Saga
The human Condition
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Lange kein Album mehr mit so viel Spannung in den Player gepackt. Zwei Fragen lagen oben auf.
Geht es weiter mit dem Anknüpfen an die ersten vier Alben, eventuell sogar noch deutlicher an die Roots, wie bei den letzten Alben?
Und natürlich: Wie klingen Saga mit dem neuen Sänger Rob Moratti, dem Nachfolger von Michael Sadler, der die ersten 30(!) Jahre das Mikro der Kanadier schwang?
Es kann kaum erstaunen, dass die Antworten auf beide Fragen ineinander verschlungen sind. Moratti ist nicht Sadler und auch nicht der Versuch ihn einfach zu ersetzen. Und so verändert seine Stimme den Sound der Band. Sie ist weicher, höher, klingt verletzlicher – eher eine Soft-Pop-, denn eine Rock-Stimme.
Das gibt Saga Möglichkeiten, die sie bisher nicht hatten. Und damit meine ich keine Balladen am Rande des Kitsches. Die finden sich auf The human Condition nämlich nicht. Aber so einen relaxten, fast swingenden Song, wie das abschließende „You look good to me“, hat es bei Saga noch nicht gegeben. Im Gegenteil, unter Sadler sind in den 80ern, als man in den Synthiepop-Bereich gegangen ist, gerade auch Balladen ins Beinkleid gegangen, weil ihm die sensible Emotionalität nicht in diesem Maße lag. Da öffnen sich für Saga neue Horizonte. Mit „Now is Now“ wird bereits in diese Richtung gearbeitet.
Diese Wendung zum Sanften ist interessanter Weise bereits auf 10.000 Days zu beobachten gewesen. Ob die Band dort bereits bewusst in diesem Sinne vorgearbeitet hat? Ob man mit Sadler sozusagen bereits den Boden für Moratti vorbereiten wollte? Vorstellbar wäre es. Schließlich gibt es in der Geschichte der Rockmusik wenige Beispiele, in denen sich Bands so friedlich und erwachsen von einem prägenden Mitglied getrennt haben, wie Saga das in den letzten Monaten im vollen Lichte der Öffentlichkeit getan haben.
Interessant wird es allerdings, wenn Moratti live die kräftigeren Gesangsfarben auf die Palette bringen muss. Da habe ich gewisse Bedenken.
Denn das Saga davon ablassen wollen, dafür gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil. Es ist letztlich nicht die neue Stimme, die das Album prägt, sondern das Saga-typische Zusammenspiel von rockigen Gitarren und progressiven Keyboards. Als wollten sie das ihrem neuen Frontmann erst einmal ins Stammbuch schreiben, eröffnen sie das Album mit einem Quasi-Instrumental, das als längster Track des Albums kaum als pures Intro durchgeht.
Hier, wie im folgenden „Step inside“, geben die Gitarren packend den Ton an, bevor dann zwei etwas ruhigere Stücke folgen, die es Moratti erlauben sich gut in die weich gezeichnete Szene zu setzen.
„A Number with a Name” lässt neben dem Refrain mit seinem hohem Wiedererkennungswert sowohl Gitarren wie Keyboards reichlich Raum zur Profilierung – für mich die ideale Single.
Über „Now is Now“ wurde bereits gesprochen. Danach kommen zwei Tracks, die mich ärgerlich machen, wenn ich auf den Tourplan von Saga gucke. Kein Konzert in Berlin und Umgebung. Das nächste ist Hildesheim. Dafür zwei(!) Mal Worpswede(!!). Denn „Let it go” und „Crown of Thorns” bieten massig Steilvorlagen für fantastische Live-Performances von Keyboards und Gitarren.
Fazit:
Wer an den alten Saga hängt und einem neuen Sänger zugesteht, eigene Akzente setzen zu dürfen, müsste mit diesem Albummehr als zufrieden sein. Es eröffnet alle Möglichkeiten. Ob sie genutzt werden, wird die Zukunft zeigen.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | The human Condition | 6:51 |
2 |
Step inside | 4:56 |
3 |
Hands of Time | 5:29 |
4 |
Avalon | 4:48 |
5 |
A Number with a Name | 4:51 |
6 |
Now is Now | 4:12 |
7 |
Let it go | 4:47 |
8 |
Crown of Thorns | 5:46 |
9 |
You look good to me | 5:22 |
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Besetzung |
Rob Moratti (Voc)
Jim Crichton (B)
Ian Crichton (Git)
Jim Gilmour (Keys, Voc)
Brian Doerner (Dr)
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