Muddy Gurdy

Homecoming


Info
Musikrichtung: Drone/Trance-Blues/World

VÖ: 21.01.2022

(Chantilly Negra)

Gesamtspielzeit: 45:58

Internet:

https://muddygurdy.com/
https://www.chantillynegra.fr/
https://mosaik-promotion.de/


Der Anfang der Platte erinnert mich an die Band Urban Turban. Doch nicht aus Skandinavien, sondern aus der Auvergne in Zentralfrankreich stammt das Trio Muddy Gurdy. "Gurdy" - ein klarer Hinweis, ein Hurdy Gurdy, eine Drehleier, ist Bestandteil des Sounds und bringt somit diese ungewöhnlich anders klingende Stimmung in die lebhafte Musik.

Homecoming ist das dritte Album der Formation, nach ihrem Debüt aus dem Jahre 2014. Ich vernehme eine unglaublich hypnotisch wirkende Musik, mit der man sich in der Tat wohl auch in Trance versetzen könnte. Dieser Trance-Anteil orientiert sich am Blues, wie er sich in den letzten Jahren im Mississippi Hill Country etabliert hat, durch moderne Blueser wie R.L. Burnside und andere. Doch nicht nur Blues-Wurzeln, sondern auch Afro-karibische Elemente fanden Einzug, sicher auch solche aus der Heimat in Frankreich.

Dieses ist mit Muddy Gurdy zu einem betörenden Neuen zusammengewachsen. Interessant ist hierbei, dass für Homecoming gleich sieben Fremdkompositionen verwendet wurden. Diese sind allesamt einer Wäsche unterzogen und einer neuen Verwendung zugeführt worden. Denn sowohl die Fremdkompositionen als auch die vier eigenen gehen eine Synthese ein, so dass man, würde man die Originale nicht kennen, vermuten, alle Songs stammten von Muddy Gurdy.

Grundsätzlich basiert die Musik der Drei auf Gitarre, Drehleier und Perkussion. Dazu haben sich zur Abrundung noch einige Gäste eingefunden, wobei sicher der Dudelsack von Louis Jacques den größten Klangeinfluss darstellt. Ja, diese Musik ist mitreissend, ist wild, bietet stets Unerwartetes und ist etwas, was sicher auf diese Art und Weise einzigartig und höchst individuell ist.

Gleich zwei Mal ist die US-amerikanische Blues-Interpretin Jessie Mae Hemphill mit ihren Songs vertreten. Ihr Blues strahlt Gospel-Feeling aus, dass auch hier sehr packend umgesetzt wurde, "Lord Help The Poor And Needy" galoppiert energisch vorwärts und die Drehleier quietscht, was das Zeug hält, welch rasanter Auftakt! Mit Jessie Mae Hemphill endet Homecoming dann auch, ähnlich beseelt im Ausdruck.

Dazwischen liegen ähnlich beeindruckende Coverversionen, als mein Lieblingssong hat sich hierbei "Down In Mississippi" von J.B.Lenoir etabliert. Der sieben Minuten lange Song wird durch den Dudelsack eingeleitet und bringt mich gedanklich nicht unbedingt zum Mississippi. Die rhythmische Perkussion produziert einen schleppenden Rhythmus und später wird durch Gitarre und Mundharmonika noch das Blues-Feeling transportiert. Das an sich schon düstere "Strange Fruit", zu Bekanntheit gekommen durch die Interpretation von Billie Holyday, wird hier noch etwas bedrohlicher in Bezug auf seine damals sehr tapfere Aussage. Ja, und dann noch diese betörende Version von "You Gotta Move", im Original von Mississippi Fred McDowell, sehr eindringlich vorgetragen.

Und dazwischen tummeln sich die Eigenkompositionen und bilden einen Schulterschluss mit den übrigen Songs. Das ist eine absolut gelungene Fusion zwischen der französischen Drehleier und dem sumpfigen Blues der Mississippi-Region. Dabei vergass ich fast zu erwähnen, dass Tia Gouttebel nicht nur als Gitarristin, sondern auch als Sängerin eine respektable Leistung vorlegt!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Lord Help The Poor And Needy [Jessie Mae Hemphill] (4:22)
2 Chain Gang [Sam Cooke] (3:22)
3 Down In Mississippi [J.B. Lenoir] (7:00)
4 MG´s Boogie [Tia Gouttebel] (5:21)
5 Land´s Song [Tia Gouttebel] (4:15)
6 Another Man Done Gone [Vera Hall] (4:19)
7 Afro Briolage [Tia Gottebel-Marc Glomeau] (3:13)
8 Strange Fruit [Lewis Allan] (3:03)
9 You Gotta Move [Fred McDowell] (4:22)
10 Black Madonna [Tia Gouttebel] (3:25)
11 Tell Me You Love Me [Jessie Mae Hemphill] (2:58)
Besetzung

Tia Gouttebel (chant, guitare, composition, arrangement)
Gilles Chabenat (vielle à roue)
Marco Glomeau (percussions, chœurs, arrangement, direction artistique)
Artistes invités:
Eric & Didier Champion (musiciens et danseurs de bourrée [les Brayauds])
Maxence Latrémolière (chant de Briolage)
Louis Jacques (cornemuse[super parquet])
Guillaume Vargoz (harmonica)



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