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Tiefenrausch
Heut' ist alles so perfekt
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Titel wie “Döner“, „Superstar“ und “Ticket nach Holland“ lassen bei einer Band aus dem Deutsch-Punk-Umfeld erst mal das Schlimmste befürchten – bis zum Hirntod zugekiffte Proll-Gesänge zum Beispiel.
Aber bereits der Opener gibt Entwarnung. “Das Kapital“ hat sicher nicht den theoretischen Background von Karl Marx’ gleichnamigem Werk. Der Ärger über ein Wirtschaftssystem, das massiv viel Scheiße produziert, ist aber ebenso deutlich. Und damit das Ganze trotzdem Spaß macht, wird es mit einer tadellosen Ska-Granate in die Welt geschossen. “Döner“ kann man dann als authentische Alltagslyrik beschreiben. Von der Dönersoße im Bart, dem vom Spieß tropfenden Fett bis zum Schweiß der Dönerbudengäste ist jedes Detail liebevoll eingefangen. Keine große Lyrik, aber nett!
Nicht immer ganz ernst, aber auch nicht ohne gedanklichen Tiefgang lavieren sich Tiefenrausch durch das weitere Programm. Gesellschaftskritik wechselt mit Alltagsbeobachtungen und humorvollen Ausflügen z.B. ins alte Ägypten. So entsteht ein Album, das nicht nur ein Klischee bedient, und mit viel Abwechslung bis zum Ende Spaß macht.
Musikalisch werden die Text, die am ehesten dem Deutschpunk zuzurechnen sind, von Ska-Rhythmen begleitet, die ähnlich abwechslungsreich gestrickt sind. Das Tempo wird geschickt variiert – und gelegentliche dezente Anklänge an osteuropäische Folklore werden dann im Outro auf den Punkt gebracht. Wenn es was zu kritisieren gibt, dann der Gesang, der gelegentlich arg auf die Musik gepresst wirkt. Aber das ist bei dem mitreißenden Charakter von Text und Musik eine lässliche Sünde – zumal die CD im schicken Digi-Pack mit eingestecktem Booklet kommt.
Und dann kommt kurz vorm dem Ton Steine Scherben-Cover “Der Traum ist aus“ noch die Erleichterung: Der Holland-Song ist endlich mal keine Drogenverherrlichung, sondern ein schlichtes Liebeslied für (Background-Sängerin?) Jule.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Das Kapital | 3:13 |
2 | Döner | 3:01 |
3 | Discokugel | 2:56 |
4 | Platz für Liebe | 4:13 |
5 | Kleopatra | 4:10 |
6 | One-Way Ticket | 2:29 |
7 | Superstar | 2:59 |
8 | Literat | 3:12 |
9 | Ticket nach Holland | 3:28 |
10 | Der Traum ist aus | 3:21 |
11 | Klezmer-Outro | 2:11 |
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Besetzung |
Ludwig Graf Westarp (Voc) Jochen Lehmann (Dr) Jonas Fehrenberg (B) Christopher Kilian (Orgel) David Bronke (Posaune) Dennis Krickau (Git) Charles Minnick (Trompete) Fernando Marastoni (Tenor Sax) Maxine Suter (Alt-Sax <3,4,7>) Julia Damerow (Alt-Sax <2,6,9,10,11>) Jule Saworski (Back Voc) Hien Segith (Back Voc) Milli Stolle (Back Voc <7>) Fiona Piekarek (Back Voc <6>)
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