Vengeance
Soul collector
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Nach einer längeren Pause meldeten sich die holländischen Vorzeige-Hardrocker Vengeance im Jahr 2006 mit dem feinen Album Back in the ring lautstark zurück, welches ihnen so schnell keiner zugetraut hätte. Nach einem umjubelten Auftritt auf dem Bang-Your-Head-Festival im selben Jahr und einer darauf folgenden Supporttour für Sinner schob man 2007 gleich noch das Livealbum Same/Same ... but different hinterher, um zu beweisen, dass mit der Band um Sänger Leon Goewie auch ohne den ehemaligen Mitstreiter und Bandkumpanen Arjen Lucassen (Ayreon) zu rechnen ist. Das neue Jahr 2009 eröffnet man gleich mit einem Album namens Soul collector. Und wer seinen Spaß an dem Vorgänger hatte, kann auch hier ohne lange zu zögern zugreifen. Denn man folgt der Linie von Back in the ring einfach weiter. Klassischer, knackiger Hard Rock mit Partyattitüde ist nach wie vor das Metier von Vengeance. Und hier macht ihnen auch so schnell niemand was vor.
Nur was Soul collector ein wenig fehlt, ist die Frische und Spritzigkeit, sowie der Überraschungseffekt des Vorgängers. Dabei startet das Album mit einer Reihe Songs, die auch auf früheren Glanztaten wie Arabia oder Take it or leave it zu Höhepunkten gehört hätten. „Cross in the rain“ und „Wait until the sun goes down“ sind schmissige Midtemposongs, „Samurai“ durch seine arabische anmutende Melodieführung quasi der kleine Bruder von „Arabia“ und der Titeltrack „Soul collector“ ein schwerer Stampfer ist, der von der Machart her ein wenig an Gotthards „She goes down“ erinnert. Das macht Laune, auch wenn man sich, wie bereits herauszulesen, ein wenig an anderen Orten hat inspirieren lassen. Das melodische „I never felt that way before“ tönt z.B. auch ein wenig nach Van Halen, besonders in Sachen Gitarrensound, was allerdings nicht die Güte des Lieds mindert.
Denn wirklich schwach ist etwas anderes. So kommen „Dance dance dance“ oder „So many times“ etwas austauschbar herüber. Und auch das ansonsten recht passable „Myspace freak“ wirkt gerade textlich ein wenig lächerlich. Spaßiger, wenn auch nicht epochal sind dagegen die rock ´n rollige Partynummer „Rock and Roll band“ oder das ruhigere und melodischere „What the hell“, welches beweist, dass Vengeance nicht nur voll auf die zwölf können. Das zeigt die Band auch beim abschließenden und halbakustischen „Lean on me“. Durch die Streicher wirkt der Song fast ein bisschen kitschig. Das versucht Leon durch seinen etwas übertrieben inbrünstigen Gesang ein wenig auszugleichen, was ihn nicht unbedingt gelingt. Trotzdem ein passender Abschluss eines gelungenen Hard Rock-Albums, welches keinen Genrefreund wirklich enttäuschen dürfte.
Denn abgesehen von den genannten schwachen Nummern gibt es an Soul collector nicht allzu viel auszusetzen. Der von Michael Voss (Bonfire, Mad Max) gezimmerte Sound drückt ordentlich durch die Boxen, die Band gibt sich spielerisch keine Blöße, auch wenn man auch schon kreativere Gruppen gehört hat. Songwriterische Schützenhilfe bekamen die Holländer auch dieses Mal von Arjen Lucassen (Ayreon), Mat Sinner (Sinner, Primal Fear), Angel Schleifer (Bonfire), sowie ebenso Produzent und Casanova-Mastermind Michael Voss. Sänger Leon Goewie ist eh über allem erhaben und ist nach wie vor mit seiner markanten Stimme das Markenzeichen der Band, ohne welches sie nicht unbedingt aus der großen Masse an Hard Rock-Bands herausragen würde. Aber da die Konkurrenz sowie nicht mehr so groß wie früher ist, dürfte dies kein allzu großes Problem sein. Und deshalb: Daumen nach oben für Vengeance!
Mario Karl
Trackliste |
1 | Cross in the rain | 4:10 |
2 |
Wait until the sun goes down | 3:37 |
3 |
Soul collector | 4:28 |
4 |
Samurai | 4:49 |
5 |
What the hell | 3:47 |
6 |
Myspace freak | 3:39 |
7 |
I never felt that way before | 4:57 |
8 |
Dance dance dance | 4:05 |
9 |
Rock and Roll band | 3:36 |
10 |
So many times | 4:49 |
11 |
Lean on me | 3:38 |
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Besetzung |
Leon Goewie (Vocals)
Barend Courbois (Bass)
Jan Somers (Guitars)
Timo Somers (Guitars)
Erik Stout (Drums)
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