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Artikel
EXEMPTION von der Elbe - Hard Rock-Riffs und Alltagsglaube




Info
Gesprächspartner: Carsten Witt (links)

Zeit: .1...06.

Ort: Berlin - Brunsbüttel

Interview: E-Mail

Stil: Hard Rock

Internet:
http://www.exemption.de

In unserer November-Ausgabe haben wir berichtet, dass die frommen Hard Rocker Exemption aus Brunsbüttel am Halbfinale des „23. Bundesrock- & Popfestival / Deutscher Rock-& Pop-Preis 2005“ teilgenommen haben. Der Riesenerfolg ist es zwar nicht geworden. “Wir haben uns aus den 64 Teilnehmern der Kategorie „Rock“ leider nicht herausheben können.“ gibt Gitarrist Carsten zu. Der Versuch war für Norbert von Fransecky dennoch Grund genug, sich das Wichtigste über die Band erzählen zu lassen, die beim Kirchentag im letzten Jahr eine sehr gute Figur gemacht hat.

MAS: Wie sah der Weg zum Halbfinale aus? Gab es Vorentscheide?

Carsten: Wir hatten uns im Vorfeld per CD mit dem Song “Kind“ um die Teilnahme am Deutschen Rock-& Pop-Preis 2005 beworben. Der Vorentscheid lief über eine Jury, die dann anhand verschiedener Kriterien – wie Textinhalt, Arrangement, etc. – die Halbfinalisten ausgesiebt hat.

MAS: Da „musikansich.de“ einen kleinen Beitrag zu Eurem Engagement geliefert hat, muss natürlich die Frage gestellt werden, was Euch dazu gebracht hat, am Award teilzunehmen.

Carsten: Aufgrund der Teilnahme am Kirchentag in Hannover hatten wir uns dazu entschieden unser aktuelles Material auf CD zu brennen. Es ging lediglich darum, für den interessierten Hörer etwas greifbar zu haben. Wir waren deshalb umso mehr über die ehrliche und für uns doch positive Bewertung überrascht – insbesondere eure sehr löbliche Heraushebung des Songs „Kind“. Dieser Song ging dann auch als Bewerbung raus.

MAS: Musikalisch spielt ihr recht traditionellen Hard Rock im 80er Jahre-Stil. An welchen Bands orientiert Ihr Euch?

Carsten: In unseren Anfangsjahren haben wir uns stark an bekannten „christlichen Bands“ wie „Petra“, „Stryper“ oder „Rez-Band“ (vormals Resurrection Band; NvF) orientiert. Heute prägen die bevorzugten persönlichen Musikstile – von DC Talk über Deep Purple bis Lothar Kosse - das Gesamtbild der Band.
Naja, und das hört sich dann eben wie „traditioneller Hard Rock im 80er Jahre-Stil“ an.

MAS: Textlich läuft es bei euch aber nicht ganz so traditionell…

Carsten: Wenn es um Texte der 80er Hard-Rocker geht, denkt man vielleicht an Whitesnake’s „Wine, Women and Song“. (Ein Stück, das leider auf der aktuellen Whitesnake-Live-DVD fehlt; NvF) Mag sein, dass diese Inhalte für damals traditionell waren.
Damit identifizieren wir uns nicht. Unsere Textinhalte spiegeln in erster Linie unsere persönlichen Erfahrungen mit dem christlichen Glauben wieder.

MAS: Wo setzt ihr inhaltliche Schwerpunke (Mission, Lobpreis, Glaube im Alltag, ....)?

Carsten: Glaube im Alltag – das trifft es ganz gut. Jeder von uns ist in seiner Beziehung zu Jesus Christus anders geprägt. Wir brauchen jede Art von Gottesbegegnung - ob Lobpreis, Jugend-Event, missionarische Aktion oder einfach in der Schule, bei der Arbeit oder wo auch immer.
Unser Motto lautet: Gott ist im Alltag erfahrbar!

MAS: Was wollt ihr mit euern Texten erreichen?

Carsten: Das, was jeder Musiker versucht – dass man ihm zuhört! Mehr eigentlich nicht. Aber über dieses Zuhören kommen wir nach einem Konzert oft mit dem Publikum ins Gespräch.

MAS: Spielt ihr im Wesentlichen vor einem kirchlichen Publikum, oder primär in „normalen“ Clubs?

Carsten: Weder noch oder sowohl als auch. Wir spielen immer gerne dort, wo man bereit ist, sich zu begegnen – musikalisch hopsend oder textlich austauschend. Und das kann sehr wohl in einer Kirche als auch in einer Kneipe sein.

MAS: Bei christlichen Bands wähnt man sofort, dass die Band aus einem Religionslehrer, zwei Diakonen, einem Jugendpfarrer und einer Erzieherin im ev. Kindergarten besteht. Wie sieht das bei Exemption aus? (Bitte ganz schnell KURZ-Portraits der Mitglieder)

Carsten: Thorsten Gehrke: Bass/ Gesang; Berufsschullehrer (u.a. Religion)
Stephan Gehrke: Gitarre/ Gesang; Finanzberater (Kirchenvorstand)
Knut Schönhoff: Schlagzeug; Chemiefacharbeiter
Carsten Witt: Gitarre/ Gesang; Bauzeichner (Gemeindevorstand, Jugendleiter)
Kenny Gorny: Keyboard; Schüler

MAS: Dass die Diakone etc sich auch nach der Jugendgruppenzeit christlich darstellen, ist nahe liegend. Die meisten anderen Jugendlichen verstummen in dieser Hinsicht auf dem Weg in den Alltag des Erwachsenseins. Was hat euch „bei der Stange“ gehalten?

Diskografie
1989 – Exemption (Tape)
1990 - Under the Sign of the Cross (Tape)
1992 – III (Tape)
1994 – IV (Tape)
2001 - A happy Outcome is worth... (CD)
2004 - Demo 04 (CD)
2005 - "What's up?" (CD)
Carsten: Unsere Freundschaft! Wir haben uns 1982 (bis auf Kenny, der 2004 dazu kam) in einer Jugendgruppe der Baptisten kennen gelernt. Dort hat sich auch die Begeisterung für Musik entwickelt. Das Fundament des gemeinsamen Glaubens und unsere Freundschaft haben uns, trotz musikalischer Durststrecken, bei der Stange gehalten.

MAS: Ein Blick in eure Discographie offenbart aber einen breiten Graben zwischen 1994 und 2001.

Carsten: Nach der Pause von 1994 - 2001 wurden wir schon mehrfach gefragt.
Ab 1992 gab es familiäre Umbrüche. Wir alle haben um diesen Zeitraum herum geheiratet. 1994 bin ich mit meiner Frau nach Augsburg gezogen, um dort ein dreijähriges Bibelschulstudium zu absolvieren. Aufgrund der räumlichen Trennung und der familiären Situationen wurde der Ball (bandtechnisch) sehr flach gehalten. Wir hatten uns schon das Ziel gesetzt: Entweder alle oder keiner! und mussten deshalb über neue Ansätze nachdenken. Im Laufe der Zeit hatten wir das austauschtechnisch gut in den Griff bekommen - Post macht es möglich (heute E-Mail) - sodass wir in dieser Zeit trotzdem Konzerte fahren konnten und 1995 und 1997 jeweils auf dem Kirchentag dabei waren. Der Kirchentag und Studiobesuch im Jahr 2001 hatte uns allerdings einen neuen Kick gegeben, das Level noch mal zu erhöhen. Tja und so sind wir seid dem, langsam (ist relativ) aber stetig dabei fortschrittliche Entwicklungen zu machen. Wohlgemerkt als "Hobby-Band".

MAS: Welchen Stellenwert nimmt die Band in eurem Leben neben Familie und Beruf ein?

Carsten: Diese Definition ist eine der schwierigsten. Jahrelang haben wir über die unterschiedlichen Ansichten zu diesem Punkt diskutiert und waren auch manchmal nahe am Bruch (der Band als auch der Freundschaft). Seit längerer Zeit leben wir sehr gut mit dem Kompromiss, dass die jeweiligen Prioritäten der Familie/Beruf eindeutig Vorrang haben, und wir uns über die Schnittmenge „Band“ freuen und sie auch so nutzen.

MAS: Als 17-jähriger Mucker träumt man ja oft davon, der nächste Springsteen oder Blackmore zu sein. Ihr steht bereits in gereiften Jahren und habt entsprechende „Erwerbsbiographien“ im Hintergrund. Was habt ihr für Visionen? Kann oder soll die Band noch einmal ein echter Schwerpunkt werden?

Carsten: Unsere Vision ist, mit 70 noch auf der Bühne zu stehen (oder zu sitzen). Haha – das war kein Scherz! Die Band ist ein Teil unseres Lebens – eben genauso wie die Familie, der Beruf oder stell Dir irgendetwas Wichtiges in Deinem Leben vor. Wie lange Gott es uns einräumt diesen Weg gemeinsam zu gehen wissen wir nicht, aber solange wir gehen können – gehen wir!

MAS: Last but not least. Welche Karriereschritte liegen bereits hinter Exemption?

Carsten: Tja, was erzählt man da? Wir proben immer noch im Keller einer Grundschule, haben seit mindestens 15 Jahren dasselbe Equipment und kopieren unsere CDs immer noch selber.
Trotzdem gibt es eine Reihe von Erfahrungen, an die wir uns gerne erinnern und von denen wir immer noch profitieren.
- Motorradgottesdienst in Hamburg vor 15000 Zuschauern – Konzert in Wesel vor 15 Zuschauern (da ging die Post ab) – Studioaufenthalt (mit Ingo Hassenstein oder Björn Mummert) – Deutschlandweite Konzerte -

MAS: Zum Abschluss der Werbeblock. Was kann der neugierige Mensch bei Euch bestellen – CDs, DVDs, T-Shirts, Exemption-Gummipuppen, ….????

Carsten: Leider nicht viel. Auf unserer Homepage kann man sich besagte CD What’s up? bestellen. (Review: MAS Juli 2005; Red.) Bei mir liegt noch ein getragenes T-Shirt vom letzten Festival und in unserem Proberaum liegen noch eine Reihe verschiedenster Sammlerobjekte.
Trotzdem vielen Dank für das Angebot.
Und vor allem – vielen Dank für das Interview!

Norbert von Fransecky


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