JT Ripper

Gathering Of The Insane


Info
Musikrichtung: Death Metal

VÖ: 30.11.2018

(I Hate Records)

Gesamtspielzeit: 36:36

Internet:

http://www.facebook.com/J.T.Ripper.thrash


Diese Herren hier sind von der einzigen beteiligten Dame etwas ausgebremst worden: Patricia Huck hat das Bandlogo in Blut auf den Fußboden des auf dem Cover abgebildeten Zimmers „geschrieben“ – und zwar so, dass man das kaum erkennen kann, während der Albumtitel links unter dem Fenster relativ klein, aber durchaus noch lesbar ist. Damit nun keiner auf die Idee kommt, das sei ein Album der Band Gathering Of The Insane (außer der URL des Time And Dust Studios gibt es auch keine weiteren Kontaktinfos etc. im Booklet, und selbst I Hate Records sind nur auf dem CD-Label und den Seitenflächen vermerkt), wurde auf die Einschweißfolie noch ein Sticker gepappt, der aufklärt, dass es sich in Wirklichkeit um die Band JT Ripper handelt. Die legt mit Gathering Of The Insane ihren zweiten Longplayer vor und macht es dem Hörer einordnungstechnisch gar nicht so einfach: Thrash Metal liest man hier, Black Metal dort, und der Rezensent entscheidet sich für Death Metal. Wer die alten Schweden Dethronement noch kennt, wird vielleicht ein paar Parallelen entdecken, und sonst sortieren sich die drei Chemnitzer, die mancher vielleicht noch von Chörnyi Woron oder Mad Pleasure her kennt, mal bei der leicht punkangehauchten Schule, mal aber auch bei den heftigeren Combos des melodischen Death-Fachs ein, ohne freilich deren Virtuosität zu replizieren. Dazu tritt derbes Gehuste von Sänger/Bassist S, das manchmal Reminiszenzen an alte Venom-Lautäußerungen oder, wenn’s in tieferen Lagen passiert, gelegentlich auch an klassische Celtic Frost evoziert. Die Variationsbreite diesbezüglich ist trotzdem relativ gering (übrigens auch thematisch – es geht mal wieder um die Massenmörderfraktion mit Spezialausrichtung auf die medizinisch „geschulten“), und so bleibt es der Instrumentalfraktion vorbehalten, für eine gewisse Vielfalt zu sorgen. Drummer C poltert also durchaus in recht vielfältigen Rhythmen daher, von punkigem Ufta-Ufta bis zu komplexerem Geschepper, und Gitarrist D ist klar, dass er der einzige Bediener dieses Instrumentes in der Band ist, so dass er seine Passagen von vornherein so anlegt, dass er das live weitestgehend unverändert replizieren kann. Auf Soli in klassischer Manier verzichtet er also über weite Strecken, auch wenn der Opener „Cult“ nach der Intro-Geräuschkulisse (mit schicksalhaften Glockenschlägen) gleich mit einem solchen anhebt und daher die Erwartungshaltung erstmal in andere Richtungen lenken könnte, wobei auch die Glocke durchaus für eine Weiterentwicklung in doomige Gefilde hätte sprechen können, was von C allerdings relativ schnell ad absurdum geführt wird – er hält sich bevorzugt in flotteren Gefilden auf und unterschreitet mit Ausnahme von ein paar Sekunden Doom-Andeutung im Mittelteil von „Carnal Lust“ gewisse Midtempolagen nicht, wobei gerade solche Midtempi wie in „Nightstalker“ durchaus interessante Wirkungen entfalten, zumal der Speedpart danach einer von den punklastigen ist, also auch etwas aus dem gewohnten Rahmen ausbricht, da in der Gesamtbetrachtung die heftigere melodische Death-Schule doch deutlich dominiert. Interessanterweise kann man im Gitarrensound, aber auch im Stil des Saitenspiels noch die eine oder andere Parallele zu den längst verblichenen, aber räumlich gar nicht so weit entfernt gewesenen Erzgebirgsbewohnern Depressive World entdecken – nicht in der grundsätzlichen stilistischen Ausrichtung der Musik freilich, denn jene Truppe siedelte eher im Gothic-Metal-Bereich. 10 Songs in 36 Minuten verraten zudem, dass JT Ripper nicht zur grindigen Kürze neigen, aber trotzdem ihre Kompositionen relativ kompakt inszenieren. Mit dem Wiedererkennungswert ist’s allerdings trotzdem etwas schwierig – die verwendeten musikalischen Mittel ähneln sich in vielen Songs relativ stark, und so weiß man irgendwann mal gar nicht mehr, wo man eigentlich ist, zumal auch merkfähige Refrains oder ähnliche Komponenten eher Mangelware darstellen, der Gesang relativ weit in den Hintergrund gemischt wurde und man die Botschaften auch nur schwer versteht, was angesichts des lyrischen Hintergrundes freilich kein großer Verlust ist (man kann die Texte, ebenfalls augenscheinlich in Blut geschrieben, im Booklet mitlesen, wenn man denn unbedingt will). So hangelt man sich an einigen markanteren Passagen entlang, etwa dem kurzen A-cappella-Part kurz vor Ende von „Second Skin“, das auch einen der strukturierteren Refrains besitzt – aber am Ende der 36 Minuten ist man im wesentlichen so schlau wie zuvor. Könnte sein, dass das Material live besser wirkt, aber auf Konserve ist zumindest dem Rezensenten die Dichte an Aha-Effekten etwas zu gering, wobei gerade die erwähnte Doom-Andeutung in „Carnal Lust“ deutlich macht, dass die Band durchaus in dieser Richtung Interessanteres schaffen könnte.



Roland Ludwig



Trackliste
1Cult4:27
2Chaos4:22
3Childs Play3:10
4Feast2:49
5Shadows3:43
6Nightstalker4:03
7Them2:42
8Maze3:22
9Second Skin3:10
10Carnal Lust4:46
Besetzung

S (Voc, B)
D (Git)
C (Dr)




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