Mohammad Reza Mortazavi

Prisma


Info
Musikrichtung: World Music

VÖ: 04.02.2022

(flowfish records)

Gesamtspielzeit: 27:14

Internet:

https://moremo.de/
http://www.flowfish.de/?page_id=391&lang=de
http://www.nuzzcom.com/


Mit dem Iraner Mohammad Reza Mortazavi (Jahrgang 1978) stellen sich gleichzeitig zwei für unsere Gefilde ungewöhnliche Instrumente vor: Tombak und Daf. Ein Tombak ist eine mit den Händen geschlagene hölzerne Bechertrommel (auch Kelchtrommel genannt) aus der klassischen Musik als auch der Volksmusik Persiens und ein Daf ist eine Rahmentrommel.

Der Musiker gewann bereits im Alter von zehn Jahren einen Musikwettbewerb. Traditionell geschult, verbesserte er sich durch Weiterentwicklung bestimmter Schlagtechniken. Mohammad Reza Mortazavi lebt und arbeitet als Musiker überwiegend in Berlin, wo er auch Meisterkurse gibt.

Mit seinem aktuellen Album Prisma entwickelt er den bereits beschrittenen Weg weiter, nämlich, seine Musik mit Overdubs und verschiedenen übereinander gelegten Spuren zu erweitern. Dadurch entsteht eine große Vielschichtigkeit der Klang-und Song-Gestaltung. So gehen die Ausführungen der Songs weit über das hinaus, was man eigentlich von einem reinen Perkussions-Album erwarten kann. Und so verwendet er zusätzlich weitere Instrumente, siehe Line-up, um das Klangspektrum seiner Kompositionen zu erweitern.

Es ist sicher ein gewagtes Unterfangen, ein solches Album zu veröffentlichen, einerseits, weil es fernab gewohnter Strukturen angelegt ist und man insofern keinen direkten Zugang über Hooklines oder auch über üblichen Gesang aufbauen kann und andererseits, weil es trotz der Erweiterung noch immer im Wesentlichen eine Perkussionsmusik geblieben ist. Ungeachtet dessen, dass sich diese Perkussion und die gesamte Darstellung der Musik auf einem hohen künstlerischen Niveau bewegen, mag das für Alle, die sich nicht unmittelbar in Trance verfallen lassen wollen, keinen besonderen Unterhaltungswert darstellen.

Denn meines Erachtens funktioniert es eigentlich nur so, dass man sich halt fallen lassen sollte und diese tanzbaren Rhythmen mit ihrer hypnotischen Wirkung entsprechend zu nutzen. Also - einfach hinlegen und entspannen oder den Körper in Wallung zu bringen und zu tanzen. Diese Musik strahlt für mich etwas aus, was sich wahrscheinlich in zahlreichen Kommunen der Sechziger hätte abspielen können, rituale Tänze zur Lockerung des Geistes und zur Erweiterung des Bewusstseins. Ich erinnere mich dabei zum Beispiel an ein Album, dass sich mit wildem Trommeln in das Bewusstsein drückte, von Amon Düül war das "Collapsing-Singvögel Rückwärts & Co.". Klang das seinerzeit allerdings nach einem teils recht dillentantischen Unterfangen, so erlebe ich mit Prisma nun eine höchst professionelle Art, sich entsprechend niveauvoll in Trance zu begeben.

Die neben der Perkussion eingestreuten weiteren Zutaten bringen Farbe ins Spiel und lassen Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen. Insofern ist das Album sehr gelungen, fordert aber auch spezielle Zuhörer, die sich darauf einlassen möchten. Und dann ist es mit Sicherheit ein großartiges Erlebnis, sich mit diesen Klangskulpturen zu verbinden.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Circulation
2 Eleven
3 Ritual
4 Shining
5 Relief
Besetzung

Mohammad Reza Mortazavi (percussion, voice, whistle, marimba, kalimba, zither, mouth noises)


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