THE WINCHESTER CLUB - Was lange währt...
Info |
Gesprächspartner: Mr. Spear (The Winchester Club)
Interview: E-Mail
Stil: Epic Noise Rock
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Das Triumphieren beruht dann wohl auf Gegenseitigkeit. Da der Hörer hier auf Britannia Triumphant voll einbezogen wird, extensiv und intensiv die Welt des Winchester Clubs zu erkunden. Und Britannia Triumphant ist dann wohl eines jener Alben, die so nicht viel bedürfen, um fast restlos überzeugen zu können. Gerade einmal drei Songs, nebst zwei Bonustracks, welche das offizielle vom bandeigenen Release unterscheiden sollen, braucht das Kollektiv um Mrs. und Mr. Armstrong sowie Mr. Spear:, jeder knapp beziehungsweise über zehn Minuten mächtig, um ihre mächtige Zerbrechlichkeit oder zerbrechliche Mächtigkeit dynamisch zu veräußern. Zu äußern hat Mr. Spear: an dieser Stelle dann auch so einiges…
MAS:
Wieso dauerte es eigentlich so lange, nämlich ganze neun Jahre, bis ihr endlich euer Debüt veröffentlichen konntet?
Mr. Spear::
Es lag einfach an einer Kombination aus unglücklichen Umständen, zu viel Arbeit, jede Menge Stress und unser Bemühung, die anfallenden Dinge nach und nach anzugehen. Die Songs wurden ja zum ersten Mal im Jahr 2000 eingespielt, später dann aber noch ein paar Mal re-recordet, weil die Laptops, auf deren Festplatten die Aufnahmen gespeichert waren, entweder gestohlen wurden oder unreparabel abstürzten. Letztes Jahr überraschte ich mich doch wirklich selbst, dass ich die Sache endlich zu Ende bringen wollte und wir taten gut daran, das auch zu tun. Aber letztendlich bin dann doch froh, dass wir so lange brauchten, weil das Album nun wirklich so ist, wie wir es haben wollten. Trotzdem macht dich das Hard Disc Recording selbst mächtig faul, da es hier, im Gegensatz zu Aufnahmen im richtigen Studio, keine richtige Deadline gibt. So mussten wir dieses Mal richtig diszipliniert zur Sache gehen.
MAS:
Was hat es mit dem ‚Winchester’-Ding auf sich?
Mr. Spear::
The Winchester Club bezieht sich auf eine Bar in einer Fernsehsendung namens ‚Minder’, welche hier in den 70ern und 80ern ein ganz großer Hit war. Ein Freund schlug uns diesen Namen vor und wir übernahmen ihn, da er ganz gut zu dem passt, wie die Band arbeitet.
MAS:
Wo kann man nach euren Einflüsse suchen?
Mr. Spear::
Bevor ich mit den anderen in der Band zusammenspielte hörte ich eine Menge Post-Rock wie Godspeed You! Black Emperor, Mogwai, Tortoise und so weiter. Die Anderen stehen auf das verschiedenartigste Zeug – H steht mehr auf Metal, Jerry auf Country und Lo-Fi-Rock. Und diese breit gefächerten Einflüsse sind dann auch der Schlüssel zu unserem Sound.
MAS:
Also ist „Britannia Triumphant“ als ganz spezielles Patchwork aus verschiedenen Sessions und auch Perioden zu sehen?
Mr. Spear::
Auf jeden Fall fing alles damit an, dass wir zusammen eine Menge improvisierten Stuff auf Minidisc aufnahmen und diesen dann zu so etwas wie ‚Songs’ zusammenfügten. So hatten wir eine plötzlich eine gute Ausgangsbasis, die wir mit verschiedenartigen Overdubs auffüllten. Und daraus wurde dann das Album, wie es nun vorliegt.
MAS:
Ein gestohlenes Laptop und eine gecrashte Harddisc – Zufall oder schlechtes Omen?
Mr. Spear::
Der Verlust war auf jeden Fall immer ganz schon schmerzhaft. Das erste Mal hatte ich sämtliche Files auf meinem Laptop. Wir waren in einem Pub von Soho gerade etwas trinken, als es irgendjemand schaffte, dieses aus meiner Tasche zu stehlen. Das war schon eine Leistung, weil diese direkt hinter mir hing und es auch recht schwer war, diese aufzubekommen. So fand ich letztendlich nur noch meine leere Tasche vor. So viel Geschicklichkeit ist eigentlich nur zu bewundern. Das zweite Mal war es ein wenig frustrierender, da, als wir fast schon alles fertig hatten, die Harddisc den Geist aufgab. So mussten wir noch einmal, von den Basics an, alles neu aufnehmen.
MAS:
Gibt es eigentlich in London eine spezielle Szene für diesen, von euch gespielten Sound, der wie bei Godspeed (Kanada), Sigur Rós (Island) und auch Mogwai (Schottland) sonst eigentlich aus einer gewissen musikalischen Endemic heraus entstanden ist?
Mr. Spear::
Das ist schwer zu sagen. Es gibt zwar in London einen Club namens „Kosmiche“ für solche Sachen, aber ich weiß nicht, was es sonst noch geben könnte. Ich glaube nicht, dass London heute mit einem großen Posten von Post-Rock Bands aufwarten kann. Da hat Amerika eindeutig die Nase vorn.
MAS:
Ihr spielt ja nebenbei noch in anderen Bands. Ist The Winchester Club diesbezüglich nur als Nebenprojekt zu sehen?
Mr. Spear:: Es stimmt, die Sache fing wirklich als Side-Project an. Aber heute ist es für die meisten von uns die einzige Band, in der wir spielen. Nur H und Elena sind noch in anderen Bands tätig. Aber auf das Album und die anstehende Tour ist nun erst einmal unser Hauptaugenmerk gelegt. Somit ist der Winchester Club nun als funktionierende Band zu sehen.
MAS:
Existiert eigentlich ein ernstzunehmender Zusammenhang zwischen Mr. Spear (s) und einen Song wie „Britney Sings…“?
Mr. Spear::
Haha, traurigerweise nicht…
MAS:
Und dann...?
Mr. Spear::
…werden wir wohl unser nächstes Album aufnehmen. Und das wird dann wohl ein wenig schneller fertig werden. Ich rechne hier so mit drei bis vier Jahren…
Carsten Agthe
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