Acid Force

World Targets In Megadeaths


Info
Musikrichtung: Thrash Metal

VÖ: 03.11.2023

(Jawbreaker)

Gesamtspielzeit: 36:44

Internet:

http://www.facebook.com/acidforcethrash
http://www.jawbreaker.se


Drei der vier Mitglieder von Acid Force tragen auf den Bandfotos im Booklet ihres Zweitlings World Targets In Megadeaths Shirts anderer Bands, und zwar Tokyo Blade, Manowar und Judas Priest. Wer die Slowaken nun aber als Traditionsmetaller deklariert, liegt weitgehend daneben – zur korrekten Lösung könnte eher derjenige kommen, der im Albumtitel die Bandnamen Target und Megadeth diagnostiziert: Das Quartett lagert tatsächlich im Thrash, und zwar in der zwar noch relativ urwüchsigen, aber spieltechnisch bereits etwas anspruchsvolleren Sparte und mit politisch-gesellschaftskritischem Hintergrund, wie man wiederum bereits am Albumcover erkennen konnte, das in der Aussage und der Gestaltung, wenn auch nicht im konkreten Zeichenstil an klassische Ed-Repka-Artworks aus den späten Achtzigern erinnert.
Der Opener „Out Of The Trench“ könnte aber noch in doppelter Hinsicht in die Irre führen. Zum einen leiten ihn die beiden Gitarristen mit klassischem doppelläufigem Melodiegewucher ein, zum anderen kommt der Hauptteil des Songs aber etwas rabiater daher als das Gros der anderen sieben Nummern, wenngleich Drummer Federico Petrík auch noch in „Preachers Of Mayhem“ herzhaft Ufta-Ufta-Tempo machen darf. Aber schon im Songaufbau nimmt er das Tempo mal markant heraus, auch wenn das hier noch keine konkreten Folgen zeitigt. „Fast Friday“ bietet ganz im Gegensatz zu seinem Titel dann im Hauptteil „nur“ sehr flottes Midtempo an der Speedgrenze, während der appellierende Refrain mit schnellen Stakkati unterlegt wird. Dafür läßt dieser Song erkennen, dass die beiden Gitarristen außer traditionellem Metal offenbar auch noch andere Einflüsse verarbeiten, setzen sie hier doch klassische Bluesthemen in Thrash um – und wenn man genau hinhört, dann klingt schon die Melodik im vorausgegangenen „Preachers Of Mayhem“ nicht ganz thrashtypisch. Das Intro von „Rebirth Of The Sun“ täuscht dann einen weiteren Speedie an, aber der Hauptteil bleibt hier in freilich immer noch recht zügigem Midtempo, das in Bridge und Refrain entsprechende Beschleunigungen erfährt. Und als man schon denkt, der Song sei nach reichlich viereinhalb Minuten zu Ende, zaubern Erik Leško und Andrej Petro noch einen Akustikgitarrenpart hervor, den sie mit einer sehnsuchtsvollen Leadmelodie garnieren und dann nur leider ein wenig einfallslos ausblenden.
Auf der LP- und der Kassetten-Version (ja, Jawbreaker Records machen immer noch bzw. wieder solche) muß man jetzt die Seite wechseln, und bis dahin hat man auch schon den Schwachpunkt von Acid Force diagnostiziert: Andrej Petro ist wie erwähnt ein einfallsreicher und fähiger Gitarrist, aber leider kein großer Sänger. Gut, im Thrash braucht man einen solchen auch nicht zwingend, in der anspruchsvolleren Sparte ist ein entsprechender Könner aber durchaus nutzbringend. Petro shoutet sich leider etwas arg monoton durch das Material. Wenn der Song einen leicht punkigen Touch auffährt, wie das der B-Seiten-Opener „Praise The Atom“ tut, paßt das sogar, zumal die anderen Mitglieder maßgeschneiderte Gangshouts beisteuern und beispielsweise den Refrain intensiv mitformulieren. Aber das folgende „Lightning Cops“ hebt mit klassischen doppelläufigen Maiden-Gitarren an und mutiert dann zu ebenso klassischem Power Metal – und da wäre ein entsprechend variablerer Gesang durchaus nutzbringend. Petro versucht auch tatsächlich, hier ein bißchen mehr Vielfalt in seine Lautäußerungen zu legen, aber er stößt relativ schnell an Grenzen. Da geht in Zukunft hoffentlich noch mehr, entweder mit einem Neuzugang am Mikrofon oder mit entsprechender Weiterentwicklung. Der Song an sich macht nämlich richtig Hörspaß, schaltet kurz vor Minute 2 auf Speed und melodiesoliert dann in variabler Tempolage so vor sich hin, dass es eine Freude ist, Petro in diesem seiner beiden Jobs zuzuhören. Wohlweislich hat die Band „Beyond The Concrete Fields“ gleich als Instrumental konzipiert, auch hier wieder akustikgitarrendurchwirkt und leadmelodienselig, dazu mit ein paar atmosphärischen Keyboards garniert, die gasthalber von Heinrich Leško beigesteuert werden, der sicherlich in irgendeinem Verwandtschaftsverhältnis zu Erik Leško steht. Dass dieses Stück unterm Strich den stärksten Eindruck hinterläßt, verwundert vor dem geschilderten Hintergrund nicht, obwohl Hörer, die eher von der rauhbeinigeren Seite des Thrash kommen, das möglicherweise anders sehen und die gewisse vokale Monotonie nicht als Nachteil empfinden werden. Im abschließenden Titeltrack, der nach einem Midtempo-Intro wieder herzhaft losspeedet und den merkfähigsten Refrain des Albums auffährt, bemüht sich Petro immerhin noch einmal, wenigstens in verschiedenen Tonlagen zu shouten, und so entsteht eine gute Kompromißlösung, die das in knackiger 80er-Kürze von 36:44 Minuten ins Ziel kommende zweite Album der Slowaken auf hohem Niveau abschließt, zumal hier wieder so ein melodielastiges Solo demonstriert, was für Einfälle Acid Force doch haben – und kurz vor Soloende darf der Drummer dann auch noch reichlich ungewöhnliche Rhythmen spielen, was er zugunsten geradlinigen Vorwärtsdranges sonst nur sehr selten tut. Old-Schooler könnte auch diese Verteilung durchaus freuen, und die sind dann auch die primäre Zielgruppe für dieses gelungene Werk zwischen Urwüchsigkeit und Anspruch. Dass alle vier Bandmitglieder auf den Fotos langhaarig, bärtig und sonnenbebrillt sind, spricht irgendwie Bände.



Roland Ludwig



Trackliste
1Out Of The Trench4:07
2Preachers Of Mayhem4:36
3Fast Friday3:52
4Rebirth Of The Sun5:45
5Praise The Atom2:51
6Lightning Cops4:36
7Beyond The Concrete Fields5:05
8World Targets In Megadeaths5:42
Besetzung

Andrei Petro (Voc, Git)
Erik Leško (Git)
Juraj Ondrejmiška (B)
Federico Petrík (Dr)


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>