Hassliebe: Lieder die zeitlos bleiben sollen!
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Gesprächspartner: Hassliebe (Manuel Gläser)
Zeit: 24.03.2013
Ort: Donauwörth
Stil: Deutsch-Rock/Metal
Internet: http://www.hassliebe.de
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Spricht man über deutsche, zeitgemäße Rockmusik scheinen sich recht schnell zwei Pole herauszubilden: auf der einen Seite die voll im Mainstream stehenden Toten Hosen, für diejenigen die es etwas „rebellischer” mit Hang zum Underdog-Dasein mögen, die Böhsen Onkelz und ihrer Epigonen wie Frei.Wild. Doch auch jenseits davon ist noch jede Menge Platz für Deutsch singende Gruppen, die auf harte Gitarrensounds stehen. Die aus Bayerisch-Schwaben stammenden HASSLIEBE sind eine davon, die dabei sind ihre eigene Nische zu finden. Mit Sklave der Neuzeit veröffentlichte die mittlerweile vom Trio zum Quintett angewachsene Band mit dem ambivalenten Namen ihr zweites Album, das recht schnell mit knackigen Songs, die von deftigen Gitarrenriffs und gleichsam einprägsamen Melodien wimmeln, zu gefallen weiß. MAS sprach im folgenden Interview mit Gitarrist und Songwriter Manuel „Kurt” Gläser über die aktuellen Geschehnisse rund um die Band und die Arbeit mit einer Produzentenlegende, genauso wie über ihre Lineup-Probleme und Anfänge.
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Servus Kurt! Ende 2011 ist euch Sänger und Bassist Daniel Frisch abhanden gekommen, was zumindest als Außenstehender ziemlich überraschend war. Wie kam es dazu wie hat sich das auf die Arbeiten am neuen Album ausgewirkt?
Daniels Ausstieg kam nicht nur für Außenstehende, sondern auch für uns andere Bandmitglieder ziemlich überraschend und ohne jegliche Vorankündigung per Brief. Leider hat er uns nie wirklich erklärt warum, weshalb und wieso er die Band - und dazu auch noch so kurzfristig - verlassen hat und so wollen wir es mal bei seinem eigenen Worten belassen; „aus gesundheitlichen Gründen” - was immer das heißen mag. Daniel hatte ja nie, weder bei Niemandsland noch bei Sklave der Neuziet irgendetwas mit dem Songwriting, Texten oder den Arrangements zu tun, da er innerhalb der Band andere Aufgaben hatte. Somit war der Sound oder die Ausrichtung des Albums nicht wirklich betroffen .
Siehst Du das Album aufgrund er neuen Besetzung auch als eine Art Neuanfang für Hassliebe oder doch mehr eine schlichte Fortsetzung der Bandgeschichte?
Ja und Nein. Nicht das Album ist der Neuanfang, denn wie gesagt, die Songs hatte ich ja vorher schon geschrieben. Aber sicherlich kann man sagen, dass sich durch die neue Besetzung der Sound verändert hat und eigentlich jetzt auch mehr auf dem Punkt ist als früher. Wobei es klar ist, dass man mit fünf Leuten viel mehr Möglichkeiten hat als mit drei. Live ist es auf jeden Fall ein Neuanfang, auch wenn man sich heute den Spirit in der Band ansieht.
Wie lange hast Du ihr an den neuen Liedern gearbeitet?
Die ersten Songs zu Sklave der Neuzeit hatte ich bereits kurz nach Fertigstellung von Niemandsland geschrieben und im Laufe der Zeit immer mal wieder verändert. Viele Songs stammen in der Urform noch aus 2009. Sie haben sich also über einige Jahre entwickelt.
Haben die neuen Mitglieder auch ein paar neue Einflüsse mit in die Band gebracht? Einige Songs wie „Perfekt“ oder speziell das extrem thrashige „Krieg im Digitalverkehr scheinen noch metallastiger als sonst. Eine bewusste Entscheidung?
Ich bin mit Metal aufgewachsen, ich liebe Riffs! Besonders der Thrash der Bay Area hat es mir angetan. Ich erinnere mich noch genau daran, als mir mein Bruder damals eine Kassette schenkte. Auf der A-Seite war das Black Album von Metallica auf der B-Seite Megadeth mit Youthansia. Ich hab mir damals das Tab-Buch vom Black Album gekauft und mir das komplette Album auf Gitarre draufgeschafft. Vielleicht hört man ja bei Sklave der Neuzeit den einen oder anderen Einfluss davon. Abgesehen davon haben wir jetzt mit Mac am Bass und Flo am Schlagzeug zwei Musiker am Start, die ein bisschen metallastiger zu Werke gehen.
Sklave der Neuzeit enthält einige deutlich sozialkritische Texte und es scheint, dass sich allgemein der textliche Fokus damit etwas verschoben hat. Auch wenn Du die Texte selbst geschrieben hast, hat das auch mit dem Einstieg von Matthias zu tun?
Auch alle Texte waren schon geschrieben. Als Matze in die Band einstieg hat er einfach das Album in seinem Stil neu eingesungen.
Bei „Wolkenmaschine“ musste ich gleich an das schöne Kernkraftwerk in Gundremmingen direkt vor unserer Haustür denken. Textlich deutet es auch etwas in die Richtung GAU oder täusche ich mich da?
Stimmt genau, darum geht’s! An diesem besagten Kernkraftwerk fuhren Mac und ich damals vorbei, als wir auf dem Weg nach Jettingen-Scheppach waren, um bei einem lokalen Musikalienhändler neues Equipment zu besorgen. Mac war damals noch nicht in der Band dabei. Als wir am Kernkraftwerk vorbeifuhren sagte er zu mir im Spass: „Schau mal Kurt, da ist eine Wolkenmaschine! Die macht lauter kleine schöne Wolken.” Ausgerechnet passierte anno 2010, als wir im Studio waren, dann die „Fukushima-Katastrophe“.
Was muss ein Text oder allgemein ein Song von Hassliebe haben, bevor er als fertig und „gut“ gefunden wird?
Es ist ganz einfach: Ein Song muss im Ohr hängenbleiben, der Text muss mit der Musik ineinander verschmelzen, die Hook muss passen. Dann steht einem neuen Hassliebe-Song nichts mehr im Wege!
Jon Caffery war wie auch bei Niemandsland dieses Mal auch wieder Produzent involviert. Nebenbei wurde Sklave der Neuzeit auch auf seinem eigenen Label Mucky Pup Music veröffentlicht. Der Mann scheint damit wohl mehr als nur ein Knöpfchendreher zu sein. Seht ihr ihn auch als so eine Art Mentor für Hassliebe?
Natürlich ist er unser Mentor, gar keine Frage! Mit einem Produzenten zusammenzuarbeiten, der eine immense Erfahrung hat und über einen positiv natürlichen Charakter verfügt, ist für uns eine Ehre. Die Zusammenarbeit mit ihm beruht auf gegenseitigem Respekt. Als Produzent von Die Toten Hosen, Einstürzende Neubauten und Joy Division etc. hat er ja auch ein Stück Musikgeschichte mitgeschrieben. Das darf man nicht vergessen.
Welchen Einfluss hatte er auf die Musik bzw. das „fertige Produkt“?
Am Songwriting ist er nicht beteiligt. Er gibt uns aber manchmal grobe Tipps, in welche Richtung ein Song gehen soll. Das kann ein Aussenstehender immer besser beurteilen, weil man als Band oft zu tief im Schaffensprozess drinsitzt. Natürlich gibt er den Songs den Sound den wir haben wollen: nämlich Lieder aufzunehmen, die zeitlos bleiben sollen!
Deutsche Texte, kerniger Gesang und harter Rocksound - da wird man ja leider immer noch recht gerne mit den Böhsen Onkelz verglichen, was meiner Meinung nach bei euch nicht ganz zutrifft. Ärgert man sich über ständige Vergleiche mit denen oder den Toten Hosen?
Vergleiche gibt es doch immer wieder, das ist normal. Das Wichtigste ist, eine eigene musikalische Identität zu schaffen. Das ist uns auf dem Sklave-Album denke ich, sehr gut gelungen. Die ersten Rezensionen der Kritiker, sprechen für sich.
Ich erinnere mich noch an die Zeit als ihr angefangen habt. Damals noch mit Lederhosen unterhalb der Metalshirts, Bläsern auf der Bühne und dem einen oder anderen bayerischen Text. Warum seid ihr komplett davon abgekommen - mit Ausnahme der speziellen Muhackl-EP? War euch das etwas zu lokal verwurzelt und zu wenig „gesamtnational“? Ich fand, das hob euch ein wenig ab vom Einheitsbrei.
Ich hatte damals die Idee, harte Rockmusik mit bayrischen Texten zu kreuzen. Das waren insgesamt sechs oder sieben Songs. Um nicht wie andere Bands auszusehen, schlug ich vor Lederhosen anzuziehen. Gegenüber standen aber ca. 30 Lieder, die ich auf Deutsch geschrieben hatte. Ein zweischneidiges Schwert. Für mich wurde es zusehendes problematischer, mich mit den bayrischen Liedern noch zu identifizieren. Wenn man sich die Sklave-Platte anhört, dann wird man feststellen, wohin es mein Herz verschlagen hat: nämlich deutsche Texte zu schreiben, die vielleicht zum Nachdenken anregen und gesellschaftskritischer sind. Ob die Lederhosen uns vom Einheitsbrei abhoben, glaub ich jetzt weniger. Für mich hat es uns eher nur Ärger eingebracht, weil die Band oftmals missverstanden wurde und wir als Schunkel-gute-Laune-Bierzelt-Rockband abgetan wurden.
War es bei der Gründung von Hassliebe von Anfang an klar Deutsch zu singen?
Es war von Anfang an klar auf Deutsch zu schreiben. Mein Englisch ist einfach zu schlecht.
Du schreibst fast sämtliche Musik und Texte alleine. Siehst Du Dich auch als „Chef“ der Band, bzw. welche Arbeitsteilung herrscht bei der „Hassliebe GbR“?
Jeder so wie er kann. Mein Part ist eben der musikalisch-kreative Bereich. Sänger Matt ist ein wahres Organisationstier und da hat er natürlich die Arschkarte, weil er in jeder Arbeitsgruppe ist. Bassist Mac hat neben seiner Liebe zu Brathähnchen nun auch die Liebe zu Videoschnittprogrammen entdeckt und kümmert sich um die Beiträge auf der Homepage usw. Schlagzeuger Flo hat als einziger Abi und da gehen die Zahlen dann über seinen Tisch und Manne (ehemals Schlagzeuger und jetzt am Keyboard - Anm.d.Verf.) ist irgendwie die Seele der Band und ich bin glücklich, dass er wieder voll mit dabei ist, so wie am Anfang. Schließlich haben wir beide Hassliebe gegründet.
RT.1-Bandwettbewerb gewonnen, Support-Shows für die Toten Hosen, JBO oder auch Life of Agony und Arbeiten mit einem bekannten Produzenten - bisher ist einiges ziemlich gut für Hassliebe gelaufen. Hättest Du Dir das anfangs träumen lassen, macht einen das schon stolz als „Band aus der Provinz“?
Natürlich bin ich ein bisschen stolz. All das was ich mir vorgenommen habe, haben wir bisher (fast) erreicht! Man muss halt immer am Ball bleiben und sich nicht entmutigen lassen, wenn es mal schlechtere Zeiten gibt. Vor allem ist es scheißegal wo du herkommst. So lang man an seinen Idealen festhält und sich selber treu bleibt, kann man alles erreichen! Das klingt jetzt ziemlich pathetisch, ist aber die Wahrheit.
Wohin soll der Weg noch führen, welche Träume hast Du für Hassliebe noch, außer der Übernahme der Weltherrschaft?
Das wir noch weitere Platten veröffentlichen, Die besten Konzerte spielen, bla bla bla... Ja richtig geraten: Wir wollen die Weltherrschaft um jeden Preis!
Mario Karl
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