Judas Priest

Turbo (30th Anniversary Edition)


Info
Musikrichtung: Hard Rock, Metal

VÖ: 03.02.2017 (1986)

(Sony Music)

Gesamtspielzeit: 142:40

Internet:

http://www.judaspriest.com
https://www.facebook.com/OfficialJudasPriest


Wie schon bei Defenders Of the Faith feiert man in den Häusern von Judas Priest und Sony Music das 30-jährige Jubiläum von Turbo. Allerdings auch wieder ein Jahr zu spät. Denn das von Kritikern und Fans kontrovers aufgenommene Album erschien bereits 1986.

„Warum eigentlich kontrovers“, ist die Frage. Nach den beiden Hämmern Screaming For Vengeance und Defenders Of The Faith waren die Erwartungen der Fans ziemlich hoch. Der Band dürstete es allerdings nach Abwechslung. Die Zeit schien reif für ein paar Experimente. Und so kam Turbo im chromgestählten 80er-Sound daher. Hippe Gitarrensynthesizer-Sounds sollten den Zeitgeist präsentieren und auch sonst orientierte man sich nicht nur ein wenig an Chartstürmern wie Mötley Crüe, Ratt und Poison. Geradliniger, eingängiger und radiotauglicher Hardrock stand auf dem Programm - möglichst ohne wirkliche Ecken und Kanten. Statt donnernden Riffs und schneidendem Gesang noch mehr mitgrölbare Stadion-Refrains und melodische Gitarren. Das eh schon unspektakuläre Schlagzeugspiel klang nun endgültig wie ein gelangweilter Drumcomputer.

Diese Pille musste vom kuttebewehrten Metalfan erst einmal geschluckt werden. „Rock You All Aroung The World“, „Wild Nights, Hot & Crazy Days“ oder „Parental Guidance“ war 100-prozentiger Party-Glam-Metal. Epische Breitseiten und wilde Ausbrüche: Fehlanzeige. Allerdings muss man anerkennen, dass einige Nummern auch gar nicht so schlecht gemacht sind und gegen die genannten jungen Konkurrenz-Truppen machte man keine so schlechte Figur. Allerdings leiden die Songs an einer ziemlichen Gleichförmigkeit und furchtbaren Texten mit Fremdscham-Potenzial. Mit Ausnahme von letzterer Tatsache gilt das nicht für die beiden Highlight-Tracks - das hymnische „Turbo Lover“ und das getragenere „Out In The Cold“. Diese haben vom antiquierten Synthie-Sound abgesehen die Zeit gut überdauert.

Aus heutiger Sicht empfindet man Turbo allerdings als gar nicht mehr so schlimm wie es damals aufgenommen wurde. Die Platte wird durch das beiliegende Livealbum der „30th Anniversary Edition“ aufgewertet. Das auf zwei CDs daher kommende, rund 100-minütige Konzert wurde auf der Tour zu Turbo in Kansas aufgezeichnet. Damit bekommt man eine Alternative zu Priest… Live! von 1987. Die Songliste unterscheidet sich auch nur ein wenig von dieser Doppel-LP. Allerdings ist der Sound wesentlich mitreißender und direkter. Nicht mehr so glattpoliert. Natürlich klingt der Drum-Roboter Dave Holland dadurch auch nicht besser. Aber dafür der Rest.

Damit hat diese Veröffentlichung durchaus seine Daseinsberechtigung. Vor allem für Leute, die das genannte Priest… Live! noch nicht besitzen. Diese bekommen ein hardrockiges Partypaket nach Hause geliefert. Der neuerlich remasterte Sound ist allerdings kein Grund sich das Ding noch einmal zu holen.



Mario Karl



Trackliste
CD 1: Turbo - Remastered
1. Turbo Lover (5:34)
2. Locked In (4:19)
3. Private Property (4:30)
4. Parental Guidance (3:26)
5. Rock You All Around The World (3:37)
6. Out In The Cold (6:27)
7. Wild Nights, Hot & Crazy Days (4:40)
8. Hot For Love (4:11)
9. Reckless (4:21)

CD 2: Live at the Kemper Arena, Kansas City
1. Out In the Cold (6:35)
2. Locked In (4:21)
3. Heading Out To The Highway (4:53)
4. Metal Gods (4:03)
5. Breaking The Law (2:43)
6. Love Bites (5:19)
7. Some Heads Are Gonna Roll (4:25)
8. The Sentinel (5:02)
9. Private Property (5:11)
10. Desert Plains (4:55)
11. Rock You All Around The World (5:02)

CD 3: Live at the Kemper Arena, Kansas City
1. The Hellion (0:40)
2. Electric Eye (3:37)
3. Turbo Lover (6:03)
4. Freewheel Burning (5:03)
5. Victim Of Changes (8:55)
6. The Green Manalishi (With The Two -Pronged Crown) (5:19)
7. Living After Midnight (4:35)
8. You've Got Another Thing Coming (9:01)
9. Hell Bent For Leather (5:53)
Besetzung

Rob Halford (Gesang)
Glenn Tipton (Gitarre)
K. K. Downing (Gitarre)
Ian Hill (Bass)
Dave Holland (Schlagzeug)


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