Die Brücke über den Tuonifluß: Amberian Dawn, Edenbridge und Manzana in Markneukirchen
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Künstler: Amberian Dawn, Edenbridge, Manzana
Zeit: 10.02.2018
Ort: Markneukirchen, Framus & Warwick Music Hall
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Was haben Amberian Dawn und Edenbridge gemeinsam, außer dass sie eine Sängerin besitzen und im Symphonic-Metal-Fach beheimatet sind? Nun, beide waren schon mal in China auf Tour, wenngleich nicht in ein und demselben Package. Auf deutschen Bühnen hingegen sah man beide in jüngerer Zeit eher selten, und so sollte man eigentlich mit einem ansehnlichen Zuschauerzuspruch rechnen, wenn sich dann doch mal die Gelegenheit ergibt. Zumindest in Markneukirchen bleibt das an einem Samstagabend, der für Mitte Februar zudem erstaunlich ruhiges Wetter ohne jegliche Gefährdung im Straßenverkehr bietet, leider Theorie: Die Framus & Warwick Music Hall ist relativ klein, aber trotzdem allenfalls halb gefüllt.
„Einlaß 19 Uhr, Beginn 20 Uhr“ weist die Facebookseite der Halle aus, aber als der Rezensent leicht verspätet 20.10 Uhr eintrifft, bekommt er von Manzana nur noch die letzten drei Songs mit, so dass die Finnen offenbar vorzeitig beginnen mußten. Die erste miterlebte Ansage lautet, jetzt komme ein Song vom noch unveröffentlichten fünften Album, und der Rezensent staunt, kannte er die Truppe doch bisher überhaupt noch nicht – die ersten vier Alben sind komplett an ihm vorbeigezogen, aber sie existieren wirklich, wie ihre Präsenz am Merchstand beweist, so dass es sich also nicht um einen Scherz handelt. Selbiger Song, laut Ansage an diesem Abend erst zum vierten Mal überhaupt live gespielt (also offenbar zum Tourauftakt am Vorabend in Burglengenfeld (wohin der eigentlich für Regensburg angekündigte Gig verlegt worden war) und bei zwei weiteren Gigs zuvor), bietet treibenden, aber abwechslungsreichen Symphonic Metal und besticht durch einen ausgedehnten A-Cappella-Part, den alle Bandmitglieder außer dem Drummer mitgestalten. Einen Keyboarder haben Manzana nicht dabei – sie holen die betreffenden Sounds also vom Band –, dafür aber zwei Gitarristen, und die machen auch im etwas langsameren „Fallen To Pieces“, einem Song vom 2007er Debütalbum Nothing As Whole As A Broken Heart, einiges an Druck. Mittelpunkt des Geschehens bleibt allerdings die blonde, in einen kurzen Lederrock gehüllte Sängerin, die den Platz auf der Bühne bestmöglich auszunutzen bestrebt ist und auch mit ihrer Stimme hoch zu punkten weiß, sowohl im klaren als auch im leicht kratzbürstigen Bereich, wobei sie leichte Parallelen zu Arkona-Mascha aufweist, was auch im instrumentalen Bereich sein Pendant findet, wirken Manzana doch bisweilen wie eine traditionsmetallischere und unfolkigere Version von Arkona, soweit man das allein anhand der gehörten drei Songs einzuschätzen wagen will. Mit ebenjenen Russen ganz und gar nichts zu tun hat allerdings der Setcloser „Mother Can’t Rock“ vom 2010er Industrial Hippies-Album: Klassischer Hardrock, Speedpassagen und eine leicht punkige Ader mischen sich zu einem abwechslungsreichen Ganzen, die Sängerin rennt durchs Publikum, und selbiges ist vom Gesamtpaket seht angetan, zumal auch der Sound zumindest halbwegs klar ausfällt.
Edenbridge hat der Rezensent knapp anderthalb Jahrzehnte zuvor, im Mai 2003 in Glauchau, erst- und bis zu diesem Abend auch letztmalig live gesehen. Von der damaligen Setlist findet sich aktuell kein einziger Song mehr im Programm (also nix „Cheyenne Spirit“ und auch nix „Starlight Reverie“), aber da das Publikum mit Ausnahme des Rezensenten sowieso nicht mit dem Frühwerk der Österreicher vertraut zu sein scheint, macht das nichts. Statt dessen konzentrieren sich Edenbridge auf das jüngste Studioalbum The Great Momentum und mischen nur hier und da geringfügig älteres Material wie die letzte Zugabe „Higher“ ein, wobei sie mit der ersten Zugabe aber dann doch noch weit in der Vergangenheit buddeln, wenngleich „nur“ im Jahr 2004, wo sie den Titeltrack des Shine-Albums exhumiert haben. Bis dahin ist auch das anfängliche gewisse Eis längst gebrochen – es dauert etliche Songs, bis Band und Publikum den richtigen Draht zueinander gefunden haben, aber das leicht folkangehauchte „Wild Chase“ legt den richtigen Schalter um, und von da an herrscht gute Stimmung unter den Getreuen in der Halle, zumal der anfangs schwierige Sound bis dahin auch auf ein ordentliches Niveau gebracht werden konnte (keine einfache Aufgabe bei einem sechssaitigen Baß und je einer sechs- und siebensaitigen Gitarre), so dass man die Meisterschaft sowohl der Instrumentalisten als auch von Sängerin Sabine gebührend würdigen kann. Die Leads teilen sich beide Gitarristen übrigens – also kein Egotrip von Bandkopf Lanvall, der gelegentlich auch ans Keyboard wechselt, wobei die Orchestersamples allerdings komplett vom Band kommen. Von den neuen Songs geht besonders „The Moment Is Now“, zu dem auch ein Video gedreht wurde, schnell ins Ohr – es handelt sich um einen Hit der „Nemo“-Kategorie, wobei man Edenbridge nicht etwa Kopismus unterstellen darf, gehörten Songs dieser Bauart doch auch schon vor 2004, als Nightwish ebenjene Nummer veröffentlichten, zu ihrem Repertoire, und sie pflegen diesen Teil ihres Schaffens auch regelmäßig, wie etwa „Higher“ zeigt. Sabine, die mit ihrem roten Kostüm samt ausladendem schwarzem Schleier dauernd aufpassen muß, auf der mit übersichtlicher Größe ausgestatteten Bühne nicht irgendwo hängenzubleiben, erweist sich, als sie abmischungstechnisch dann endlich ins richtige Licht gesetzt worden ist, als prima bei Stimme – nur kann man sich leider nicht lange daran erfreuen, denn ab „Remember Me“ verfällt der Soundmensch in die alte Berufskrankheit und dreht die Regler nach oben, was prompt mit zunehmender Verwaschenheit bestraft wird und dazu führt, dass man den Gesang im Zugabenblock nur noch mit Mühe hört. Schade, dass die vielen positiven Aspekte, zu denen auch die sichtbare Spielfreude und natürlich die hochklassigen Kompositionen zählen, dadurch nicht recht gewürdigt werden können und der Hörer irgendwie in einen Zwiespalt gerät, was zudem durch eine strukturelle Unklarheit nach dem schleppenden Epos „The Greatest Gift Of All“ befördert wird: Es erklingt eine Orchesterfläche vom Band, und das Publikum lauscht dieser und wartet, was passiert, während die Band von der Bühne verschwunden ist – dass das so gedacht war, das Publikum während dieser Zeit eine Zugabe einfordern zu lassen, wird erst klar, als Lanvall zunächst alleine wieder auf die Bühne kommt und die Anwesenden mit der unmißverständlichen Lauschgeste zum Jubeln animiert, wonach dann wie beschrieben noch „Shine“ und „Higher“ nachgelegt werden.
Setlist Edenbridge:
The Force Within (Intro)
Mystic River
Alight A New Tomorrow
Skyline‘s End
Shiantara
Wild Chase
The Moment Is Now
Return To Grace
The Die Is Not Cast
Remember Me
The Greatest Gift Of All
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Shine
Higher
Amberian Dawn hatte der Rezensent, obwohl sie durchaus in sein Beuteschema passen, irgendwie nie richtig auf der Rechnung und war daher nicht wenig überrascht, als er a) die Ankündigung für eine Co-Headliner-Tour von ihnen mit Edenbridge las, und b) beim Nachstöbern feststellte, dass seit dem ihm in diffuser Erinnerung befindlichen 2007er Debütalbum River Of Tuoni schon eine erkleckliche Anzahl weiterer Studioalben erschienen ist: Zählt man Re-Evolution mit, das Neueinspielungen von Songs aus der Phase mit Ur-Sängerin Heidi in Interpretationen der aktuellen Fronterin Päivi aka Capri enthielt, so ist Darkness Of Eternity, das aktuelle Studiowerk, bereits Album Numero 8. Dass selbiges in der Setlist breiten Raum einnimmt, verwundert natürlich nicht, und so steigen die Finnen gleich mit drei neuen Nummern ein, wobei die erste Hälfte des Titeltracks als Intro dient und vom Band kommt. Nach diesem Dreierblock machen sie aber sofort einen riesigen Zeitsprung zurück zu „Valkyries“ vom Debütalbum, das allerdings auch zu den auf Re-Evolution neu eingespielten Songs gehört, was auch auf das Gros der weiteren älteren Songs in der Setlist dieses Abends zutrifft. Markante Ausnahme: die gleichfalls vom Debüt stammende Ballade „My Only Star“, die Capri ihrer Ansage zufolge nur äußerst selten singt, an diesem Abend aber eine Meisterleistung vollbringend und natürlich mit lautstarkem Applaus belohnt werdend. Überhaupt herrscht im Publikum eine gute Stimmung, die auch nicht von hier gleichfalls auftretenden gewissen Soundschwankungen entscheidend getrübt wird (die Sängerin parliert zwischendurch auf Finnisch mit dem Soundmann), und so mancher Die-Hard-Anhänger singt ergriffen Zeile um Zeile mit. Optisches Detail: Keyboarder/Bandkopf Tuomas spielt sein Instrument mit nach vorne gekippter Tastatur – das kennt man in ähnlicher Form auch beispielsweise von Children-Of-Bodom-Janne. Typisch finnisch oder Zufall? Sei’s drum: Amberian Dawn überzeugen gleichfalls durch Spielfreude und durch relativ kompakte, aber einfallsreiche Kompositionen, die Mikrofonblondine wickelt das Publikum spielend um den Finger, und der Set ist angemessen lang, wobei hier ein umgekehrtes Kuriosum wie bei Edenbridge auftritt: Das Publikum glaubt jetzt verstanden zu haben, dass man auch über einem Einspieler Zugabeforderungen stellen soll, und tut das dementsprechend, als die Band nach „River Of Tuoni“ von der Bühne verschwindet und eine instrumentale Reprise von „Crimson Flower“ eingespielt wird – aber Amberian Dawn sehen dies als Schlußpunkt des kompletten Gigs und haben keine Zugabe eingeplant, kommen also nur nochmal kurz zum Jubelabfassen und Verabschieden auf die Bühne. Seltsame Konstellation, die irgendwie zu gewissen Merkwürdigkeiten dieses Gigs paßt, der nichtsdestotrotz hohen Unterhaltungswert besaß.
Setlist Amberian Dawn:
Symphony Nr. 1, Pt. 2 – Darkness Of Eternity
I‘m The One
Sky Is Falling
Valkyries
Fame & Gloria
Circus Black
Magic Forest
My Only Star
Cherish My Memory
Dragonflies
Maybe
The Court Of Mirror Hall
Crimson Flower
Arctica
Knock Knock Who‘s There
River Of Tuoni
Crimson Flower (Instrumental)
Roland Ludwig
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