Doppelkonzert für Trompete und Oboe.
Wolfgang Bauer spielt die Trompete mit einem höchst brillanten, dabei aber nicht zu voluminösen Ton. Mit spieltechnischer Perfektion gelingt es ihm, die Werke Johann Christian Hertels von dem Ruch steifer höfischer Prunkmusik zu befreien und sie vital atmen zu lassen. Wandlungsfähig erweist sich sein Spiel bei den Concerti Johann Wilhelm Hertels, was allerdings nichts daran ändert, dass drei dieser Konzerte (plus Doppelkonzert) auf einer SACD hart am Rande der Überdosis sind.
Dass sie dennoch gut bekommen, liegt nicht zuletzt an dem schlanken, transparenten Spiel des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn sowie an der einmal mehr superben Tontechnik, mit welcher das Label MDG hier aufwartet.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-3 J. Chr. Hertel - Sinfonia für 3 Trompeten Nr. 3 D-Dur 07:24
4-6 J. W. Hertel - Concerto Nr. 3 für Trompete, Streicher und B.C. D-Dur 09:13
7-9 J. W. Hertel - Concerto Nr. 2 Es-Dur 10:29
10-12 J.W. Hertel - Concerto für Trompete, Oboe, Streicher und B.C. Es-Dur 13:20
13-15 J. W. Hertel - Concerto Nr. 1 Es-Dur 12:03
16-18 J. Chr. Hertel - Sinfonia für 3 Trompeten Nr. 1 D- Dur 09:52
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Besetzung |
Wolfgang Bauer, Trompete und Ltg.
Christian Wetzel, Oboe
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
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