Mendelssohn Bartholdy, F. (Huangci, Bouchkov)

Werke für Violine und Klavier


Info
Musikrichtung: Romantik

VÖ: 18.02.2022

(Berlin Classics / Edel/ CD / 2021 / Best. Nr. 0302045BC)

Gesamtspielzeit: 79:23

Internet:

Claire Huangci
Marc Bouchkov
Howard Griffiths



DRUCKVOLL

Seit dreißig Jahren ermöglicht die Orpheum Stiftung aufstrebenden jungen Talenten Auftritte und Einspielungen mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Der künstlerische Leiter der Stiftung und Dirigent Howard Griffiths entschied sich diesmal, die Chance der - durchaus schon recht arrivierten - Pianistin Claire Huangci und dem Geiger Marc Bouchkov zuteil werden zu lassen. Entstanden ist eine Produktion, die die in Programmen und Publikumsbewußtsein nur wenig präsenten Werke für Violine und Klavier von Felix Mendellssohn Bartholdy zum Gegenstand hat.

Den Auftakt macht ein Jugendwerk, nämlich das dramatisch aufgeladene Doppelkonzert in d-moll, dessen Licht und Schatten-Spiel so wunderbar an nordische Landschaften erinnert. Es erfordert ein perfektes Zusammenspiel der beiden Solist:innen, denn aus den so grundverschiedenen Soloinstrumenten muss hier durch allerengste Verzahnung und rasche Übergaben der Melodielinien fast schon ein einziges Instrument werden. Was das angeht, so ist Huangci und Bouchkov nichts nachzusagen. Alles läuft wie am Schnürchen, das allerdings eher druckvoll als ausdrucksvoll, mit viel Effekt, aber wenig Affekt. Der virtuosen, jugendlichen Verve fehlt als Ergänzung der erzählerische Wille, so dass die an sich hochemotionale und wahrhaft romantische Musik einen diesmal kalt lässt. Daran kann das sprungbereite, trocken und klar musizierende Kammerorchester Basel nichts ändern.
Die kühne These von Howard Griffiths, die jungen Ausführenden liefen bei diesem nicht so bekannten Repertoire weniger Gefahr, mit den großen der Zunft gemessen zu werden, bewahrheitet sich zudem natürlich jedenfalls beim Doppelkonzert nicht. Natürlich hat man hier die Referenzaufnahmen von Kremer/Argerich (DGG, 1989), Kussmaul/Staier (Teldec, 1997) und zuletzt vor allem Bezuidenhout/von der Goltz (hm, 2011) im Ohr. Gerade die letztgenannte zeigt, das dramatische Wucht und differenzierter Ausdruck durchaus Hand in Hand gehen können.

Wesentlich überzeugender und runder geraten Huangci und Bouchkov die beiden sehr unterschiedlichen Violinsonaten in f-moll bzw. F-Dur. Hier wird hellwach miteinander interagiert, mal sanglich, mal hochauffahrend. Der Spaß an den virtuosen Herausforderungen ist hörbar, geht aber nicht auf Kosten der Gestaltung. Allerdings pflegt Bouchkov einen recht druckstarken Ton, dessen Brillanz schnell etwas Schneidendes, Unentspanntes bekommt, auf dieser CD noch begünstigt dadurch, dass die Violine sehr prominent in den Vordergrund gerückt ist.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester d-moll (1823)
4-6 Sonate für Violine und Klavier f-moll, op. 4 (1823)
7-9 Sonate für Violine und Klavier F-Dur (1. Fassung, 1838)
Besetzung

Claire Huangci: Klavier
Marc Bouchkov: Violine

Kammerorchester Basel

Howar Griffiths: Ltg.


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