Hassles
Night after day (Review-Serie, Teil 10, Bonus Review 2)
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Info |
Musikrichtung:
Rock / Songwriter
VÖ: 23.01.1969
(Pulsar)
Gesamtspielzeit: 40:19
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Billy Joel-Vinyl-Review-Serie 2022, Teil 10, Bonus Review 2: The Hassles - Hour of the Wolf
Mit der Review zu Songs in the Attic war die Review-Serie in Folge des 9-LP-Boxsets, das die Billy Joel-Alben der 70er Jahre enthält, eigentlich erledigt. Aber ich hatte ja Zugaben versprochen.
Dafür springen wir in Billy Joels Leben vor sein Debüt-Album Cold Spring Harbour zurück. Als er 1964 Mitglied der Rock-Band Echoes wurde war er gerade einmal 15 Jahre alt, aber bereits seit einem Jahr Berufsmusiker, in dem Sinne, dass „ich … meinen Lebensunterhalt ausschließlich von der Musik bestritt“, wie er selber sagt. Aus dieser Zeit, in der er, während er noch zur High School ging, nächtelang in verschiedenen Clubs spielte, stammen wohl auch viele der Ideen, die er später in Songs wie „Piano Man“ oder „Rosalinda’s Eyes“ verarbeitet hat.
Aus den Echoes wurden erst die Lost Souls und dann die Emerald Lords. Aber erst mit der nächsten Formation wird Billy Joel es zu seinen ersten beiden Veröffentlichungen bringen. Wohl noch 1966 stieß er zu der Formation The Hassles, mit denen er 1967 das Debüt The Hassles und 1969 The Hour of the Wolf aufnahm. Joel stieß ursprünglich zusammen mit dem Emerald Lords-Bassisten Howie Arthur Blauvelt als Keyboarder zu der Band und übernahm erst auf dem zweiten Album den Gesang, nachdem der Gründungssänger John Dizek die Hassles verlassen hatte.
Das Debüt ist mir bislang nicht über den Weg gelaufen. (Wer bereit ist zwischen 40 und 50 Euro dafür anzulegen, findet es bei ebay & Co relativ leicht.)
The Hour of the Wolf ist in verschiedenen CD-Editionen auf dem Markt – allerdings nicht mehr unter dem Namen The Hassles, sondern unter dem sicher besser verkäuflichen Namen Billy Joel. Ich besitze zwei Editionen davon. Grundlage dieser Review ist eine 1992 unter dem Titel Night after Day bei Pulsar erschienene Ausgabe. Sie enthält exakt die Titel, die sich auch 1969 auf dem Original befanden, wenn auch in anderer Reihenfolge (7, 1, 6, 3, 2, 8, 5, 4). Für die Review benutze ich das Original-Artwork. Die 92er CD zeigt ein Foto von Billy Joel. Andere Editionen ergänzen die CD um Titel des Billy Joel-Debüts.
Billy Joel hat sich später von diesem zweitem Hassles-Album distanziert und es als „psychedelischen Unsinn“ bezeichnet.
Vor der Arbeit an dieser Review habe ich dieses Urteil stillschweigend stehen lassen. Ich hatte mir die CD eher als Kuriosität zur Vervollständigung der Billy Joel-Sammlung zugelegt und sie nicht sonderlich intensiv gehört. Das hat sich nun geändert und heute widerspreche ich deutlich. Das Album ist bei jedem Hören gewachsen. Oft lassen sich Parallelen zu den zeitgleichen Alben von Colosseum feststellen. (Hätte Billy beide Hassles-Alben als „psychedelischen Unsinn“ bezeichnet, hätte ich die 40 Euro für das Debüt bereits investiert.)
Night after Day beginnt mit einer ruhigen Nummer, die den Sänger deprimiert in einer heruntergekommenen Wohnung vorfindet, nachdem die Liebste gegangen ist. Neben Gitarre, Gesang und Bass prägt eine Flöte den Sound. Das (bzw. die) folgende „Cat“ ist wilder mit starker Dominanz der Vintage Orgel. Textlich kann man in dem Stück, das eine wilde Frau zeichnet, einen Vorläufer von „Stiletto“ sehen, das 1978 auf 52nd Street erschienen ist.
„Night Time is the right Time“ wusste schon Ray Charles. Der cool swingende Blues „4 O'clock in the Morning” feiert die Freiheit dieser Nachtsunde mit dem Piano und einer Trompete am Schluss.
„Further than Heaven” ist der zweitlängste Track und eins der Highlights auf Night after Day. Es ist auf der einen Seite eine melodische Nummer mit einem coolen Refrain, der das alte Thema, das Gras sei immer grüner jenseits dessen, was uns zur Verfügung steht, fortführt. Musikalisch wird das so umgesetzt, als befände man sich auf einem Live-Bootleg von Deep Purple aus den frühen 70ern. Allerdings setzt Billy Joel mehr auf die Vintage Orgel. Auch das Melodische spielt eine größere Rolle.
Noch einen drauf setzt der epische, ursprüngliche Titelsong „Night of the Wolf“. Es würde sich lohnen ihn mit heutigen Mitteln noch einmal neu zu produzieren. Der Text ist eine Art Horrorgeschichte, die gewisse Ähnlichkeiten zu Iron Maidens „Number of the Beast“ hat. Neben den tragenden instrumentalen Parts gibt es Solo-Phasen vom Schlagzeug, dem Piano und Gitarre und auch eingeblendetes Wolfgeheul.
Der treibende Rocker „Country Boy“ thematisiert das Leiden eines Landeis an der Stadt.
Das finale „Hotel St. George”, das ein heruntergekommenes Hotel beschreibt, passt gut zum Opener.
Night after Day, bzw. Hour of the Wolf, ist sicherlich kein Album, das dem Billy Joel-Katalog entspricht. Es ist eher ein Album, das sich in der Erprobungsphase des psychedelischen und progressiven Rocks befand. Billy Joel hat diesen Weg nicht weiter verfolgt. Das ändert nichts daran, dass Fans von Early Prog und Krautrock hier ein Schmuckstück vor sich haben.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Night after Day | 3:10 |
2 | Cat | 4:13 |
3 | 4 O'clock in the Morning | 3:06 |
4 | Further than Heaven | 7:16 |
5 | Land of Despair | 3:36 |
6 | Hour of the Wolf | 11:36 |
7 | Country Boy | 2:34 |
8 | Hotel St. George | 4:52 |
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Besetzung |
Billy Joel (Keys, Voc)
Richard McKenna (Git)
Jon Small (Dr)
Howie Arthur Blauvelt (B)
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