Weinberg, M. (Brunello, M.)
Vier Sonaten für Cello solo
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik / Kammermusik
VÖ: 22.03.2024
Arcana (Naxos) / CD / DDD / 2022 / A559
Gesamtspielzeit: 87:25
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MEDITATIVER SOG
Der polnisch-russische Komponist Mieczysław Weinberg (1919-1996) wurde in den vergangenen Jahren als eine der großen Musikerpersönlichkeiten der Sowjetunion wiederentdeckt, wo er sich wie sein Kollege und Freund Schostakowitsch in den Nischen des repressiven Kulturapparates zu behaupten wusste.
Seine vier Solo-Sonaten für Violoncello komponierte er in seiner reifen Schaffenszeit. Die zwischen 1960 und 1986 entstandenen Werke kennzeichnet der für Weinberg typische melodiebetonte und erweitert tonale Stil, der durch die subtile Integration jüdischer Folklore bereichert wird. Die musikalische Kraft der Sonaten fließt aus einem packenden, manchmal geradezu bohrenden Ausdruckswillen, gepaart mit hoher Sensibilität für die klanglichen Möglichkeiten des Instruments.
Dieses wird hier in einer fast schon orchestralen Weise zum Klingen gebracht, mit breitem Strich und auf dem Fundament der bevorzugten tiefen Register. Trotz der rund drei Jahrzehnte, in denen die vier Werke entstanden, wirken diese stilistisch doch sehr konsistent, wie Variationen über eine gleichsam imaginäre Ursonate. Sie umfassen drei oder vier Sätze. Jeweils ein schnellerer Satz ist in jeder Sonate mit Dämpfer zu spielen. Neben akzentuierten und motorischen Abschnitten entfalten sich in den langsameren Sätzen weite elegische Bögen von schmerzlicher Intensität.
Auch wenn es sich um Kammermusik handelt, so besitzen diese Kompositionen doch einen ins Monumentale weisenden, epischen Zug, zumal in der vorliegenden Einspielung durch Mario Brunello. Brunello widmet sich dieser Musik auf seinem historischen Cello mit eindrücklicher Konzentration sowie farbsatter Klangkultur. Die tragfähige Akustik gestattet es ihm, mit wohldosiertem Vibrato jeden Ton ruhig fokussiert und zugleich eindringlich gespannt anzuspielen. Auch Dank der organischen dynamischen Staffelung entsteht ein bemerkenswert räumlicher, fast schon haptischer Eindruck, der die Zuhörenden vom ersten Moment an in Bann schlägt und in diese rund neunzigminütige Meditation hineinzieht.
Georg Henkel
Trackliste |
Sonaten Nr.1-4 für Cello solo (op.72,86,106,104b) |
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Besetzung |
Mario Brunello, Violoncello
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