Musik an sich


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Castaldi – Kapsberger – Hafis u. a. (Celeste Sirene)

Gol o Bolbol. Alte Musik aus Persien und Europa


Info
Musikrichtung: Barock / persische Musik

VÖ: 01.04.2008

Cavalli / Note 1 CD (AD DDD 2007) / Best. Nr. CCD 336

Gesamtspielzeit: 67:39

Internet:

http://www.celestesirene.de/start.htm



ZAUBER DES ORNAMENTS

An die gemeinsamen Wurzeln von westlicher und östlicher Musik führt diese CD mit Werken italienischer und persischer Meister. Sie beschwört den Zauber des Ornaments, das Ende 15. Jahrhundert in die abendländische Musik Einzug gehalten hat. Es waren sephardische Juden, die im Zuge der Rekatholisierung Spaniens ihre Heimat verlassen mussten und ihre orientalisch geprägte Gesangskunst mitausgefeilten Verzierungen in Europa verbreiteten.
Ende des 16. Jahrhunderts entwickelten sich daraus die ersten notierten Koloraturen. Auch wenn diese inzwischen zu den Ganz- und Halbtonschritten des westlichen Tonsystems konvertiert waren, bereicherten sie doch die einstimmige Vokalmusik des Frühbarock durch neuartige Ausdrucksmöglichkeiten. Die Musik des 17. Jahrhunderts hat bei aller Kunstfertigkeit etwas Archaisches bewahrt. Anders als bei den sinfonischen Serail-Träumen des 18. Jahrhunderts wirken ihre „Orientalismen“ ungezähmt. Vielleicht verträgt sie sich auch darum so gut mit den Zeugnissen persischer Kunstmusik, die auf dieser Platte zu hören sind.

Dem Ensemble Celeste Sirene und seinen Gästen gelingt es, die Verwandtschaft hörbar zu machen, ohne die jeweiligen Eigenarten einem weltmusikalischen Einheitsklang zu opfern. Harfenist und Tenor Niels Badenhop demonstriert gleich mit dem eröffenden Amore Vincitore von Bellerofonte Castaldi, wie man der Alten Musik Europas mit Fantasie und Witz beikommen kann. Gekonnt wird eine stilvolle vokale Travestie inklusive Pfeifen, Rotzen und Fisteln für die Ausmalung eines tragikomischen Liebesdramas eingesetzt. Für orientalische Farben sorgt das omnipräsente Schlagzeug (Nora Thiele/Rusbe Torkshvand-Nezhad), das unter anderem Marin Marais kerniges Gambenstück Persischer Marsch veredelt (Christiane Gerhardt/Tilman Muthesius, Gambe). Die Gambe mit ihrem der menschlichen Stimme nahen Klang übernimmt auch sonst eine wichtige Rolle in diesem musikalischen Ost-West-Dialog.
Lyrik aus der Feder des mittelalterlichen persischen Sufis Hafis ist locker in das Programm eingestreut und ergänzt die oft improvisierten Stücke für Santur, das persische Hackbrett (Manouchehr Fouladvand/Rusbe Torkshvand-Nezhad). Es klingt obertonreicher und metallischer als seine westeuropäischen Verwandten. Verstärkt wird das Ensemble des „alten Europa“ durch Laute und Chitarrone (Daniel Kurz).
Das Ganze ergibt ein ausgesprochen kurzweiliges Programm. Schön, dass uns Herr Cavalli, der Gründer des gleichnamigen Labels, an musikalischen Entdeckungen wie dieser teilhaben lässt.



Georg Henkel



Trackliste
1Bellerofonte Castaldi (1580–1649, Modena): Amore Vincitore
2 Girolamo Kapsberger (1575–1661, Rom): Colascione, Arpeggiata
3 Hafis (1325–1390, Shiraz): “Des Morgens…”
4 Marin Marais (1656–1728, Paris): Marche Persane
5 Vincenzio Calestani (1. Hälfte 17. Jh., Florenz): O Luci Belle
6 von Saba (*1900) aufgezeichnet: Charmesrab Dashty
7 Charles Dollé (1.Hälfte 18. Jh., Paris): La Weymar
8 Antonio Sartorio (1620–1681, Venedig): Luci Belle
9 Manouchehr Fouladvand (*1948): Khorush
10 Antoine Forqueray (1672–1745, Paris): Carillon de Passy
11 Manouchehr Fouladvand (*1948): Improvisation Dashty
12 von Saba (*1900) aufgezeichnet: Be yade Gosashteh
13 Stefano Landi (1585–1639, Rom): T’amai gran tempo
14 Hafis (1325–1390, Shiraz): “Gestern sprach…” auf Improvisation
15 von Saba (*1900) aufgezeichnet: Oshagh Radif
16 anonym Spanien: Kalata
17 Alessandro Grandi (? –1630, Bergamo): Ridete meco
18 anonym 1492: Folia
19 Hafis (1325 –1390, Shiraz): “Hörst du das Wort”
20 von Mahjoubi (*1902) aufgezeichnet: Pishdaramad
21 Marin Marais (1656 –1728, Paris): Prélude en Harpèg
22 Giovanni F. Sances (um 1600–1679, Rom/Wien): Accenti queruli
Besetzung

Celeste Sirene


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