Passenger
Songs For The Drunk And Broken Hearted
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Eigentlich heißt er ja Mike Rosenberg, der 1984 in Brighton geborene Musiker, der unter dem Künstlernamen Passenger agiert. Im letzten Jahr bekam seine Karriere plötzlich einen besonderen Schub, als sein Song "Let Her Go", mit dem er bereits 2013 recht erfolgreich war, durch YouTube einen gewaltigen Zuspruch erhielt, war er damit auf Platz 19 der meistaufgerufenen Youtube-Videos. Auf Twitter hatte Passenger rund 440.000 Follower, auf Instagram über 400.000 Abonnenten und ca. 550 Beiträge. Ja, so wird man heute berühmt.
Der auch lange als Straßenmusiker in Australien und Großbritannien tätige Künstler legt mit Songs For The Drunk And Broken Hearted sein mittlerweile dreizehntes Studioalbum vor. Nimmt man nun den großen Hit "Let Her Go" als Referenz, wird man feststellen, dass sich Rosenberg offensichtlich festgefahren hat in diesem Stil. Der Song ist schließlich auch besonders, besitzt eine sehr schöne Melodie und strahlt sehr viel Harmonie aus, gepaart mit dem gewissen Quäntchen Melancholie, und ist sehr gut arrangiert mit seinen Elementen, und dazu diese unverwechselbare Stimme, die den Künstler allein zu etwas Besonderem macht.
Und dieses besondere beim Gesang steht natürlich im Vordergrund, nur, wenn man die Songs nach und nach hört, dann wünschte man sich doch ein wenig Abwechslung hinsichtlich der Gestaltung. Denn leider singt Rosenberg nicht voll aus, sondern zieht sich dann in eine eher gehauchte Stimmung zurück. Dabei kann er problemlos auch kraftvoller strahlen. Darüber hinaus fällt mir auf, dass der Musiker offensichtlich bewusst oder unbewusst Musik aufgesogen haben muss, die lange vor seiner Geburt bereits existierte.
Und so klingt zwar sehr angenehm, sehr harmonisch und wirklich schön, was aus den Boxen perlt. Doch dann purzeln sie rasch, die Assoziationen, bei "Sword From The Stone" muss ich an den frühen Cat Stevens denken, bei "The Way That You Love Me" sofort an Jim Croce, als wäre es eine Kopie eines seiner Songs. Auch der eine oder andere Hauch des ganz frühen Chris DeBurgh fliegt durch. Das ist sicher nicht weiter schlimm, doch stört es mich immer dann ein wenig, wenn bestimmten Künstlern bescheinigt wird, sie hätten etwas Neues geschaffen, etwas Individuelles. Das ist bei Passenger mit Sicherheit nicht der Fall. Doch steht nicht außer Frage, dass seine Musik sehr angenehm ist, sehr schön und oft sehr berührend, wie beim soeben genannten Song, der sich wärmend in die Seele schmiegt.
Einige besondere Momente bescheren uns Arrangements auf einigen Stücken, die die Atmosphäre sehr aufwerten, sei es die Trompete, die uns auf "Sandstorm" nach Mexiko zu entführen scheint, oder überhaupt das gelungene Bläserarrangement auf "Remember To Forget", das mich stark an die Arrangements der britischen Folk Rock-Band Home Service erinnert. Die Songs, die auf diese Weise oder durch Streicherarrangements angereichert wurden, zählen für mich zu den interessanten der Platte, weil sie stimmungsvoll wirken.
Durchgehend ist zwar die Melancholie zu Hause, und wenn es dann etwas flotter abgeht wie mit dem Titelsong, dann bricht das die traurige Stimmung ein wenig auf. Gedanklich führt mich dieser Song ein wenig an die Westcoast der USA, hin zu solchen Musikern wie America oder Jeff Larson, so locker und unbeschwert fliesst es dahin. Nun, betrachte ich die wie ein Clown geschminkte Person auf dem Cover, mit offensichtlich einer Flasche Whiskey in der Hand, und addiere ich den Plattentitel Songs For The Drunk And Broken Hearted, so scheint diese Platte möglicherweise eine Aufarbeitung einer zerbrochenen Beziehung zu sein. Das wird durch die im Booklet abgedruckten Texte eigentlich auch unterstrichen. Doch lese ich den Text zum letzten Song, "London In The Spring", dann keimt Hoffnung: "I am hoping love will find us".
Alles in Allem ist diese Musik sehr introvertiert, sehr melancholisch, sehr verträumt und auch romantisch und voller Lyrik, durchzieht diese Stimmung jedoch mitunter auch zu viel der Zeit auf der Platte. Ob nun ein neuer Hit wie "Let Her Go" enthalten ist, wird sich zeigen. Ein guter Zug sei noch erwähnt, so ist im Booklet zu lesen: "We're delighted to be working alongside Ecologi and the Eden Project. They will be planting one tree for every physical album sold through the Passenger website."
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Sword From The Stone
2 Tip Of My Tongue
3 What You're Waiting For
4 The Way The I Love You
5 Remember To Forget
6 Sandstorm
7 A Song for the Drunk and Broken Hearted
8 Suzanne
9 Nothing Aches Like A Broken Heart
10 London In The Spring
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Besetzung |
Mike Rosenberg (vocals, guitars, backing vocals)
Peter Marin (drums and percussion - #3-8, 10)
Karl Brazil (drums and percussion - #1, 2, 9)
Rob Calder (bass - #3-8, 10)
Jerry Mechan (bass - #1, 2)
Chris Vallejo (bass - #9)
Benjamin Edgar (electric guitar - #2, 3, 5, 6, 8-10, acoustic guitar - #2, 7, lapsteel - #4, 7, 9, cittern - #2, baritone - #6, mandolin - #8)
Andrew Philips (electric guitar - #1)
Jon Solo (piano - #8, 10, Wurlitzer - #3, 5, Rhodes - #3-5, 10, pump organ - 6, organ - #4, 5, mellotron - #4)
Owen Parker (piano, Hammond - #1, 2, 7, 9)
Ross Irwin (string arrangements - #4, 6, 8, 10, brass arrangements - #5, 6, 7, 10, flugelhorn - #5, 6, trumpet - #5, 7, 10)
Charlotte Jacke (cello - #4, 6, 8, 10)
Kirsty Mangan (violin, viola - #4, 6, 8, 10)
Georgie Mooney (backing vocals - #3, 6, 8, 10)
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