Musik an sich


Reviews
Mozart, W. A. (Biss)

Klavierkonzerte Nr. 21 und 22


Info
Musikrichtung: Wiener Klassik

VÖ: 23.1.2008

(EMI Classics / EMI / CD DDD / 2008 live / Best. Nr. 50999 2 17270 2 3)

Gesamtspielzeit: 60:58

Internet:

Jonathan Biss

EMI Classics



NACHWUCHS

Der Bedarf der Major-Label an Nachwuchsstars ist unverändert groß, denn mit jungen Gesichtern und unverbrauchten Namen verkaufen sich auch Einspielungen von Werken gut, die eigentlich jeder Fan schon im Plattenschrank hat. Die EMI setzt dabei unter anderem auf den 1980 geborenen, amerikanischen Pianisten Jonathan Biss. Zum coolen, BRAVO-tauglichen Wunderkind eignet sich dieser allerdings weniger. Und seine neueste CD mag man als Hinweis darauf deuten, dass Biss´ Karriereträume auf einem soliden Fundament ruhen und er damit nicht das Schicksal der vielen "Eintagsfliegen" des Klassik-Marktes teilen wird.
Das berühmte C-Dur-Konzert geht Biss unverkrampft und mit großer Spielfreude an. Sein leichter Anschlag führt, gepaart mit fingerfertigen, perlenden Läufen zu einem überwiegend duftigen Gesamteindruck. Biss weiß diesen aber durchaus zur rechten Zeit zu durchbrechen, wenngleich die düsteren Einbrüche noch pointierter herauszuarbeiten wären. Das Andante des Konzerts breitet der Pianist bei nicht zu ruhigem Tempo sanglich aus, bleibt dabei aber überwiegend an der brillanten Oberfläche, weshalb von der mitschwingenden Wehmut wenig zu spüren ist.

Das ambitionierte Konzert Nr. 22 in Es-Dur kommt, wie es scheint, Biss´ Anlagen und Interessen stärker entgegen. Mit ihm wagt Mozart sich kühn bereits weit in die Klangwelten der Romantik voraus und Biss macht daraus keinen Hehl. Im Gegenteil: Er stellt die Abgründe und die dramatischen Momente deutlich heraus, schwelgt dabei aber zugleich immer genüßlich in einem angenehmen Wohlklang.

Außerordentlich gelungen und von musikalischer Gedankentiefe durchdrungen sind die von Biss stammenden Kadenzen im ersten Satz des C-Dur-Konzertes sowie im Es-Dur-Konzert. Ihm gelingt es, nicht lediglich die eigene Virtuosität vorzustellen, sondern den Stücken etwas hinzuzufügen, was sie abrundet und ihnen zugleich einen ganz individuellen Stempel aufdrückt. Biss wählt dabei eine Klangsprache, die Mozart auf einmal ganz nahe an Beethoven und die nachfolgende Musikepoche heranrücken lässt.

Das Orpheus Chamber Orchestra spielt einen präzisen, oft sogar erstaunlich zugespitzten Mozart.

Insgesamt liefert Biss keine CD ab, die der üppigen Diskografie von Mozarts Klavierkonzerten eine gänzlich neue oder andersartige Facette hinzufügen würde, aber doch eine mehr als solide Visitenkarte. Eine Produktion also, die auf die künstlerische Entwicklung des jungen Mannes gespannt sein lässt.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
1 Allegro maestoso 14:19
2 Andante 06:34
3 Allegro vivace assai 06:29

Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482
4 Allegro 12:53
5 Andante 08:58
6 Rodno: Allegro 11:45
Besetzung

Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
1 Allegro maestoso 14:19
2 Andante 06:34
3 Allegro vivace assai 06:29

Klavierkonzert Nr. 22 Es-Dur KV 482
4 Allegro 12:53
5 Andante 08:58
6 Rondo: Allegro 11:45


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>