Uriah Heep
Head first (Review-Serie, Folge 10)
50 Jahre Uriah Heep – Reviews zum Jubiläum; Folge 10: Head first
Klammern wir einmal den „One-Night-Stand-Sänger“ John Sloman aus, befinden wir uns mit Head first genau in der Mitte der Ära des dritten Uriah Heep-Sängers Peter Goalby, mit dem die Band – genau wie mit Nummer 2, John Lawton – drei Alben eingespielt hat, eine Ära, die wie immer man es auch wenden will, wohl als die schwächste und glanzloseste gelten muss. Ganz sicher ist es die, die im Rückblick die wenigsten Spuren in der Bandhistory hinterlassen hat.
Ganz gerecht ist das nicht, wie es schon Marios Review zum Vorgänger Abominog im vergangenen Monat gezeigt hat.
Abominog war mit fünf Cover-Versionen (bei 10 Stücken) kompositionstechnisch das mutloseste Album in der Geschichte einer Band, die eher selten auf Cover-Versionen zurückgegriffen hat. Head first ist da nur wenig besser. Wieder stammen drei Stücke aus fremden Federn – darunter die beiden Single-Auskopplungen „Stay on Top“ und „Lonely Nights“, wobei selbst Heep-Spezialist Tapio Minkkinen nicht sagen kann, ob es von dem von T. Jackson geschriebenen „Stay on Top“ eine Original-Aufnahme gibt.
Das Album eröffnet mit „The other Side of Midnight”, einem harten Rocker mit einer für Heep typischen melodischen Gitarre im Mittelteil. Es ist – soweit ich weiß – das einzige Stück des Albums, das auch in späteren Jahren noch gelegentlich im Live-Programm auftauchte.
Es folgen die beiden Singles. Die melodische Ballade „Lonely Nights”, die im Original von Bryan Adams’ You want it, you got it von 1981 stammt, war zumindest in der WDR-Schlagerralley ein Semi-Hit. Sie war dort vom 30. Mai bis zum 18. Juli platziert. Die Top-Platzierung hatte sie am 13. Juni mit #3. Am Jahresende reichte es für einen 51sten Platz unter 146 Titeln, die sich in diesem Jahr insgesamt platzieren konnten.
Insgesamt liefern Uriah Heep hier eine solide Hard Rock-Scheibe ab, die ebenso häufig in die AOR-Richtung, wie zum Metal schielt. Anpassungen an den klinischer werdenden Sound der 80er finden sich praktisch nicht, wenn man einmal von „Sweet Talk“ absieht, bei der der elektronisch verzerrte Gesang wohl an eine Telefonstimme erinnern soll.
Zwei extrem starke Stück sollten noch hervorgehoben werden. Da ist zum einen der gelungene melodische Hard Rock „Love is blind“ mit einem Refrain, der schnell im Ohr bleibt. Und dann ist da noch der krachende Rocker „Red Light“ mit der vorgeschalteten „Roll-Overture“, den ich gerne einmal als Eröffnungs-Doppel bei einem Konzert erleben möchte.
Mit „Red Light“ und der Ballade „Lonely Nights” verfügt Head first über ein fast so attraktives Hit-Paar, wie Demos and Wizards mit „Easy Livin‘“ und „The Wizard“.
Etwas peinlich ist das Band-Logo, in dem in das „H“ passend(?) zum CD-Titel eine Guillotine eingebaut ist. Da trifft das Urteil von Ken Hensley „Those covers were Crap” mal wieder voll zu – eher nicht passend zu den oft sehr friedlich humanistisch ausgerichteten Texten.
Das ändert nichts daran, dass Head first ein Album ist, das zu entdecken sich lohnt, weil es wesentlich stärker ist, als eine ganze Reihe von Hard Rock Album aus der ersten Hälfte der 80er, die heute zu Recht als Klassiker gelten.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | The other Side of Midnight | 3:57 |
2 | Stay on Top | 3:37 |
3 | Lonely Nights | 4:09 |
4 | Sweet Talk | 3:52 |
5 | Love is blind | 3:42 |
6 | Roll-Overture | 2:19 |
7 | Red Lights | 2:59 |
8 | Rollin' the Rock | 5:29 |
9 | Straight through the Heart | 3:49 |
10 | Weekend Warriors | 3:52 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Mick Box (Git, Voc)
Lee Kerslake (Dr)
Bob Daisley (B)
John Sinclair (Keys,Voc)
Peter Goalby (Voc)
Gast:
Frank Ricotti (Perc <6>)
|
|
|
|