Caspar van Meel Quintet
On The Edge
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Heute führt uns der Weg wieder in die Niederlande. Von dort stammt der Namensgeber dieses Quintetts, der Bassist, Arrangeur und Komponist Caspar van Meel.
Der Träger mehrerer renommierter Auszeichnungen arbeitete mit namhaften Musikern und Ensembles zusammen, kurz genannt seien hier Philip Catherine, Gerd Dudek oder die WDR Big Band. Doch nun hat er mit seiner eigenen Formation die Platte On The Edge vorgelegt, ein Titel, der Mutmassungen zulässt. Am Rande wovon bewegt sich die Musik?
Nun, man kann das interpretieren, wie man möchte. Denn klar zu definieren, um eine bestimmte Schublade auszuwählen, ist der Sound nicht unbedingt, wenngleich er auch nicht ungewöhnlich erscheint. Aber gewöhnlich auch nicht, also - es ist schon besonders, was das Quintett vorlegt. Die Besonderheit besteht am ehesten in der Vielfalt und der Mischung. Allen voran die Mischung aus komplexen Kompositionen, ausgeklügelten Arrangements und das auf dem Boden zwischen intellektuellem Ansatz und leidenschaftlich ausgedrücktem Spiel.
Daher - Fusion in weitestem Sinne, gleich von Beginn an, der Titelsong, eine kurze Pianoeinleitung, schnell ein funky Thema aufgreifend, vom Schlagzeug angetrieben und vom Bass geschmeidig verbunden. Hier verschmelzen rasch Elemente des Hard Bop mit solchen aus dem Soul Jazz der Sechziger und einem versetzt wirkenden Rhythmus, der Anzeichen der ersten Fusion-Experimente in sich trägt. Ein grandioser Auftakt! Denis Gäbel war mir vor vier Jahren bereits mit der Musik seiner EP "Ronda" sehr positiv aufgefallen, besonders sein exquisites, emotionales und engagiertes Spiel. Auch hier zählt er für mich zu einem wichtigen prägenden Faktor der Musik.
"For Erik" ist nun eine Ballade, angeführt von Tobias Wember an der Posaune, und auch er ist ein Musiker, der mir sehr angenehm auffiel durch das Subway Jazz Orchestra. Sein weiches Spiel passt wunderbar zu diesem Stück, und ganz besonders ist es hier van Meel mit seinem Spiel und insbesondere mit seinem Solo, der dem Inhalt eine besondere Note verleiht.
Die Mischung aus traditionell eingefärbtem Jazz, Aufbruchstimmung und zeitgenössischen Klängen kommt gut an, weil sie sehr lebendig ist und auch abwechslungsreich, zwischen wild treibenden Passagen zu ruhigen lyrischen Momenten bewegt sich die Musik voller Melodik und schöner Harmonien, gelegentlich mit einem Hang zum Rock ganz dezent unterlegt und auch vor Ausflügen zarter zu Latin-Stimmung ("Caterpillar") wird nicht Halt gemacht.
Allen Songs gemein ist diese mitunter spirituell anmutende Spielfreude, diese enorme Gelassenheit auf hohem Niveau, hier höre ich ganz besonders "Cataclysm", so dass dieser von den Interpreten erzeugte Funke rasch auf Zuhörer/innen überspringen kann. Eine kopflastige Blockierung verspüre ich zu keiner Zeit. Und so ist es schon schade, wenn nach gut 52 Minuten das bereits letzte Stück mit "Bokonon's Dance" durch die Konversation zwischen Saxofon und Posaune eingeleitet wird. Hier fühle ich nun ganz tief im Hard Bop verortet, ein mitreissender Swing, eine tolle Bass-Sequenz mit einem kurzen Solo, eine ständig vibrierende Atmosphäre, eine Stimmung, die unter die Haut geht, und die man jetzt am liebsten live erleben möchte.
Also - moderner Jazz voller Leidenschaft von engagierten Musikern, die es verstehen, ein prächtiges "Bauchgefühl" zu vermitteln, ach - und zu guter Letzt noch einmal ein mitreissendes Solo von Denis Gäbel, locker aus dem Ärmel geschüttelt, frech und einfallsreich im Ausdruck, wie eigentlich die Musik und die Musiker der ganzen Platte!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 On The Edge (7:08)
2 For Erik (6:18)
3 Haeccity (4:43)
4 Creole (5:49)
5 Cataclysm (7:27)
6 Godess Eye (4:50)
7 Boca Abajo (9:16)
8 Caterpillar (6:32
9 Bokonon´s Dance (7:55)
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Besetzung |
Caspar van Meel (double bass)
Denis Gäbel (tenor saxophone)
Tobias Wember (trombone)
Roman Babik (piano, Fender Rhodes)
Niklas Walter (drums)
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