Richard Lee
These Wheels
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Ein weiterer, äußerst talentierter Sänger und Songwriter präsentiert sich hier mit dem Texaner Richard Lee. Mit seinem von ihm selbst produzierten Album These Wheels kann man sich einen guten Überblick über sein musikalisches Können verschaffen. Der Künstler aus dem Lonestar-State überzeugt mit einer gelungenen Mixtur aus New Country, Alternate Country und texanischer Songwriter Musik, wie man sie in etwa von Radney Foster kennt. Dabei greift der Künstler lobenswerter Weise ausschließlich auf Songmaterial zu, dass komplett aus eigener Feder stammt.
Im einzelnen:
Der Beginn der CD ist mit dem Titelsong "These Wheels" bestens gewählt. Ein äußerst lockerer, unverkrampfter Song, der mit den beim Alternate Country typischen, unaufdringlichen Keyboards hinterlegt ist und mit herrlich unbeschwerten Fiddleparts glänzt. Das insgesamt kraftvolle Arrangement, bei dem auch der Einsatz von E-Gitarren nicht zu kurz kommt, kann ebenso überzeugen wie auch der flüssige Melodieverlauf der dafür sorgt, dass sich der Titel gleich im Ohr festsetzt. Auch "He can't take it anymore" gehört ohne Zweifel in die gleiche Kategorie, auch hier ist wieder kräftige E-Gitarre mit starkem Solo zu hören und man bekommt Alternate Country / Country-Songwriter Musik geboten, die mit genügend Druck und Temperament ausgestattet ist. Auch stimmlich weiß Richard Lee durchaus zu gefallen, sein Gesang strahlt genügend Kraft aus und er bringt mit viel Einfühlungsvermögen gekonnt die Stimmungslagen der Songs auf den Punkt rüber.
Eine starke Songwriter-Ballade erwartet den Zuhörer mit "Starting over". Zum einen gesanglich enorm gefühlvoll von Richard Lee interpretiert, ist dieser Song auch wunderbar transparent arrangiert. Akustik- und E-Gitarren stehen im Vordergrund, hinterlegt von leichten Keyboardklängen. Kraftvoller, gitarrenlastiger Alternate Country wartet mit "Little Things", der von druckvollen Drums vorangetrieben wird und auch hier mit starken, dynamischen E-Gitarren-Solis ausgestattet ist. Die Ballade "Shotgun Willie" gehört wohl zu den Glanzpunkten des Albums. Ein ruhiger Titel, der wunderbar mit überwiegend akustischen Instrumenten auskommt. Akustikgitarre und Mandolinen beherrschen den überaus melodischen Titel, ein echtes Highlight auch die verträumten, leicht melancholisch und gedämpft klingenden Violinenparts, die dem Song eine ganz besondere Note geben. Ein starkes Stück erstklassiger Songschreiber-Musik zum Genießen, die einen richtig in seinen Bann zieht.
Ohne einen Song mit Tex-Mex Einschlag kommt wohl kaum eine texanische Countryproduktion aus, hier ist es der Titel "Eres Bonita", der den musikalischen Grenzgang nach Mexiko unternimmt. Es sind die Keyboards, die hier den Part der typischen Akkordeonklänge des Tex-Mex-Sounds übernehmen. Dieser überwiegt jedoch nicht zu stark, Richard Lee findet genau die richtige Mischung für diesen sehr schwungvollen, viel Lebensfreude ausstrahlenden Song. Ein weiterer Anspieltipp für eine sehr gelungene Songwriter-Ballade bietet der ruhige Song "Turn around", der sehr viel Emotionen ausstrahlt und instrumental wohltuend zurückgehalten daherkommt. "Miss Daisy Duke" lässt einen temperamentvollen, energischen New Country Titel mit einem guten Schuss Rock'n'Roll vom Stapel, bevor "Ride" mit einem Wechselspiel zwischen zurückhaltenden, ruhigen Passagen und kraftvollen, mit harter E-Gitarre vorangetriebenen Parts aufwartet. Hier überzeugen auch wieder die gezielt eingesetzten Fiddleklänge, die dem Song das richtige Country-Feeling verleihen. Auch der Schlusspunkt des Albums ist nicht von schlechten Eltern. Bei "Mama loved Jesus" heißt es entspannt zurücklehnen, um diesen Titel voll genießen zu können. Eine weitere prächtige Songschreiber-Ballade, die nur mit Akustikgitarre begleitet wird, unterstützt von traumhaft schöner, feiner Fiddle und dezenten Celloklängen. Richard Lee legt unheimlich viel Gefühl in diesen Song und seine gesangliche Klasse kommt hier besonders schön zur Geltung. Wer jetzt noch nicht voreilig seinen CD-Player ausgeschaltet hat, bekommt mit einem Hidden Track sogar nochmals einen akustischen Leckerbissen serviert.
Fazit:
Es macht einfach Spaß, Richard Lee bei seinen Songs und den Geschichten zuzuhörne, die sie erzählen. Seine Musik klingt frisch und unverbraucht, ist frei von kommerziellen Zwängen und hat mit dem breiten Mainstream nichts am Hut. Vielmehr bekommt man bodenständige, authentische Texas Music zu hören, die sich zwischen traditionell verwurzeltem Country und Alternate Country bewegt. Hier und da hört man dem Werk an, dass es sich um eine Eigenproduktion handelt, mit einem entsprechenden Label und dessen Produktionsmöglichkeiten im Rücken, wäre da stellenweise vom Sound her vielleicht noch etwas mehr rauszukitzeln gewesen. Doch gerade das macht auf der anderen Seite den Charme dieses Werkes ja irgendwie aus, denn die Titel wirken nicht zu glatt gebügelt oder gar steril, wie das etwa bei Mainstreamproduktionen hin und wieder der Fall ist. Richard Lee konnte hier seine Songs nach eigenem Denken umsetzen und war nicht gezwungen Kompromisse zu schließen, wobei letztendlich dieses besonders authentische Album herausgekommen ist. Nichts wirkt hier aufgesetzt oder gekünstelt, was dem Zuhörer ungetrübten Genuss von einfallsreichen Melodien und aussagekräftigen Texten bietet. Man kann diese CD jedem nur wärmstens weiterempfehlen.
GeraldH
Trackliste |
1 | These Wheels | 04:11 |
2 | He can't take it anymore | 04:41 |
3 | Startin' over | 05:01 |
4 | Little things | 04:14 |
5 | Shotgun Willie | 05:05 |
6 | That ol' church | 04:09 |
7 | Eres Bonita | 05:11 |
8 | Turned around | 06:11 |
9 | Say goodbye to Cinderella | 04:00 |
10 | Miss Daisy Duke | 02:52 |
11 | Ride | 05:37 |
12 | Mama loved Jesus | 11:34 |
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Besetzung |
Richard Lee - Lead & Harmony Vocals, Rhythm Guitar Brady Black - Violin, Mandolin Harland Dewitt - Organ, Keyboards Jon Phillips - Bass, Rhythm Guitar Mac Phillips - Lead & Rhythm Guitar Rick Reeves - Drums Matt Medearis - Drums Wade Wolf - Lead & Rhythm Guitar Tony Brown - Piano Sarah Boronow - Cello
Produzent: Richard Lee
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