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Porcupine Tree
Fear of a blank planet
X-Box is a god to me …
Nachdem Porcupine Tree im letzten Herbst ihre Songs bereits einer livehaftigen Probe unterzogen, (s. Konzertbericht) liegt nun das mit Spannung erwartete Endergebnis in Form von Fear of a blank planet vor. Fünf der vorgestellten Songs haben es auf das Album geschafft. Der fünfte namenlose Song wurde durch „Way out of here“ ersetzt. So weit so gut. Ist dieses Werk nun das erwünschte Meisterwerk der Band nach dem teilweise ziemlich kritisch beäugten Deadwing geworden? Auf jeden Fall ist Steven Wilsons düstere Weltsicht über die Jugend unserer Tage zumindest die CD an der man in diesem Frühling, ähnlich wie im letzten Jahre an Tool’s 10.000 days, nicht vorbeikommt. Es gibt kaum ein Musikmagazin welches nicht voller Begeisterung über Porcupine Tree berichtet. Es sieht also ganz so aus, als hätte sich der Labelwechsel zu den Holländern Roadrunner in dieser Hinsicht gelohnt. Aber konzentrieren wir uns nun auf die Musik selbst.
Fear of a blank planet beginnt mit dem Titeltrack wie man es vom Vorgänger kannte. Ein überlanger rockiger Song mit sphärischem Break und schon fast hymnischen Chorus. Nett eingestreute Powerchords und das treibende Schlagzeugspiel geben der Nummer die gewisse Würze. Gewiss kein schlechter Einstieg. Das folgende „My ashes“ ist das genaue Gegenteil davon. Eine ruhige und getragene Pianoballade mit den mittlerweile so typischen Wilson-Harmonien und einem dezenten Einsatz von Streichern. Hat einen ähnlich erfrischenden Effekt wie „Lazarus“ und schafft den Übergang zum Herzstück von Fear of a blank planet, den Longtrack „Anesthetize“.
Seit 1995 („The sky moves sideways“) hatte sich Steven Wilson unter dem Porcupine Tree-Banner nicht mehr an einem derart langen Lied versucht. Bereits auf den Konzerten erntete man jede Menge Applaus dafür. Das Stück beginnt getragen und spärlich instrumentiert. Erinnerungen an den fabulösen „Hatesong“ kann man sich nicht verwehren. Mit zunehmender Spielzeit verwandelt sich der Song in eine Achterbahn aus harten Gitarrenriffs, Synthieunterlagen und Drumkapriolen. Endlich darf Gavin Harrison auch auf einem Studioalbum mal seine Klasse beweisen. Das dürfte er gerne öfter. Sehr mitreißend wurde auch der Refrain in Szene gesetzt, der seinen Platz in den Gehörgängen nicht so schnell räumen wird. Im letzten Drittel nimmt „Anesthetize“ eine abrupte Wende und geht ziemlich überraschend in einen ambientartigen Teil über. Dieser klingt fast etwas wahllos integriert und soll wohl die Zerrissenheit der Jugend repräsentierten. Meinetwegen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass sich Alex Lifeson (Rush) an diesem Monster in Form eines Gastsolos beteiligt hat. Dieses klingt allerdings ziemlich farblos und (ich traue mich es gar nicht zu schreiben) ziemlich uninspiriert.
Mit „Sentimental“ folgt eine weitere ruhige Ballade, die sich genauso wie „My ashes“ sehr gut auf dem letzten Blackfield-Album gemacht hätte. Eine schöne träumerische Nummer, die sich gut ins Gesamtkonzept des Albums einfügt. Leider bedient sich Wilson hier allzu offensichtlich bei seinem eigenen Song „Trains“. Wesentlich interessanter und richtig gehend düster wird es in den letzten 15 Minuten von Fear of a blank planet mit „Way out of here“ und „Sleep together“. Ersteres beginnt mit ein paar von Robert Fripp (King Crimson) beigesteuerten Soundscapes und schleppt sich mit dem schon fast verzweifelt klingenden Gesang von Steven Wilson dahin. Immer wieder aufgelockert von einer kleinen Gitarrendusche. „Sleep together“ bringt mit seinem industriellen Charme eine neue Note in den PT-Sound. Die starke Rhythmusbetonung wird ergänzt durch an Led Zeppelin erinnernde Streicher und schafft so eine schon hypnotische Atmosphäre. Ein großartiger Abschluss der noch einmal die düstere Atmosphäre des Textes in geballtem Maß verarbeitet.
Um zur Anfangsfrage zurückzukommen: Ist dieses Album nun das erhoffte Meisterwerk geworden? Vielleicht nicht Meisterwerk, aber zumindest ist Fear of a blank planet ein weiteres hervorragendes Album in der umfangreichen Porcupine Tree-Diskografie geworden, das sich qualitativ guten Gewissens neben In absentia und The sky moves sideways stellen kann. Es ist düsterer, um einiges atmosphärischer und präsentiert sich wesentlich geschlossener als seine Vorgänger. Eben ein richtiges Gesamtkunstwerk. In dieser Hinsicht lässt es sich durchaus mit Signify vergleichen. Alte Fans der Band, die an der Band in den letzten Jahren keinen allzu großen Gefallen mehr fanden, sollten diesem Album also ruhig eine Chance geben. Zwar ist der größte Kritikpunkt dieser Personengruppe (Ersatz von Inspiration durch teils wahllos eingewebte „Bratzgitarren“) nach wie vor vorhanden, allerdings wurde diese mit In absentia eingeführte Arbeitsweise noch nie so gut mit den alten schwebenden Porcupine Tree verbunden. Einziger wirklicher Kritikpunk meinerseits sind die groß angekündigten Gastbeiträge, die sich im Nachhinein als ziemlich überflüssiges Namedropping entpuppen.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Fear of a blank planet | 7:28 |
2 | My ashes | 5:07 |
3 | Anesthetize | 17:42 |
4 | Sentimental | 5:26 |
5 | Way out of here | 7:37 |
6 | Sleep together | 7:28 |
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Besetzung |
Steven Wilson (v, g, key) Colin Edwin (b) Richard Barbieri (key, synth) Gavin Harrison (dr)
Gäste: Alex Lifeson (Rush) – Gitarrensolo auf „Anesthetize“ Robert Fripp (King Crimson) – Soundscapes auf „Way out of here” John Wesley (Tourgitarrist) – Background Vocals
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