Vivaldi, A. (Jaroussky)
Heroes (Opernarien)
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Info |
Musikrichtung:
Barock / Recital
VÖ: 19.01.2007
Virgin Classics / EMI (CD, DDD (AD: 2006) / Best.nr. 00946 363414 2 2)
Gesamtspielzeit: 63:08
Internet:
Virgin Classics
Ensemble Matheus
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DER NEUE STERN AM COUNTERHIMMEL
Die Notwendigkeiten (?) des Marketings gehen auch an einem Countertenor wie Philippe Jaroussky nicht spurlos vorüber und so wird er auf dem Cover und im Booklet seines neuen, zweiten Vivaldi-Recitals (vgl. auch die frühere Besprechung) wie ein Popstar präsentiert: Mal in cooler, mal in freundschaftlich-zweideutiger Pose mit dem Dirigenten Jean-Christophe Spinosi.
Doch ganz unabhängig von dem, was Fotografie und PR vermögen, hat Jaroussky augenblicklich tatsächlich stimmlich mehr zu bieten, als die meisten Kollegen seines Fachs. Seine Stimme ist noch immer von jugendlicher Frische, hat aber in den letzten ein bis zwei Jahren einen Reifeprozess durchlaufen, in dessen Folge sie zugleich wesentlich körperlicher und sinnlicher erscheint. Dabei sucht man die Farbverfälschungen und hysterischen Übertreibungen, die den Counterstimmen sonst so oft eigen sind, bei ihm vergeblich. Jaroussky intoniert präzise und hat genügend vokalen Spielraum, um über die bloße Tongebung hinaus auch noch für eine differenzierte Ausdeutung des Text- und Affektgehalts der barocken Arien zu sorgen.
Anders wäre ein reines Vivaldi-Arien-Countertenor-Recital auch kaum zu ertragen. So aber gewinnt der Solist den Stücken immer wieder neue Facetten ab und verlässt sich nicht auf bloße Virtuosität. Dass ihm diese gleichwohl zu Gebote steht, stellt er gleich mit dem ersten Stück, der halsbrecherischen Arie "Se in ogni guardo" unter Beweis. Es stockt einem der Atem bei dieser Aneinanderreihung stimmlicher Kunststückchen, aber Jaroussky absolviert den Drahtseilakt sicher, obwohl Jean-Christophe Spinosi den Sänger, wie auch sein brillant agierendes Ensemble Matheus auch noch mit größtem Verve vorantreibt.
Solche Bravoustücke wechseln mit den lyrischeren Arien auf der CD in kluger Reihenfolge einander ab. Sein stimmliches Potential kann Jaroussky eigentlich erst bei diesen langsameren, verträumten Werken so richtig ausreizen und hier gelingen ihm viele anrührend schöne, intensive Passage; Spinosi lässt hierfür genügend Raum und nimmt sich und den Orchesterpart in solchen Momenten gut zurück. In den hochdramatischen Stücken macht sich Jarousskys gewachsene Erfahrung bemerkbar, indem er dem Wechselspiel zwischen Spannung und Ausdruck größte Aufmerksamkeit zuteil werden lässt.
Neben vielem, was den Vivaldi-Fans schon aus der Serie von Opernaufnahmen beim Label Naive bekannt ist, finden sich auf der Einspielung auch weitgehend unbekannte Perlen, etwa aus den Opern "Demofoonte", "Farnace" oder dem Opernfragment "Tieteberga". Den Vergleich mit den Mezzo-, Alt- und Counterstimmen in den erwähnten Gesamteinspielungen braucht Jaroussky dank der vorgenannten Qualitäten nicht zu scheuen, sondern schneidet in der Intensität des Ausdrucks und der Reinheit der Tongebung zumeist deutlich besser ab, als seine Konkurrenten/-innen.
Es ist zu hoffen, dass uns dieser stimmliche Lichtblick im kritischen Counterstimmfach noch lange in solch hoher Qualität erhalten bleibt.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1 Se ogni guardo (Orlando finto pazzo) 03:11 2 Vedro con mio diletto (Giustino) 05:11 3 Frema pur, si lagni Roma (Ottone in villa) 04:24 4 Mentre dormi amor formenti (L´Olimpiade) 07:42 5-6 Vanne perfida... Frà le procelle (tito Manlio) 05:04 7 Sovente il sole (Andromeda liberata) 09:23 8 Sperai vicino il lido (Demofoonte) 05:36 9-10 Deh perché... Bel riposa de´mortali (Giustino) 04:15 11 Farao la mia spada (Il Tigrane) 02:44 12 Sento in sena (Tieteberga) 04:06 13 Cara sposa (Orlando furioso) 02:41 14 Perdona a figlio amato (Farnace) 06:29 15 Alla rosa ruggiadosa (Orlando finto pazzo) 02:22 |
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Besetzung |
Philippe Jaroussky, Countertenor
Ensemble Matheus Ltg. Jean-Christophe Spinosi
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