Musik an sich


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Ärztin auf Abwegen: Isabel Willenberg spielt und singt akustischen Pop mit Jazz-Einschlag




Info
Gesprächspartner: Isabel Willenberg

Zeit: 14.02.2011

Interview: E-Mail

Stil: Pop, Jazz

Internet:
http://www.myspace.com/isabelwillenberg

ISABEL WILLENBERG ist eine junge deutsche Sängerin aus Kleve, die Ende 2010 ihr Debüt Vertraulich in Eigenregie veröffentlichen konnte. Der akustische Pop mit Jazz-Einschlag besitzt viel Potential. Im Interview gibt die Sängerin Auskunft über ihre bisherige Karriere, Motivation für die Musik und weitere musikalische Projekte.

Hallo Isabel, würdest Du Dich und Deinen Mitmusiker Christian Spelz zunächst einmal selbst vorstellen, denn Du dürftest den meisten Lesern noch wenig bekannt sein.

Ich bin eine 28-jährige Sängerin und Songwriterin aus Kleve. Meinen Stil kann man als Akustik-Pop mit jazziger Note beschreiben. Ich habe gerade mein Debütalbum Vertraulich veröffentlicht, das in intensiver Zusammenarbeit mit meinem Freund Christian Spelz entstanden ist und u. a. über i-Tunes und amazon erhältlich ist. Christian hat die Gitarren- und Pianoparts eingespielt und im Background gesungen.

Im Jahr 2009 schafften wir es beim Deutschen Rock und Pop Preis ins Finale der Kategorie „Song Preis/Beste(r) Sänger(in)“.

Wie zufrieden bist Du selbst mit Vertraulich und wie sind die bisherigen Rückmeldungen von Fans und Presse auf das Album?

Es war ein tolles Gefühl, die CD Ende letzten Jahres endlich in Händen zu halten. Ich war stolz und glücklich. Ich wollte ein sehr persönliches Album schreiben, und ich glaube, die CD wird ihrem Titel gerecht. Meine persönlichen Favoriten sind die Songs „Autumn“, „Gedankenvögel“ und „Standing still“.
Von Fans und Presse gab es schon einige sehr positive Rückmeldungen. Unter anderem wurden unsere Kompositionen mit denen von Carole King und Tracy Chapman verglichen, die beide für mich große Vorbilder sind. Darüber habe ich mich besonders gefreut.

Wann hast Du Dich dafür entschieden Musikerin zu werden und hast Du die Musik zu Deinem Beruf gemacht oder musst Du noch einem ‚geregelten‘ Job nachgehen?

Schon vor meinem Medizinstudium, das ich Ende 2008 abgeschlossen habe, hatte ich mit der Idee geliebäugelt Gesang zu studieren und mich auch an einer Musikhochschule vorgestellt. Man riet mir, mich zu bewerben. Aber letztendlich hatte ich damals noch nicht den Mut dazu, so etwas „Unkonventionelles“ zu machen. Das Medizinstudium erschien mir damals "vernünftiger". Es war auch sehr interessant und lehrreich für mich, und ich sehe es nicht als "verlorene Zeit". Ich lernte viele tolle Menschen kennen, die mich auch als Ärztin gesehen haben, ich mich selbst aber nicht wirklich.
Mit der Zeit wuchsen die Zweifel und ich vermisste genug Zeit für die Musik und für ein kreatives Leben. Die Entscheidung, mich von der Medizin abzuwenden, reifte schließlich im Jahr 2007, als ich viereinhalb Monate in Kenia im Krankenhaus arbeitete. Der Abstand von zuhause hat es ganz klar gemacht. Letztendlich bewundere ich Menschen, deren Berufung es ist, Mediziner zu sein und die das auch aus vollem Herzen ausüben. Aber mein Weg ist es nicht.
Neben der Musik verdiene ich mir durch Nachhilfe etwas dazu.

Was hat sich bei Dir geändert, nachdem Du beim Deutschen Rock und Pop Preis immerhin in das Finale in der Kategorie ‚Song Preis / Beste(r) Sänger(in)‘ gekommen bist? Gibt das mehr Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung und auch mehr Selbstvertrauen für neue Songs?

Die Teilnahme beim Deutschen Rock und Pop Preis war schon allein deshalb toll, weil es ein schönes Gefühl war, auf einer so großen Bühne wie in den Rhein-Main-Hallen Wiesbaden aufzutreten und das Publikum zu berühren. Die Atmosphäre war ganz anders als in einem Café oder Club, wo ich auch gerne auftrete. In kleinen Locations schätze ich die Intimität mit dem Publikum.
Ansonsten hat der Rock und Pop Preis mir mehr Selbstvertrauen gegeben, sodass ich danach mit Feuereifer und neuer Energie an die Arbeit ging.

Wie wichtig sind Dir Deine Texte?

Sehr wichtig! So geht es sicherlich allen Songwritern. Ich spiele und verarbeite beim Schreiben, und meist steht der Text am Anfang einer Komposition. Dann lasse ich mich von der Melodie der Worte auch häufig zur Gesangsmelodie inspirieren.
Inhaltlich geht es in den Texten von Vertraulich z.B. um die Entscheidung, meinem Leben eine neue Richtung zu geben („Gedankenvögel“), darum, wie man sich selbst behandelt („My Friend“) oder um die Schwierigkeit, Abschied zu nehmen („Broken Flower“).

Es gibt auf Vertraulich nur einen Text in deutscher Sprache, obwohl der CD-Titel deutsche Texte vermuten lässt. War es eine bewusste Entscheidung mehr in Englisch zu schreiben oder wirst Du in Zukunft auch mehr in Deiner Muttersprache veröffentlichen? Der Song „Gedankenvögel“ ist für mich ein Höhepunkt auf der CD.

Ich habe einfach ausprobiert, welcher Song in welcher Sprache besser funktionierte. Bei manchen Songs war die Sprache sofort klar: „A plan of care and kindness“ z. B. ist von meinen Erlebnissen in Kenia inspiriert. Da war sofort klar: Der Text musste in Englisch verfasst sein.
Bei „Gedankenvögel“ wusste ich auch sofort, dass ich das, was ich damit ausdrücken wollte, nur auf Deutsch konnte. Ich freue mich, dass Dir der Song so gut gefällt. Im Allgemeinen bin ich bei meinen deutschen Texten perfektionistischer, und es dauert länger bis ich letztendlich damit zufrieden bin.
Der Titel des Albums war eines Tages einfach da. Ich habe überlegt, ob ich ihn wegen der Überzahl englischer Songs übersetze, mich aber dagegen entschieden, weil es sich für mich so stimmig anfühlte.
Ich weiß noch nicht genau, ob es in Zukunft mehr deutschsprachige Titel geben wird. Das lasse ich mir offen. In letzter Zeit habe ich sowohl neue deutsche, als auch englische Titel geschrieben.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Christian Spelz? Ihr klingt perfekt eingespielt und man vermisst nie eine Band.

Wir haben uns vor fünf Jahren kennengelernt, als er mit einer anderen Band eine Sängerin suchte und ich mich vorstellte. Wir merkten gleich, dass wir menschlich und musikalisch auf einer Wellenlänge liegen und dass daraus mehr werden würde...

Er ist ja ein ausgezeichneter Gitarrist und Klavierspieler und ergänzt Deinen Gesang mit seinen Backings. Wie muss man sich eure Zusammenarbeit beim Songwriting vorstellen.

Er ist wirklich ein ganz toller Mensch und ein musikalisches Allround-Talent.
Meist stelle ich ihm eine Grundidee mit Text und Akkorden vor, und wir feilen dann zusammen an dem Song. Manchmal ist es auch umgekehrt.
Beim gemeinsamen Songwriting lernt man, für Ideen offen zu sein, die einem nicht gleich perfekt erscheinen, abzuwarten, was sich entwickelt, und dem Prozess zu vertrauen.

Spielst Du selbst auch ein Instrument?

Ja, ich spiele Klavier, aber lange nicht so gut wie Christian.

Wo und in welchen Örtlichkeiten wird man Euch in nächster Zeit sehen können? Ist eine komplette Tour in Planung?

Nach der intensiven Arbeit am Debütalbum freuen wir uns schon auf viele Konzerte dieses Jahr. Live-Auftritte sind einfach das Schönste. Als nächstes eröffne ich im Duo mit Christian in der Weberei in Gütersloh am 03.03. eine Acoustic Session, dann spiele ich am 19.03. in größerer Besetzung (Christian Spelz: Gitarre/Piano, Harry Flader: Kontrabass und Alexander Nüske: Keyboard) ein Konzert im Café Country in Kleve. Weitere Termine finden sich auf meiner Myspace-Seite.

Du singst ja auch bei „Sacred Groove“. Wie gelingt Dir da der Spagat zwischen Deinen eigenen Songs, die mehr in Pop und Jazz zu Hause sind mit dem sehr rockigen Sound von „Sacred Groove“? Ist da Deine Stimme stärker beansprucht?

Ich glaube, die Vielseitigkeit bringt mich als Musikerin weiter. Bei Sacred Groove kann ich eine ganz andere Seite von mir zeigen, die genauso da ist wie die ruhige und nachdenkliche. Ich bin ja erst im letzten Jahr zu Sacred Groove gestoßen und mir gefielen die energiegeladenen, gitarrenlastigen Songs von Anfang an. Außerdem macht es unglaublich Spaß, mit meinen Bandkollegen zu rocken!
Gerade haben wir beim Emergenza Bandcontest im Underground (Köln) den ersten Platz in der Vorrunde belegt und sind damit für das Semifinale NRW am 21.04.2011 im Luxor (Köln) qualifiziert. Sollten wir dort noch mal weiterkommen, dann spielen wir im NRW-Finale in der Live Music Hall…
Die Stimme muss ich bei den Rocksongs natürlich anders, mit einem anderen Mischungsverhältnis der Register, einsetzen, aber sie profitiert davon, wird freier und flexibler und gewinnt an Umfang. Das habe ich auch und vor allem meiner unglaublich tollen Gesangslehrerin Monika Kopp zu verdanken, bei der ich in Köln Unterricht nehme.

Gibt es noch etwas, das Du unseren Lesern von Musikansich mitteilen möchtest?

Ich möchte sie ermutigen, trotz aller Schwierigkeiten von innen und außen, ihren eigenen Weg zu gehen. Und ich möchte mich bedanken, dass ich mich und meine Musik hier vorstellen durfte.
Liebe Grüße
Isabel


Ingo Andruschkewitsch



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