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Artikel
"Er wäre Landwirt geworden. Das sagt dann wohl alles!“ - EL*KE




Info
Gesprächspartner: El*ke

Zeit: 06.12.2005

Ort: Bamberg

Interview: Face 2 Face

Stil: Punk'N'Roll


Frohen Mutes und mit bescheidenen Wünschen, nämlich der Hoffnung auf ein paar mehr Zuschauer im Live-Club zu Bamberg, so präsentierten sich die drei Mitglieder der Berliner Band El*ke im Gespräch mit Musikansich. Ganz unaufgeregt und relaxt erzählten sie von Essen bei Mutti, Großstädten und Ein-Mann-Konzerten…

MAS:
Hallo, klassische Frage zum Einstieg: Was erwartet ihr vom heutigen Abend?

Martin:
Noch mehr Publikum!

Peter:
Ja, noch mehr Publikum und einen guten Auftritt. Ist auch der letzte von unserer eigenen Tour, also der letzte Auftritt von unserer Wilder-Westen-Tour.

MAS:
Ihr wart den ganzen Oktober auf Tour und davor ja auch relativ lang. In eurem Tagebuch berichtet ihr ja dann auch von zwiespältigen Erlebnissen. Z.B. in Regensburg in einem großen Club mit ganz wenig Leuten, in Leipzig volles Haus mit 250 Leuten. Gab’s ein Erlebnis beim Touren, das euch auch durch die schwierigeren Momente geholfen hat, also ein Highlight an dem man sich dann hochziehen kann?

Peter:
Auf jeden Fall! Köln z.B. Also was uns aufgefallen ist, dass in den ganzen Medienstädten, wo wir dachten, dass da nicht so viele sind, es immer voll war. In Köln sind die Leute echt abgegangen, in München und Hamburg auch. Das fanden wir echt lustig, weil wir dachten es läuft eigentlich eher auf die kleinen Sachen raus, also auf Städte, die nicht so groß sind, aber es war dann eher das Gegenteil.
Aber dann gab’s auch einen Auftritt, bei dem ein zahlender Gast war, insgesamt neun Leute, das war ein ganz kleines Dorf. Das war dann wohl eher so ein „Tieflight“…

MAS:
Eure Entstehungsgeschichte war ja nicht so ganz einfach, im Gegensatz zu Bands, die gründen sich und werden gleich gesignt. Seid ihr im Nachhinein vielleicht auch froh, dass es Tiefen gab, auch im Hinblick auf eure textliche Entwicklung?

Peter:
Auf jeden Fall!

Martin:
Gut, mit El*ke ging’s ja trotzdem relativ schnell. Wir kennen uns halt schon tierisch lange und machen lange Musik zusammen, aber El*ke gibt’s im Prinzip ja erst seit drei Jahren. Also einen Plattenvertrag in zwei Jahren an Land zu ziehen ist echt geil.

Peter:
Dann auch deutsche Texte und so. Wir haben alles umgeschmissen, also zu dritt weitergemacht. Eigentlich sind wir zwei Gitarristen, aber dann haben wir getauscht und gewechselt und so weiter. Wir finden auch das ist schon genug Erfolg, den wir haben! Wir machen dann bald die nächste Platte, darauf freuen wir uns und hoffen, dass sie noch besser wird.

MAS:
In einer Beschreibung der Plattenfirma ist als der entscheidende Schritt eurer Umzug nach Berlin genannt worden. Aber glaubt ihr, dass ihr jetzt auch gemeinsam Musik machen würdet, wenn ihr schon die ganze Zeit in einer Stadt wie Berlin gewesen wärt und viel mehr Möglichkeiten und andere Projekte gehabt hättet? War es also vielleicht ganz gut in der „Provinz“ zu sein und gemeinsam so lange etwas zu machen…?

Peter:
Ich denke schon. Sonst würde es uns wahrscheinlich gar nicht mehr geben.

Martin:
Wir fahren ja auch immer wieder zurück nach Meppen um dort Songs zu schreiben.

Peter:
Da ist schon der Kern. Da kommen wir her, da gehen wir immer wieder hin und dann wird bei Muddi gefuttert, wir schreiben Songs und so. Also für Berlin haben wir uns vor drei Jahren entschieden, weil dort wo wir herkommen nix los ist, weil da nichts geht. Weil wir schon vorher zehn Jahre Musik gemacht haben und da einfach nix bei rumgekommen ist. Dann sind wir nach Berlin und da ging von Anfang gleich vielmehr.

MAS:
Ihr seid ja jetzt beim Label it.sounds und im Vertrieb von BMG. Setzt ihr euch dann manchmal unter Druck, so im Sinne von: Jetzt haben wir einen Plattenvertrag, jetzt dürfen wir’s nicht vergeigen…?“

Peter:
Nein, das ist total locker. Also wir sind ja nicht bei einem Major, sondern das ist nur der Vertrieb. Unsere Firma ist ganz klein, da sind nur drei Mitarbeiter, die drei, vier Acts betreuen und wir sind ein Teil davon. Das ist alles ganz intim, das ist ganz geil. Wir finden es gut so wie es ist. Dadurch sind wir nicht nur eine Nummer von vielen, sondern es wird mit ganz viel Sorgfalt gearbeitet. Das ist einfach eine Plattenfirma mit Seele.

MAS:
Euer Album ist seit vier Monaten draußen. Wurden eure Erwartungen erfüllt, also jetzt mal unabhängig von den Verkaufszahlen. Also wenn ihr euer Werk mit dem zeitlichen Abstand betrachtet, dass ihr immer noch sagen könnt: Ja, das ist das, was wir machen wollten…

Martin:
Denk ich schon. Also das zweite Album wird nicht unbedingt wahnsinnig anders werden. Da wollen wir natürlich noch einen draufsetzen, aber das, was wir jetzt mit dem Album gemacht haben, das ist schon so wie wir uns das vorgestellt haben.

Peter:
Also ganz ehrlich gesagt, war es am Anfang auch erstmal ziemlich egal. Wie gesagt: Wir hängen seit dreizehn Jahren zusammen rum und machen gemeinsam Mucke und das war das erste Mal, dass wir überhaupt ein Album hatten, das erste Mal, dass überhaupt was von uns rausgekommen ist. Und wie viele Leute das jetzt kaufen oder ob das jetzt ein Knaller wird, war uns echt scheißegal. Uns ging es erstmal darum: Wir haben jetzt eine Platte gemacht! Wir hängen schon so lange zusammen rum und haben es nie geschafft eine eigene Platte an den Start zu bekommen und das haben wir jetzt endlich geschafft! Das war das primäre Ding. Alles andere, was dazukommt, ist natürlich auch super. Wir fahren irgendwo hin, da sind Leute, die können sogar Texte mitsingen! Wir wissen, wir sind auf dem richtigen Weg und mit der nächsten Platte, da setzen wir eben noch einen drauf, was Songs und Texte betrifft.

MAS:
Ihr wurdet von Olaf O.P.A.L produziert, der auch schon mit Slut, Die Sterne oder Liqiudo zusammengearbeitet hat. Wie wichtig war diese Erfahrung für euch?

Martin:
Durch die Produktion haben wir erst so richtig mitgekriegt, was er schon alles gemacht hat. Wir kannten ihn eigentlich nur von dieser Notwist-Sache. Ist zwar nicht so unsere Musik, aber finden wir auch schon gut. Aber alles andere, was er auch schon so gemacht hat, das haben wir erst beim Aufnehmen erfahren.

Peter:
Wir haben zusammen mit ihm auch schon einen Elke-Song kreiert, insofern war er schon wichtig für uns. Er hat aber nicht dazwischengeredet, sondern hat uns erstmal machen lassen und ist erst eingeschritten wenn er dachte: „Oh, das ist aber nicht geil.“ Das ist auch seine Stärke. Dass er die Bands machen lässt und nicht sofort reinredet was man machen soll. Und einen fetten Sound macht er!

MAS:
Als Beschreibung eurer Musik hab ich den Begriff „Punk´n Roll“ gelesen. Unabhängig wie treffend die Bezeichnung ist und was ihr jetzt gerade macht, könntet ihr euch vorstellen, in Zukunft andere Musikstile zu zitieren oder gibt es andere Musikrichtungen, die euch ansprechen und inspirieren könnten?

Peter:
Wir werden bestimmt auch mal ein paar ruhige Nummern schreiben. Oder nur was Akustisches machen. Oder, keine Ahnung, da sind wir echt offen und legen uns nicht fest. Wir sind zwar eine Drei-Mann-Band, aber mal einen Song zu machen, bei dem man ein anderes Instrument benutzt, warum nicht?!

MAS:
Glaubt ihr, dass die größere Aufmerksamkeit für deutsche Bands einer der Gründe ist, dass ihr heute Abend hier spielt, bzw. auf Tour gehen könnt? Oder seht ihr das gar nicht so, dass der Stellenwert deutscher Bands und von deutschen Texten wirklich gestiegen ist?

Peter:
Da haben wir ehrlich gesagt, noch nicht so drüber nachgedacht! Es kann gut sein, dass im Moment oder letztes Jahr vor allem, ich weiß nicht wie es nächstes Jahr so ist, mehr draufgehört wird: ist eine deutsche Band, was hat sie für Texte,…
Aber das war uns eigentlich immer egal. Da haben wir uns nicht so sehr Gedanken gemacht. Für uns war es wichtig, so authentisch wie möglich zu sein und das geht mit deutschen Texten einfach am Besten. Wir können Englisch nicht als Muttersprache – gut, wir haben jetzt ein Stück mit englischem Refrain, beim nächsten Album vielleicht dann mehr – und nur Englisch, das wäre nicht mehr so authentisch wie möglich.

Martin:
Ich glaube schon, dass es nicht grad unhilfreich ist, wenn man gerade was auf Deutsch macht. Es wird einfach sehr viel auf Deutsch gehört. Immer noch. Das geht ja schon seit zwei Jahren so…

MAS:
Ich hab mal ein Lied rausgesucht, “Bring mich ans Meer“, bei dem es um die Sehnsucht nach einen anderen Ort oder um ein anderes Leben, aber auch um die gleichzeitige Unterdrückung dieser Wünsche geht. Dadurch, dass sich euer Traum erfüllt hat Musik machen zu können, seid ihr jetzt immun gegen Sehnsüchte, oder geht das gar nicht? Nach was strebt ihr noch?

Peter:
Klar hat man Sehnsüchte. Also Frauen, Sex, Alkohol, was weiß ich. Das sind ja ganz normale Wünsche, das ist ja auch was. Jeder hat eine Sehnsucht nach irgendwas, was er nicht hat. Das wird nie weg sein. Der Text bezieht sich ja auch mehr auf unsere Anfänge, zu der Zeit, als wir den Song geschrieben haben.

MAS:
Abschlussfrage: Was wäre ohne Elke mit euch passiert? Wollt ihr euch das vorstellen?


[Aus dem Hintergrund ruft „Mücke“: Landwirtschaft]

Martin:
Er wäre mein Knecht geworden. [Alle lachen]

Peter:
Keine Ahnung. Trotzdem Musik. Geht gar nicht anders. Kann ich mir nicht vorstellen.

Martin:
Ich wäre bestimmt auch 30 geworden.

Peter:
Also er wäre Landwirt geworden [zeigt auf Martin]. Das sagt dann wohl alles!

MAS:
Dann vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.



Alexander Kitterer


In dieser Ausgabe findet ihr auch einen Bericht zum El*ke-Konzert in Bamberg.



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