Blackfield
Blackfield II
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Hendrik Stahl:
Blackfield tauchte 2004 zum ersten Mal im Regal des Plattenhändlers auf, seinerzeit mit dem selbstbetitelten Debüt. Dahinter stecken damals wie heute Porcupine Tree's Mastermind Steven Wilson und der israelische Rockmusiker Aviv Geffen.
Am Rezept hat sich nicht viel verändert: Zehnmal melodischer Retro-Pop mit einem Schuss Progressive und einer geballten Ladung Melancholie. Nur: Wo der Vorgänger noch originell und unverbraucht klang mangelt es Blackfield II schlichtweg an Ideen. Ehrliche, ergreifende Stücke wie "Cloudy Now" sucht man hier vergebens. Der Song "Epidemic", der musikalisch zumindest noch eine gewisse Dramatik zu vermitteln vermag, bleibt leider eine Ausnahme.
So kommt es, dass Blackfield II zwar schon nach einem oder zwei Durchläufen angenehm ins Ohr geht, dort aber bereits nach kurzer Zeit zur harmlosen Hintergrundbeschallung gerät. Wie ein vom Lokalradio abgenudelter Mainstream-Pop-Hit, quasi der "Love is a Rollercoaster" des Progressive Rock.
Nette, gefällige, leider aber weitgehend austauschbare Melodien. Stimmungsvoll und melancholisch zwar, aber eine Weiterentwicklung hat seit Blackfield nicht stattgefunden - ein eher müder Nachfolger.
Mario Karl:
Grundsätzlich kann man Hendrik nicht wirklich widersprechen. Blackfield Nr. 2 ist eine direkte Fortsetzung des ersten Albums ohne kreativ einen allzu großen Schritt in eine neue Richtung zu wagen. Eigentlich ungewöhnlich für einen Kreativling wie Steven Wilson. Aber ist das ein Grund die Musik gleich abzustrafen, zumal man sich hier abermals spielerisch und produktionstechnisch keine Blöße gibt? (aber das haben wir auch ehrlich nicht anders erwartet, oder?) Andere Bands werden schließlich jahre- oder gar jahrzehntelang dafür gefeiert immer dasselbe zu tun.
Auch ich ordnete das Album anfangs eher in die Kategorien "belanglos" oder "ganz nett" ein und legte es erst einmal für einige Zeit zur Seite und beachtete es nicht weiter. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Denn die anfangs so beliebig und austauschbar erscheinenden melancholischen Melodien auf Blackfield II entfalteten nach längerer Einwirkzeit ihre volle Pracht und entpuppten sich als schon fast typische Porcupine Tree-Songs im Popgewand. Nur steht hier statt Gitarrensounds und Effektspielereien harmonisches und komprimiertes Songwriting unterstützt von Piano- und Streicheruntermalung im Vordergrund. Dieses ist, zugegeben, nicht wirklich epochal, aber doch ein ganzes Stück davon entfernt im heutzutage typischen Radioeinheitsbrei zu versinken. Denn seien wir ehrlich, würden unsere Programmredakteure etwas mehr Mut an den Tag legen, würden Blackfield einen interessanten Farbtupfer in der so abwechslungsarmen deutschen Rundfunklandschaft darstellen.
Dafür sorgen neben dem erwähnten „Epidemic“ insbesonders „End of the world“, „Miss U“ oder das Porcupine Tree-Überbleibsel „Christenings“. Problem an dem Album ist nur, wie generell bei Blackfield, der relative Gleichklang der einzelnen Songs. Also bei weitem keine Prog-CD, sondern eher ein schönes Feierabendalbum.
Also insgesamt gesehen zwar keine wirklich Enttäuschung. Eher eine Art Stagnation. Für den nächsten Anlauf wünschen wir uns etwas mehr Mut. Denn Potential steckt in den beiden bekanntlich mehr als genug. Und vielleicht kann der israelische Superstar Aviv Geffen in Zukunft seine hebräischen Wurzeln mehr einbringen.
Hendrik Stahl / Mario Karl
Trackliste |
1 | Once | 4:03 |
2 | 1.000 People | 3:54 |
3 | Miss U | 4:13 |
4 | Christenings | 4:37 |
5 | This Killer | 4:06 |
6 | Epidemic | 4:59 |
7 | My Gift of Silence | 4:05 |
8 | End of the World | 5:13 |
9 | Some Day | 4:22 |
10 | Where is my Love? | 2:59 |
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Besetzung |
Steven Wilson (v, g) Aviv Geffen (v) Daniel Salomon (key) Seffy Efrati (b) Tomer Z (dr)
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