Merlin Hydes
In Plain Sight
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Über diesen jungen Musiker, Merlin Hydes, findet man nicht viel, lediglich solche Aussagen, er sei auf dem Land aufgewachsen, spiele seit seinem zwölften Lebensjahr Gitarre und dass er vom englischen Blues- und Soul-Musiker Jon Kenzie entdeckt wurde. Dieser nahm auch dieses Debüt-Album des Protagonisten, In Plain Sight in seinem Heimstudio innerhalb von drei Tagen auf.
Ja, und da ist in der Tat etwas Ungewöhnliches entstanden. "Dark Riders", der Eröffnungssong, läßt hinsichtlich der Stimme nicht unbedingt auf einen jungen Musiker schließen, der Bursche versucht nicht, "schön" zu klingen, die Stimme wirkt emotional frech und ungekünstelt, der Gesang ist relativ dumpf, und Hydes lässt irgendwie "den Blues raus", begleitet sich auf der Gitarre, wie es einst die Blueser aus dem Mississippi Delta verstanden.
Also - ganz "back to the roots", Musik an der Basis, am Ursprung. Doch das bleibt nicht in dieser Form so, beim zweiten Song gesellt sich eine weibliche Stimmbegleitung dazu, doch stört mich das eher als dass es bereichernd ist. Das Bluesfeeling zieht sich bei diesem flott gespielten Song ebenfalls ein wenig zurück, bis es mit "I Got The T" kraftvoll zurückkehrt, aber für nur fünfzig Sekunden! "Mary" ist auch weniger weniger Basis-Blues-behaftet, das Feeling bleibt, und noch immer ertönt diese wilde und ungezähmte Stimme, und ich hoffe, Merlin wird daran nicht feilen. Zwar ist das keine typische Blues-Stimme, durchaus könnte er damit auch Indie Rock singen, doch ist es dieses emotional anspringende Element, dass packt.
Mit "Maggies Farm" von Bob Dylan liegt die einzige Coverversion vor, Hydes bearbeitet die Gitarrensaiten beim Hinüberstreichen mit einem ungewöhnlichen rollenden Rhythmus, ansonsten ist diese Version soweit in Ordnung, obwohl nicht wirklich sehr interessant vorgetragen. So bemerke ich dann doch den Unterschied zu den übrigen eigenen Songs, die dann überzeugender aus dem Innern des Künstlers zu entspringen scheinen.
Nun, eine gewisse Ählichkeit zum Delta Blues läßt sich sicher nicht verleugnen, ohne dass ich jedoch den Eindruck habe, das sich der Künstler daran strikt und direkt daran orientieren möchte, entweder hat er sich stark mit dieser Musik beschäftigt oder es steckt ihm im Blut. Hinsichtlich der Intensität des Spiels sehe ich eine Nähe zu Bukka White, ohne schon dessen individuellen und kraftvollen Ausdruck und diese spontane Flexibilität aufzuweisen. Aber in diese Richtung sollte sich Hydes unbedingt orientieren! Aber auch die Hinwendung zur stilistischen Ausprägung eines Son House wäre für mich denkbar!
Auf "Like Gold" wird dann noch geslidet und etwas, dass nach Bassdrum klingt, wurde integriert, dieser Song klingt schon absolut gänsehautmäßig und aus meiner Sicht ein guter Aufbruch auch in diese Richtung. Auf jeden Fall im Meer aktueller Neuerscheinungen, egal, welches Genres, stellt In Plain Sight eine erfrischende Erquickung dar und stellt sicher, dass man auch mit einfachen Mitteln Musik vorstellen kann, die sich in die Seele schleichen kann, dabei sehr ehrlich und ungekünstelt vorgetragen wird, und das in einem relativ eigenwilligen und coolen Stil. Mit "The Quiver" beschreitet der Protagonist dann noch einen weiteren Weg, nämlich ein wenig in Richtung Folk, nur ein wenig mit Blues getränkt, und zum Schluss verabschiedet er uns mit "On The Loose" dann ganz still und zurückhaltend, ein fast schon sanfter Song, auch hinsichtlich des Gesanges, der hier gar nicht mehr so aufmüpfig und frech klingt, aber auch hier wieder mit sehr viel Gefühl. Ja, die Musik dieser Platte ist absolut nicht zeitgemäß, nicht massenkompatibel und ich würde mich wundern, wenn Hydes damit wirklich wird punkten können. Auf jeden Fall drücke ich ihm die Daumen für einen Durchbruch und dafür, dass er sich nicht verbiegen läßt und zu seinem Stil steht!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Dark Riders
2 The River Song
3 I Got The T
4 Mary
5 Maggies Farm
6 Drip Of Luck
7 Bucket Of Gold
8 Dream Stepper
9 Coin Rattle
10 Like Gold
11 The Quiver
12 On The Loose
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Besetzung |
Merlin Hydes (vocals, guitar, foot stomping, bassdrum?, handclaps?)
Unknown (female vocals - #2)
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