Frumpy

Live NinetyFive


Info
Musikrichtung: Kraut-Rock mit Soul

VÖ: 29.11.2024 (1995)

(MiG)

Gesamtspielzeit: 70:55


Der Begriff Krautrock kommt fast immer mit der Konnotation von Schrägem, Abgedrehtem und auch etwas Unzugänglichem daher. Von daher sind Frumpy wohl vor allem aufgrund der Tatsache, dass sie in den frühen 70ern in Deutschland Rockmusik gemacht, in dieser Kiste gelandet. Denn unzugänglich ist das, was die Herren um Zentralfrau Inga Rumpf abgeliefert haben, nie gewesen. Als US-Band wären Frumpy als 1A-Rhythm’n’Blues-Band mit starkem Soul-Einschlag abgefeiert worden.

Ihre historische Zeit lag in den frühen 70ern, in denen drei Studio- und ein Live-Album erschienen sind. Eine Reunion Anfang der 90er erbrachte noch einmal zwei Studio- und ein Live-Album – darunter das nun knapp 30 Jahre später wiederveröffentlichte Live NinetyFive.

Wer bei Reunions erst einmal davon ausgeht, dass die Performance so klingt, wie ein Teebeutel, der zum zweiten oder dritten Mal in eine Kanne mit heißem Wasser gehängt wird, wird eine erfreuliche Überraschung erleben. Die Besetzungsliste macht deutlich, dass Inga Rumpf sich ein Personal sammlen konnte, das in der deutschen Rockszene seit Jahren und Jahrzehnten gut etabliert ist. Die dabei zusammengestellte Truppe klingt als hätte sie das Album auf dem Höhepunkt der 70er eingespielt.

Das Konzert startet mit einem geilen Orgel-Auftakt, der dann Inga Rumpfs cooler Soul-Stimme den Platz räumt. Das Orgel-geschwängerte „Get together“ packt mit seinem groovenden Rhythmus. Bei den „Amazon Dreams“ übernehmen treibender Rock und prominent gesetzte Gitarren die Führung.

Auf Startplatz Fünf erscheint das ultimative Frumpy-Highlight. Fast 10 Minuten Zeit lässt man sich für den Soul-Kraut-Prog-Longtrack „How the Gypsy was born“. (Übrigens: Wat für’n Glück, dass die Band in Englisch singt. Ein deutscher Songtitel „Wie die Zigeunerin geboren wurde“ würde heute bei allen woke-spießigen HausmeisterInnen für Schnappatmung sorgen; Red.)
Nach der Ballade „When I fall in Love“, die massiv von Rumpfs Stimme lebt, startet ein fantastisches Rhythm’n’Blues-Medley mit einer noch ruhigeren Ballade.

Bei einem weiteren Longtrack, dem Instrumental „Friends“, erlebt man mit, wie die Band sich in das Stück hineingroovt – sehr emotional mit einem tollen Orgel-Solo in der Mitte.

Der starke „Backwater Blues“ beschließt ein beeindruckendes Live-Album, das nichts, aber auch gar nichts von Neuaufguss an sich hat.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Loverman 4:33
2Get together 5:54
3Amazone Dreams 4:47
4In and out of Studios 3:55
5How the Gypsy was born 9:14
6When I fall in Love 5:31
7Everyday Song 8:39
8Come on 5:46
9Friends 9:02
10Dreams come true 5:38
11Backwater Blues 7:52
Besetzung

Inga Rumpf (Voc, Git)
Karl-Heinz Schott (B)
Jean-Jacques Kravetz (Orgel, Piano)
Carsten Bohn (Dr)

Gäste:
Frank Diez (Lead Git)
Pascal Kravetz (Orgel, Keys, Back Voc)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>