Musik an sich


Reviews
Zeit für Barock

Händels Italienreise


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 2005

(Maczey / Eigenvertrieb)

Gesamtspielzeit: 59:40

Internet:

http://www.barocktrompeter.de


Auf dem neusten Album seines Projekts Zeit für Barock setzt Trompeter Hannes Maczey nicht allein auf seine Trompete und die Bosch-Orgel der Wilmersdorfer Lindenkirche. Diesmal ist zusätzlich die Sopranistin Cornelia Zerm dabei. Im Programm sind Arien von Händel und Scarlatti, Konzerte von Vivaldi, Albinoni und Torelli, sowie eine Sonate von Baldassare.

Die Zugabe Zerm ist Gewinn und Problem zugleich. Ihr Sopran erweitert das rein instrumentale Programm um eine wichtige Dimension. Leider schrillt ihre Stimme gelegentlich. In den ganz hohen Lagen hat sie sie nicht vollständig unter Kontrolle. Das trübt den Hörgenuss allerdings nur an einigen wenigen Stellen, so dass der Wunsch, Maczey hätte es bei geöffneten Ventilen belassen, schnell wieder verfolgen ist.

Die Kombination von Maczeys jubilierender Trompete und der voluminösen Orgel weiß auch auf diesem Album zu begeistern. Der Kontrast zwischen der hell aufspielenden Trompete und der dunklen Orgel ist allerdings nicht mehr so deutlich ausgebaut. Maczey spielt etwas zurückhaltender und die Orgel agiert ein Stück lebhafter.

Sakralmusik war auch der Vorgänger Himmlische Musik nicht, aber Händels Italienreise kommt noch ein Stück mehr auf den Boden zurück – und zwar auf den Tanzboden; den höfischen natürlich. Und so bleibt das Ganze vornehmen und gesittet. Hier wird nicht über die Holzdielen gepoltert, sondern über’s Parkett geschritten. Akustisch jedenfalls; bei Konzerten dürfte das bildungsgebürgerte Publikum sicher brav auf den Stühlen oder in den Bankreihen sitzen bleiben – wie es sich gehört.

Wie es sich gehört? Gehört hört es sich ja eben doch recht bewegt an, egal ob Heumann in die Tasten greift oder Maczey ins Horn bläst. Eigentlich kann man sich, wenn man sich auf sein Ohr verlässt, nur schwer vorstellen, dass man bei der Musik einfach stehen (Trompeter) oder sitzen (Publikum) bleibt. Vielleicht sollte man sich vor dem nächsten Konzertbesuch wieder einmal Farinelli oder Der König tanzt (Lully) ansehen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Si suoni la Tromba (Scarlatti)3:54
2Con Voce festiva (Scarlatti)1:36
3Konzert in B-Dur (RV 548) (Vivaldi)10:38
4Rompe, sprezza (Scarlatti)1:14
5Mio Tessoro (Scarlatti)1:14
6Sonate in F-Dur, Nr. 2 (Baldassare)5:39
7Lascia ch'io pianga (Händel)3:38
8Eternal Source (Händel)3:26
9Let the bright Seraphim (Händel)5:36
10Konzert in D-Moll (Opus 9, Nr 2) (Albinoni)11:10
11Konzert in D-Dur Nr. 2 (Torelli)6:41
Besetzung

Hannes Maczey (Trompete)
Peter Heumann (Bosch-Orgel der Lindenkirche, Berlin-Wilmersdorf)
Cornelia Zerm (Sopran)



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