KTU
Quiver
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In einer Zeit in der man glaubt, schon so ziemlich alles gehört zu haben und man Vielem überdrüssig ist, schaffen es KTU (gesprochen K-two) mit ihrer Instrumentalmusik doch tatsächlich noch eigenartig und eigenständig zu klingen. KTU, das sind die ehemalige King Crimson-Rhythmusgruppe (1999 - 2003) aus Schlagzeuger Pat Mastelotto und Trey Gunn an der Warr-Gitarre, sowie der finnische Akkordeon-Tüftler Kimmo Pohjonen. Akkordeon? Jawohl, Akkordeon. Ein nicht gerade alltägliches Instrument im (Prog-)Rockbereich. Und wer jetzt glaubt das Trio gibt damit lediglich verstaubte Volksweisen zu Besten, sieht sich ziemlich getäuscht. Auf Quiver, dem Nachfolger ihres (Live-)Debüts 8 armed monkey, spielt die Band einen irrwitzigen und avantgardistisch anmutenden Stil, in dem man durchaus Elemente aus dem Progbereich, Folk, Jazz oder auch Psychedelik findet. Doch in Schubladen pressen lässt sich das Ganze zu keiner Sekunde.
Die Musik von KTU ist voll von den verschiedensten Stimmungen. Mal mystisch oder kriegerisch, dann wieder tänzelnd oder atmosphärisch. Das Gebotene zu erfassen ist gar nicht so einfach. Zu groß sind die Eindrücke, welche bei den ersten Hördurchläufen auf den Hörer einprasseln. Geprägt werden diese sehr durch das phantasiereiche Spiel von Kimmo Pohjonen, der seinem Tasteninstrument die wildesten Töne entlockt und es auf erstaunliche Art und Weise einsetzt. Wer schon immer einmal wissen wollte, was man mit einem Akkordeon alles anstellen kann, ist hier nicht ganz falsch. Das allein macht allerdings noch nicht die Faszination des Trios aus. Ohne das komplexe Drumming von Pat Mastelotto, das so manchen Hobbyspieler in den Wahnsinn treiben dürfte, und den einfallsreichen Tönen, welche Trey Gunn seinen zehn Saiten entlockt, wäre das Ganze nur halb soviel wert. Aber auch die gelegentlichen elektronischen Effekte, für die sich das ehemalige Bandmitglied Samuli Kosminen verantwortlicht zeichnet, sowie der hin und wieder zu hörende lautmalerische Gesang tragen das ihrige zum Gesamtergebnis bei.
KTU gehen ziemlich komplex zu Werke, verheddern sich allerdings nicht und bleiben trotz ihrer instrumentalen Fähigkeiten stets songdienlich. Und ja, man rockt sogar. Das macht Songs wie das treibende und leicht crimsoide „Aorta“, die ruhige Akkordeoneinlage „Womb“, das atmosphärische „Snow reader“, welches von der Stimmung her an Bands wie Sigur Ros erinnert, die schmissige Tapping-Nummer „Jacaranda“ oder das mit seinem folkloristischen Gesang erhebend und fast sakral klingende „Purga“ zu wahren Kleinoden. Wer es experimentell liebt und generell keine Scheuklappen mit sich herum trägt, ist bei dem von Steven Wilson abgemischten Album genau an der richtigen Stelle. Quiver ist somit definitiv nichts für Mainstreamhörer oder für Personen für die eine CD schon beim ersten Hördurchgang zünden muss.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Fragile Sun | 1:39 |
2 |
Kataklasm | 5:07 |
3 |
Nano | 4:42 |
4 |
Quiver | 3:14 |
5 |
Purga | 5:43 |
6 |
Womb | 3:42 |
7 |
Wasabi fields | 4:01 |
8 |
Jacaranda | 4:00 |
9 |
Aorta | 2:51 |
10 |
Miasmaa | 4:53 |
11 |
Snow reader | 5:40 |
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Besetzung |
Trey Gunn (Warr Gitarre)
Kimmo Pohjonen (Akkordeon, Stimme)
Pat Mastelotto (Schlagzeug und Rhythmen)
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