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MONNO

Cheval Ouvert


Info
Musikrichtung: Experimental Rock / Drone Rock / Noise

VÖ: 15.03.2014

(Idiosynatrics)

Gesamtspielzeit: 47:44

Internet:

http://www.idiosynatrics.com
http://www.earpolitics.net/monn
http://www.soundimplant.com/monno/


Meinen Recherchen nach stammt die Band Monno aus Berlin, wenn auch die Mitglieder den Namen nach gebürtig anderer Herkunft sind. Das neue Album wurde in der Schweiz produziert, in Philadelphia gemischt und das Cover von einem Künstler aus Barcelona gestaltet, man kann bei diesem 5. Album des Dreiers also durchaus von einer international Produktion sprechen.
Der Dreier bietet nach Livezusammenarbeiten mit Bands und Künstlern wie Lightning Blot, Melt Banana, Marduk und Tony Conrad nun ein absolutes Brett in 4 Akten.
Der 1. Akte startet mit dunklen, rau angeschlagenen Bassklängen, einem virtuos - konfusen Schlagzeuggewitter über dem psychedelisch flirrende Elektronik Klänge liegen. Abgerundet wird dieser klaustrophobische mit Sounds die wie gesampelte Schreie Klingen, möglicherweise sind es jedch auch elektronische Klangschleifen. Am Ende wird der Stecker gezogen, das Schlagzeug verlangsamt sich und die Atmosphäre wird noch bedrohlicher. Trotzdem wirkt es erlösend, das dieser Sturm abreißt. Ein böser, dunkler Soundtrack für einen gewaltigen Horrorfilm.
Der 2. Akt startet noch stürmicher, Das Schlagzeug scheint sich selbst überholen zu wollen, wenn es auch mehr mit den helleren Klängen arbeitet. Die elektrischen Seiten bauen eine unglaublich wuchtige Form des Wall of Sounds auf, hier dringt fast nichts durch. Fast nichts, denn auch hier waberm elektronische Klänge durch den Sound, die sich wie kleine Kügelchen in die winzigen Löcher des gewaltigen Sounds setzen und so eine undurchdringliche Wand eines manischen Sound bauen.
Dieser Til entlädt sich ähnlich wie der erste, jedoch bricht hier eine elektronische Gewlt über den weiter im Hintergrund tosendem Sound.
Im 3. Teil wird es dann tatsächlich ruhiger. Stimmsamples eröffnen, ein schräger, schleifender Bass mit langsamen, zerfasertem Schlagzeug legt sich darunter. Bedrohlich pocht diese Rhythmik aus Bass und Schlagzeug vor sich hin, die Samples und Elektronik ertönt wie weinenden Walgesänge (oder flehende Gesänge verlorener Seelen im Fegefeuer). Die eher nüchternen elektronischen Synthiegräusche konterkarieren das Soundbild von Zeit zu Zeit.
Gewaltige Gitarrenriffs flammen auf, doch auc aus diesem Monstrum scheint es kein Entrinnen zu geben.
Akt 4 beginnt mit elektronischen Flirrgeräuschen. Der Bass deutet sich dunkel und bedrohlich im Untergrund an und gesampelte Gitarrensounds sowie Rauschen lassen die Spannung langsam anschwellen. Der abschließende Track lässt die Elektronisk jedoch die ganze Zeit im Vordergrund. Die Noisepartien werden hier trotzdem sehr gewaltig aufgebaut und abgespult, von einem versöhnlichen Abschluss kann sicher keine Rede sein. Trotzdem wirkt der letzte Teil dieses düsteren Albums ein wenig Lichter, die Sounds und Effekte brechen wie im Surroundsound über den Hörer ein.
Hinterlassen wird man ratlos und ein wenig verängstigt. Wenn man es denn geschafft hat, durch diese knapp 50 Minuten hindurch zu kommen.
Was der Dreier hier abliefert gehört zu dem extremsten Noisesound, der mir bisher zu Ohren gekommen ist. Und doch erkennt man im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern des Genres Struktur und mitunter sogar Melodie in diesem Sound, der direkt aus der Hölle (oder einem frühen Horrorfilm von John Carpenter oder Sam Raimini) zu stammen scheint.

Nichts für zarte Ohren.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1I10:45
2 II10:42
3 III11:14
4 IV15:03
Besetzung

Marc Fantini: Schlagzeug
Derek Shirley: Bass
Gilles Aubry: Elektronik, Gesang


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