Couperin, F. (Gallon, P. – Boutineau, M.)
Concerts Royaux (Version für zwei Cembali)
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Info |
Musikrichtung:
Barock / Cembalo
VÖ: 15.03.2024
(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2023 / HMM 902725)
Gesamtspielzeit: 61:42
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SINNENVERWIRREND
Dieses Album löst eine angenehme Verwirrung der Sinne aus, so als würde man eine Flasche gut gekühlten Champagner in einem sommerlichen und voller Blüte stehenden Garten trinken: die Musik, die man hört, moussiert, glitzert und sprüht vor Virtuosität, gibt sich dabei ausgesprochen feinnervig und dem Ohr zugeneigt.
Das liegt am Repertoire und der besonderen Art seiner Darbietung: Die Idee, die „Concerts Royaux“ von François Couperin auf zwei Cembali zu spielen, geht auf dessen eigene Praxis zurück. Die vier intimen, ursprünglich für die sonntäglichen Kammerkonzerte in den königlichen Appartements in Versailles um 1714/1715 komponierten und schließlich 1722 veröffentlichten Suiten eignen sich für diverse Besetzungen aus Streich- wie Blasinstrumenten, für ein oder eben auch zwei Cembali.
Wobei letzteres eine sorgfältige Beabeitung der Vorlagen erfordert, da beide Spieler sich die notierten Partien teilen und zugleich verdoppeln, ohne lediglich das Gleiche zu spielen. Diese Duo-Fassung dürfte die bei weitem virtuoseste Möglichkeit sein, die sonst eher dezenten Piècen zu beleben und ihren Effekt ins Luxuriöse zu steigern: Die beiden Cembalisten – das sind in diesem Fall Pierre Gallon und Matthieu Boutineau – teilen sich die Bass- und Oberstimme der ursprünglichen Stücke flexibel untereinander auf: Sie spielen sich die Bälle zu, manchmal vollstimmig vierhändig, dann wieder im Wechsel von Begleitung und konzertanter Führung und Ausnutzung diverser Registrierungsmöglichkeiten, was zusätzliche Farben ins Spiel bringt.
Dieses „Gerüst“ wird mit einer Fülle von Ornamenten überzogen, wie Couperin sie für seine sonstige Cembalomusik vorgesehen hat. Das verschwenderisch rauschende Rankenwerk aus Trillern, Vor- oder Nachschlägen, Mordenten und anderen „agréments“ changiert unablässig und vertieft durch seine immer wieder überraschenden Überlagerungen die Perspektive: ein komplexes Spiel voller anspruchsvoller Komplikationen, das ein hohes Maß an Präzision voraussetzt. Vorlage für diese Art der Bearbeitung ist eine von Couperin selbst für zwei Cembali geschriebene Allemande aus seinem 3. Cembalo-Buch, die hier kurzerhand in das 3. Concert Royaux integriert wurde. Exemplarisch demonstriert dieses Stück, wie Couperin sämtliche Details genau aufeinander bezieht.
Im frühen 18. Jahrhundert mag eine solches Cembalo-Duo die Herrlichkeiten eines vergangen Sonnenkönigtums evoziert haben, von dessen einstiger Strahlkraft nach den privaten und militärischen, sozialen und wirtschaftlichen Katastrophen der letzten Herrschaftsjahre allenfalls ein Nachglühen verblieben war.
Heute kann man dieses Spiel „einfach so“ genießen, sich am perfekten Teamwork und den immer neuen, kaleidoskopartigen Figurationen und Mustern erfreuen, die entstehen, wenn die beiden Musiker einerseits penibel aufeinander abgestimmt und andererseits frei und fantasievoll ihren Part ausgestalten. Das Ganze erweist sich dabei als mehr als die Summe seiner Teile. Wenn dann noch an einigen Stelle eine Theorbe und Gitarre zusätzliche Glanzlichter aufsetzen, ist das ein wenig irreal anmutende akustische Feuerwerk perfekt.
Georg Henkel
Trackliste |
Concert Royaux Nr. 1 bis 4 |
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Besetzung |
Pierre Gallon und Matthieu Boutineau, Cembali nach flämischen Vorbildern
Thibaut Roussel, Theorbe und Gitarre
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