Nihiling
M(e)iosis
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Post Rock, ob mal Alternative- oder mal im Proggewand, scheint momentan einen neuen Beliebtheitshöhepunkt erreicht zu haben. Immer mehr junge Bands versuchen sich hieran und viele versinken im Gleichklang, gähnender Langeweile oder scheitern an ihren eigenen zu hoch gesteckten Ambitionen. Hierzu gehören ganz sicher nicht die Newcomer von Nihiling. Zwar macht auch dieses Sextett einen gewissen Avantgardeanspruch für sich geltend, doch schafft es die Band ihre Vorstellungen in packende Songs zu verpacken. Nach eigenen Angaben reichen die Einflüsse der Musiker von der elektronischen Elite, über instrumentalen Post Rock zu progressivem Metal. Daraus kreieren Nihiling einen Sound der durchaus eine Verwandtschaft zu den Klängen von Kombos wie Aereogramme, Oceansize oder Mogwai aufweist. Spannender Gitarrenrock, der auch immer wieder mit synthetischen Spielereien angewürzt wird.
Doch eine bloße Kopierveranstaltung ist das Debütalbum M(e)iosis glücklicherweise nicht geworden. Dafür scheint der Anspruch von Nihiling, eine eigene Duftnote zu setzen, zu groß zu sein. Auch wenn man sich noch nicht ganz aus der Masse der Vorbilder freischwimmen kann. Dafür muss man der Band attestieren, dass sie mit einer ziemlichen Unbefangenheit und Frische an die Sache herangeht die ansteckt. Zwar ist die CD nicht unbedingt ein Kandidat für die Liebe auf den ersten Blick, doch mit jedem Hördurchlauf wird man mehr in die emotional aufwühlende Welt von Nihiling hineingezogen. Dafür sorgen mitreißende Klangwälle wie beim hittigen „Moth gate“ oder dem massiven „Diaphanous gate“, lange instrumentale und atmosphärische Passagen genauso wie hookbeladene Stücke, sowie das immerwährende Pendeln von äußerst harmonischen und melodischen Passagen hin zu effektreichen Ausbrüchen. Doch übertreiben es Nihiling mit diesem Stilmittel nicht, sondern setzen es sehr effektvoll ein. Wie beim anfangs zwar leisen aber recht beunruhigend wirkenden „Machination“.
Einzeln sind wie bei „Nascent“ Melodiebögen zu hören, welche auch an Tool erinnern. Bei der Atmosphäre von „The world ends with me“ wähnt man gar leichte Porcupine Tree um die Ecke stehen. Allerdings wird es auf M(e)iosis trotz des leidenden, aber nicht übertriebenen Gesangs niemals dauerhaft düster. Denn wenn auch das Gesamtbild nicht wirklich nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt, erscheint doch immer wieder ein Licht am tönenden Firmament und taucht das Ganze in ein möglichst positives Licht, so dass keine Gefahr besteht in deprimierenden Untiefen zu versinken. Eben wie der auf dem Cover abgebildeter Falter, der leicht und ohne Anstrengung durch die Dunkelheit segelt.
Das Niveau welches Nihiling auf ihrem Debütwerk an den Tag legen verlang Respekt ab. Alles wirkt höchst professionell, durchdacht und spielerisch interessant, aber trotzdem nicht kalkuliert oder routiniert. Dafür klingt das Ganze einfach zu ehrlich und lebendig. Seien es überlange und atmosphärische Werke wie das passend betitelte „A flight over an arctic mountain ridge“ oder kurze und prägnante Stücke wie „Cataract“ und „Captives“, die in ähnlicher Form auch von Dredg stammen könnten. M(e)iosis ist ein außergewöhnlich starkes Debüt, das gleichermaßen Bauch und Kopf anspricht. Musikfreunde die nicht unbedingt auf Wegwerfsounds stehen, sollten Nihiling auf jeden Fall antesten. Zusammen mit Dear John Letter gehören sie sicherlich zu den hoffnungsvollsten einheimischen Bands in ihrem Segment.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Unpatient | 2:17 |
2 |
Moth gate | 6:26 |
3 |
Nascent | 6:05 |
4 |
Cataract | 5:51 |
5 |
The world ends with me | 6:41 |
6 |
Diaphanous gate | 4:43 |
7 |
Machination | 5:31 |
8 |
Holworld | 1:50 |
9 |
Captives | 5:39 |
10 |
A flight over an arctic mountain ridge | 8:53 |
11 |
Not even close to your understanding of... | 8:48 |
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Besetzung |
Gorka Lautaro Morales (Vocals, Guitar, Guitar effects, Noise)
Alexandra Steinmetzer (Bass, Noise)
Felix Eggert (Guitar, Noise)
Daniel Szodruch (Drums, Vocals, Laptop)
Andreas Höfler (Guitar, Vocals, Noise)
Kai Jacobsen (Samples, Keys)
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